Nationalstolz - nationale Identität in Deutschland

Kommunalwahlen, Meinungsumfragen, Konflikte, Religionen, Ereignisse

Moderator: Barbarossa

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Paul:
Natürlich hat Noswell recht, das es neben der Staatsbürgerschaft noch eine Identität gibt, die nicht nur in direktem Zusammenhang mit der Staatsbürgerschaft steht. Diese Identität ist abhängig von vielen Faktoren z.B. dem Elternhaus und wo man wie aufwächst. Über diese Identität kann nur jeder selbst entscheiden.
Natürlich kann sich jeder als das fühlen, was er will. Das ist dann aber nur eine ideelle Vorstellung, denn in der Praxis braucht man eben einen Personalausweis, Reisepass, behördliche Dokumente, also eine bestimmte Staatsbürgerschaft, ob dies einem gefällt oder nicht.
Ein staatenloser Kosmopolit ist die schlechteste Alternative dazu, denn die sind in der Regel gezwungen, sich nur an einem bestimmten Ort aufzuhalten, weil für sie alle Grenzen geschlossen sind, man also in der Realität gar kein Kosmopolit sein kann.
In den Heimen der Asylbewerber gibt es Personen, deren Staatsangehörigkeit unbekannt ist. Wer sich mit ihren Lebensverhältnissen beschäftigt, wird schnell feststellen, dass dies kein erstrebenswerter Zustand ist.
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Barbarossa
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dieter hat geschrieben:...
ich bin grundsätzlich gegen das Aufstellen jeglicher nationaler Flaggen, war auch sehr befremdet, als unser Sohn, bei der WM 2006 eine deutsche Flagge aufstellte. Nationalismus hat bisher keinem Land etwas gebracht. :wink:
Da hättest du mal sehen sollen, wie oft ich 1990 geflaggt habe. Bei der gewonnenen Volkskammerwahl am 18. März, bei der Währungsumstellung auf DM, zur Deutschen Einheit am 3. Oktober und als Deutschland Fußball-Weltmeister wurde - also alleine in dem Jahr 4x. :mrgreen: (die bundesdeutsche Flagge schon vor der Einheit, wohlbermerkt :D )
Ich sehe nichts verwerfliches daran, Nationalstolz zu demonstrieren solange es beim Patriotismus bleibt und nicht in Nationalismus umschlägt. Darum kann ich auch das Argument der angesprochenen Journalistin nicht akzeptieren, denn zur Nationalhymne wurde ja einzig die 3. Strophe des Deutschlandliedes erklärt und keine andere. Aber wenn man als Deutscher immer wieder mit der Nase auf die Geschichte gestubst wird, dann erklärt sich auch das verschobene bis völlig verdrängte Verhältnis vieler Deutscher zum Nationalstolz und der daraus folgende Minderwertigkeitskomplex, den ich da wirklich zu erkennen glaube.
Aber es ist eben auch nicht "feine englische Art", so zu argumentieren.
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Renegat
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Naja Barbarossa, ich möchte dir psychologisch nicht zu nahe treten aber bist du sicher, dass du nicht aus ähnlichen Gründen so ausgiebig geflaggt hast, wie die Dänen in Schleswig-Holstein?
Ich würde in die Flaggerei zur Fußball-WM in D auch nicht zu viel hineininterpretieren. Die jüngere Generation hat sich das Flaggen von den Nachbarn abgeguckt. Was willst du auch machen als Fußball-Fan bei Länderspielen?
Bei Bundesligaspielen laufen die Fans ja schon lange mit den Vereinsfarben rum, das gehört zum Spaß. Leider auch das Aufbauen von Feindbildern gegenüber Konkurrenzvereinen.
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:Naja Barbarossa, ich möchte dir psychologisch nicht zu nahe treten aber bist du sicher, dass du nicht aus ähnlichen Gründen so ausgiebig geflaggt hast, wie die Dänen in Schleswig-Holstein?
...
Das weiß ich nicht. Wenn die Dänen in SH dänisch flaggen, weil sie eben solz auf ihre dänischen Wurzeln sind, dann ist es der selbe Grund. Wenn sie es aber nur tun, um zu provozieren (was ich aber nicht glaube), dann nicht.
Im nordischen Raum ist der Patriotismus sehr stark ausgeprägt. Das normalisiert sich jetzt erst ganz langsam auch in D.
Ich war ein paar mal in Dänemark und Norwegen im Urlaub und habe dort keine negativen Erfahrungen gemacht.
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dieter
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Conzaliss hat geschrieben:Lieber Dieter,

das sehe ich im Grunde auch so.
Ich bin im nördlichen Schleswig-Holstein aufgewachsen - von den Dänen oft Südschleswig genannt.
Dort gibt es eine starke dänische Minderheit mit eigenen Schulen, Bibliotheken, Pastoraten und Vereinen.
Man sah ständig dänische Flaggen. Die Deutschen fingen erst in den 80er-Jahren an, selbst zu flaggen...
Lieber Conzalis,
das war mir auch aufgefallen, als wir dort Urlaub machten. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Naja Barbarossa, ich möchte dir psychologisch nicht zu nahe treten aber bist du sicher, dass du nicht aus ähnlichen Gründen so ausgiebig geflaggt hast, wie die Dänen in Schleswig-Holstein?
...
Das weiß ich nicht. Wenn die Dänen in SH dänisch flaggen, weil sie eben solz auf ihre dänischen Wurzeln sind, dann ist es der selbe Grund. Wenn sie es aber nur tun, um zu provozieren (was ich aber nicht glaube), dann nicht.
Im nordischen Raum ist der Patriotismus sehr stark ausgeprägt. Das normalisiert sich jetzt erst ganz langsam auch in D.
Ich war ein paar mal in Dänemark und Norwegen im Urlaub und habe dort keine negativen Erfahrungen gemacht.
Lieber Barbarossa,
dann erging es Dir besser, als uns, die wir dort in den achziger Jahren Urlaub machten. Ich bin nicht wegen der Untaten der Nazis dagegen, Flagge zu zeigen, wo die nach meiner unmaßgeblichen Meinung nicht hingehören, sondern bin generell dagegen. Das ist für mich ein überholter Begriff. Bin froh in Deutschland zu leben, bin darum aber nie gefragt worden, auch nicht als mein Vater in den Krieg mußte und in Russland fiel, war gerade drei Monate alt, er kannte noch meine Existenz hat mich aber nie gesehen. Konnte auch nicht verhindern, dass ein amerik. Captain meinen Großvater mütterlicherseits umgebracht hat, oder dass mein Großvater väterlicherseits 1944 an einem Splitter im Kopf starb, den er sich im WKI geholt hatte.
Was will ich damit sagen: Ereignisse in der Geschichte kann man nicht unmittelbar nach dem Geschehen beurteilen, sondern erst eine Generation später die Auswirkungen sehen. :wink: Wenn Du meinst, Dein Heim mit unserer Nationalflagge bei jeder Gelegenheit schmücken zu müssen, dann tue es. :wink: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Titus Feuerfuchs
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Wieder ein symptomatisches Beispiel für die nationale Identität Deutschlands.
Armutseinwanderung Städtetagspräsident: Es gibt keinen Sozialtourismus

04.12.2013 · Gegen „apokalyptische Visionen“ über die Einwanderung von Sinti und Roma nach Deutschland wendet sich der Präsident des Deutschen Städtetages, Ulrich Maly (SPD). Die große Koalition in spe argumentiert schärfer.

"[...]„Ich denke, dass gerade Deutschland noch eine historische Schuld abzutragen hat an den Roma, und dass wir deshalb umso mehr diese Menschen nicht verteufeln dürfen“, sagte Maly am Mittwoch im Deutschlandradio Kultur.[....]

http://www.faz.net/aktuell/politik/inla ... 94204.html
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Barbarossa hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Naja Barbarossa, ich möchte dir psychologisch nicht zu nahe treten aber bist du sicher, dass du nicht aus ähnlichen Gründen so ausgiebig geflaggt hast, wie die Dänen in Schleswig-Holstein?
...
Das weiß ich nicht. Wenn die Dänen in SH dänisch flaggen, weil sie eben solz auf ihre dänischen Wurzeln sind, dann ist es der selbe Grund. Wenn sie es aber nur tun, um zu provozieren (was ich aber nicht glaube), dann nicht.
Im nordischen Raum ist der Patriotismus sehr stark ausgeprägt. Das normalisiert sich jetzt erst ganz langsam auch in D.
Ich war ein paar mal in Dänemark und Norwegen im Urlaub und habe dort keine negativen Erfahrungen gemacht.

Wie ist es mit der deutschen Minderheit in Nordschleswig?
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Titus Feuerfuchs
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Noswell hat geschrieben:[...] Letztendlich würde ich sogar soweit gehen und behaupten, dass das einzige, was mich mit Deutschland verbindet die Spache ist, ansonsten lebe ich völlig unabhängig von der deutschen Kultur und deutschen Traditionen. Das mag jetzt philosophisch sehr weit her geholt sein, aber ich selbst sehe mich als Weltbürger an, völlig frei von Nationalität und Kultur. [...]

Das glaube ich nicht; wohl aber glaube ich, dass du das glaubst.

Allein diese deine Aussage ist eine typisch deutsche und somit ein Teil der rezenten deutschen Kultur. Sie ist damit ein Widerspruch in sich.
MfG,
Titus Feuerfuchs
Renegat
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Ich weiß ja nicht, wie ihr zu euren reichhaltigen Erfahrungen mit Dänemark und den jeweiligen Minderheiten kommt. Im Laufe von vielen Jahren war ich des öfteren in Dänemark und habe im Grunde nur am Fahrlicht und teilweise höheren Lebensmittel- und Gastronomiepreisen erkannt, das ich in einem anderen Land bin. Deshalb kann ich mir da kaum Probleme vorstellen, egal auf welcher Seite der faktisch nicht mehr vorhandenen Grenze wer wohnt.

Stimmt nicht ganz, wenn man von Jütland zurück nach Schleswig-Holstein fährt, wird es immer grüner und waldreicher.
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Barbarossa
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Wie ist es mit der deutschen Minderheit in Nordschleswig?
Was soll mit ihnen sein?
Die soll es geben, habe ich gehört...
Renegat hat geschrieben:... Im Laufe von vielen Jahren war ich des öfteren in Dänemark und habe im Grunde nur am Fahrlicht und teilweise höheren Lebensmittel- und Gastronomiepreisen erkannt, das ich in einem anderen Land bin.
(...)
Stimmt nicht ganz, wenn man von Jütland zurück nach Schleswig-Holstein fährt, wird es immer grüner und waldreicher.
Na und am Namen von Tankstellen und Geschäften erkennt man es auch gut. Und man bezahlt dort mit Kronen...
:wink:
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Titus Feuerfuchs
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Barbarossa hat geschrieben:
Titus Feuerfuchs hat geschrieben:Wie ist es mit der deutschen Minderheit in Nordschleswig?
Was soll mit ihnen sein?
Na sind die auch so flaggenaffin wie die dänische Minderheit in D?
MfG,
Titus Feuerfuchs
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Barbarossa
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Titus Feuerfuchs hat geschrieben: Na sind die auch so flaggenaffin wie die dänische Minderheit in D?
Das weiß ich nicht. In Orten mit deutscher Minderheit war ich noch nicht. Gibt auch nicht soviel, nur 15.000 - 20.000.
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Renegat
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Renegat hat geschrieben:Zufällig habe ich heute einen Artikel entdeckt, der sehr gut in dieses Thema paßt. http://geschichte-wissen.de/neuzeit/49- ... hland.html
Schade eigentlich, dass Blog-Artikel und Forum so wenig miteinander zu tun haben.
Ich pushe den Artikel mal, denn trotz Verlinkung hat sich bisher keiner der Diskutanten inhaltlich dazu geäußert.

Zitat aus dem Artikel von Karlheinz
Der deutsche Nationalismus war anders als in Frankreich nicht das Kind der Aufklärung, sondern entwickelte sich im Gegensatz zu ihr als Kind der Romantik. Deshalb war er von Anfang an mit tiefen, oft irrationalen Emotionen belastet. Angetrieben vom Hass gegen den fremden Eroberer, verkam der Nationalismus zu einer Art Religionsersatz, nahm tendenziell rassistische Züge an. Er trennte Deutschland von seinen Nachbarn und isolierte das Land von den anderen Staaten, ein folgenschwerer Entwicklungsprozess mit schlimmen Folgen für Deutschland und Europa.
ehemaliger Autor K.

Renegat hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Zufällig habe ich heute einen Artikel entdeckt, der sehr gut in dieses Thema paßt. http://geschichte-wissen.de/neuzeit/49- ... hland.html
Schade eigentlich, dass Blog-Artikel und Forum so wenig miteinander zu tun haben.
Ich pushe den Artikel mal, denn trotz Verlinkung hat sich bisher keiner der Diskutanten inhaltlich dazu geäußert.

Zitat aus dem Artikel von Karlheinz
Der deutsche Nationalismus war anders als in Frankreich nicht das Kind der Aufklärung, sondern entwickelte sich im Gegensatz zu ihr als Kind der Romantik. Deshalb war er von Anfang an mit tiefen, oft irrationalen Emotionen belastet. Angetrieben vom Hass gegen den fremden Eroberer, verkam der Nationalismus zu einer Art Religionsersatz, nahm tendenziell rassistische Züge an. Er trennte Deutschland von seinen Nachbarn und isolierte das Land von den anderen Staaten, ein folgenschwerer Entwicklungsprozess mit schlimmen Folgen für Deutschland und Europa.
Es gab zu diesem Artikel schon einmal eine längere Diskussion. Er ist dann später zu den Blogs hinzugefügt worden.

http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... hen#p22314
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