Spaltung des Staates Mali?

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Freitag, 06. April 2012
Chaos in Mali
Azawad spaltet sich ab

Tuareg-Rebellen und Islamisten fegen über den Norden Malis hinweg und brechen jeden militärischen Widerstand. Die UN fordern daraufhin ein Ende der Gewalt - und die Aufständischen rufen mit dem Azawad einen eigenen Staat aus. Aber hat der Möchtegern-Staat als 55. Land in Afrika überhaupt eine Zukunft?
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/mali-gespalten

Hier eine Karte, um zu veranschaulichen, um welche Region es sich dabei handelt (Quelle: Wikipedia):
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Policywatch
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Tja, die Tuareg haben sich schon bei der Gründung / Unabhängigkeit des Staates Mali diesem nicht zugehörig gefühlt. Da aber die Kolonialmächte in Afrika (hier: Frankreich) die afrikanischen Grenzen nach Gutdünken gezogen haben ohne (bzw. mit wenig) Rücksicht auf ethnische Gegebenheiten, war es nur eine Frage der Zeit, bis es crasht.

Ich glaube auch nicht, dass diese Grenzkorrektur die letzte sein wird.
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Barbarossa
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Genau das denke ich auch. Es wird sicher noch einige Grenzkorrekturen/Spaltungen geben. Die ehemaligen Kolonialmächte haben z. T. die Grenzen mit dem Lineal gezogen - ohne Rücksicht auf ethnische Zugehörigkeiten der einheimischen Bevölkerung.
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Paul
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Viele Staaten z.B. Frankreich und die EU sind gegen diese Unabhängigkeit. Durch die Rückkehr vieler gut bewaffneter Männer, die in Lybien als Soldaten (Söldner) angestellt waren, konnten die Tuareg schnelle militärische Erfolge erzielen.
Glaubt ihr, das die Tuareg ihre Unabhängigkeit behaupten können?
Ist diese Unabhängigkeit positiv?
Werden die Tuareg versuchen weitere Siedlungsgebiete im bisherigen Niger, Algerien, Lybien und Mauretanien an ihren Staat anzuschließen? Karte von Azawad:

Datei:Tuareg Karte.jpg ? Wikipedia

Ich selbst habe eine gewisse Sympathie für die Ausübung des Selbstbestimmungsrechts durch die Tuareg. In Mali und Niger konnten sich die Tuareg kulturell behaupten, da es dort keine arabische Dominanz gab.

Jetzt hat schon ein Bürgerkrieg im Norden Malis zwischen gemäßigten Tuareg und Islamisten, welche mit eignen Milizen versuchen Einfluß zu gewinnen, begonnen.
Wenn die Unabhängigkeit bedroht wird, könnte das die Islamisten stärken, da die gemäßigten Kräfte dann die Auseinandersetzung mit den Islamisten vermeiden werden.
Eigentlich könnten andere Staaten, welche diese Islamisten fürchten, die gemäßigten Tuareg unterstützen und gleich bei der selbstbestimmten Korrektur der Staatsgrenzen der Nachbarstaaten durch überwachte Abstimmungen helfen.

Tuareg-Rebellen rufen Unabhängigkeit für Nord-Mali aus | STERN.DE

Die Spaltung des Nachbarstaates Niger könnte folgen. Die Tuareggebiete im Nordwesten werden sich wohl Azawat anschließen.
Die ebenfalls nomadisch lebenden Tibu/Tebu im Nordosten Nigers und im Norden des Tschad könnten dem Beispiel der Tuareg folgen. Auch sie sind ein relativ großes Volk mit einem sehr großen Siedlungsgebiet.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Barbarossa
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Paul hat geschrieben:Viele Staaten z.B. Frankreich und die EU sind gegen diese Unabhängigkeit. Durch die Rückkehr vieler gut bewaffneter Männer, die in Lybien als Soldaten (Söldner) angestellt waren, konnten die Tuareg schnelle militärische Erfolge erzielen.
Glaubt ihr, das die Tuareg ihre Unabhängigkeit behaupten können?
Ist diese Unabhängigkeit positiv?
Werden die Tuareg versuchen weitere Siedlungsgebiete im bisherigen Niger, Algerien, Lybien und Mauretanien an ihren Staat anzuschließen?...
Wie ich schon schrieb, sind die Grenzen Afrikas "künstlich" von den ehemaligen Kolonialmächten gezogen worden. Ich denke auch, wenn ein Volk seine staatliche Unabhängigkeit verlangt, dann hat es seine Gründe dafür.
Wenn ausländische Regierungen sich gegen solche Neugründungen stellen, dann halte ich das für ziemlich anmaßend - so anmaßend, wie die Europäer einst fremde Kontinente in Besitz nahmen und der einheimischen Bevölkerung Vorschriften machten, wem sie zu gehorchen, was sie zu essen, wie sie zu sprechen und was sie zu glauben hatten.

Und nun noch eine Meldung zu den Entwicklungen in Mali - allerdings schon ein paar Tage alt:
Freitag, 20.04.2012
Militärputsch
Malis Ex-Präsident flüchtet in den Senegal

Vor gut einem Monat hat das Militär in Mali Präsident Touré aus dem Amt geputscht. Jetzt verließ der Ex-Staatschef mit seiner Familie und mehreren Leibwächtern das Land. Seine Flucht in den Senegal verlief nicht problemlos...
weiter lesen: http://geschichte-wissen.de/go/mali-gespalten-1
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dieter
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Ich wünsche den Tuareg alles Glück der Welt, dass sie ihre Unabahängigkeit bewahren und einen eigenen Staat bilden können. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Peppone
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dieter hat geschrieben:Ich wünsche den Tuareg alles Glück der Welt, dass sie ihre Unabahängigkeit bewahren und einen eigenen Staat bilden können. :wink:
Wünschen tu ich´s ihnen auch, schon allein wegen meiner generellen Sympathie für "Underdogs".
Ich wünsche ihnen allerdings auch, dass sie sich von den Islamisten befreien können, die z.B. im Weltkulturerbe Timbuktu schon das Mausoleum eines der bedeutendsten islamischen Gelehrten (Sidi Mahmud Ben Amar) aus dem 16.Jh. zerstört haben - Parallelen zu Bamiyan drängen sich auf. Wobei die eigentliche Gefahr für Timbuktu - welthistorisch gesehen - darin besteht, dass in der Stadt Unmengen alter und wertvoller Manuskripte gelagert sind. Es besteht Hoffnung, dass die Isalmisten den Großteil davon in Ruhe lassen, weil die meisten Manuskripte mit dem Koran zu tun haben.
Aber sicher sein kann man sich nicht.

Hoffnungsschimmer: Insider vermuten, dass bei der Zerstörung eines weiteren Denkmals in Timbuktut - welches auch immer - die Bevölkerung auf die Barrikaden geht und eventuell die Islamisten sogar aus Timbuktu rauswerfen könnte. Das wäre dann angesichts der guten Bewaffnung der Islamisten allerdings wahrscheinlich mit hohen Opferzahlen verbunden und somit auch wieder eine Tragödie...

Beppe
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Vergobret
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Peppone hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:Ich wünsche den Tuareg alles Glück der Welt, dass sie ihre Unabahängigkeit bewahren und einen eigenen Staat bilden können. :wink:
Wünschen tu ich´s ihnen auch, schon allein wegen meiner generellen Sympathie für "Underdogs".
Ich wünsche ihnen allerdings auch, dass sie sich von den Islamisten befreien können, die z.B. im Weltkulturerbe Timbuktu schon das Mausoleum eines der bedeutendsten islamischen Gelehrten (Sidi Mahmud Ben Amar) aus dem 16.Jh. zerstört haben - Parallelen zu Bamiyan drängen sich auf. Wobei die eigentliche Gefahr für Timbuktu - welthistorisch gesehen - darin besteht, dass in der Stadt Unmengen alter und wertvoller Manuskripte gelagert sind. Es besteht Hoffnung, dass die Isalmisten den Großteil davon in Ruhe lassen, weil die meisten Manuskripte mit dem Koran zu tun haben.
Aber sicher sein kann man sich nicht.

Hoffnungsschimmer: Insider vermuten, dass bei der Zerstörung eines weiteren Denkmals in Timbuktut - welches auch immer - die Bevölkerung auf die Barrikaden geht und eventuell die Islamisten sogar aus Timbuktu rauswerfen könnte. Das wäre dann angesichts der guten Bewaffnung der Islamisten allerdings wahrscheinlich mit hohen Opferzahlen verbunden und somit auch wieder eine Tragödie...

Beppe
Interessant, woher weißt Du so genau Bescheid?
Danke und viele Grüße
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
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Peppone
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Vergobret hat geschrieben:Interessant, woher weißt Du so genau Bescheid?
Danke und viele Grüße
Aufmerksames Lesen der Zeitung:
SZ vom 12/13.Mai 2012, Seite 10/Politik: "Bildersturm im Namen Allahs"

Beppe
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Vergobret
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Peppone hat geschrieben:
Vergobret hat geschrieben:Interessant, woher weißt Du so genau Bescheid?
Danke und viele Grüße
Aufmerksames Lesen der Zeitung:
SZ vom 12/13.Mai 2012, Seite 10/Politik: "Bildersturm im Namen Allahs"

Beppe
Hm, der Artikel scheint mir durchgerutscht zu sein :problem:
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

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Peppone
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Vergobret hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:
Vergobret hat geschrieben:Interessant, woher weißt Du so genau Bescheid?
Danke und viele Grüße
Aufmerksames Lesen der Zeitung:
SZ vom 12/13.Mai 2012, Seite 10/Politik: "Bildersturm im Namen Allahs"

Beppe
Hm, der Artikel scheint mir durchgerutscht zu sein :problem:
Ich hab ihn hier vor mir liegen - vorsichtshalber hab ich ihn in mein Zeitungsarchiv getan... 8)

Beppe
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Drago
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Paul hat geschrieben:Viele Staaten z.B. Frankreich und die EU sind gegen diese Unabhängigkeit.
Ist auch logisch, denn damit müssten sie sich eingestehen, dass sie in Afrika Schei** gebaut haben und das wollen sie eben nicht.
Paul hat geschrieben: Glaubt ihr, das die Tuareg ihre Unabhängigkeit behaupten können?
Ist diese Unabhängigkeit positiv?
Ja.
Paul hat geschrieben: Werden die Tuareg versuchen weitere Siedlungsgebiete im bisherigen Niger, Algerien, Lybien und Mauretanien an ihren Staat anzuschließen?
Nein. Zumindest haben das die gemäßigten Tuareg immer behauptet.
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Drago
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Barbarossa hat geschrieben: Wie ich schon schrieb, sind die Grenzen Afrikas "künstlich" von den ehemaligen Kolonialmächten gezogen worden. Ich denke auch, wenn ein Volk seine staatliche Unabhängigkeit verlangt, dann hat es seine Gründe dafür.
Wenn ausländische Regierungen sich gegen solche Neugründungen stellen, dann halte ich das für ziemlich anmaßend - so anmaßend, wie die Europäer einst fremde Kontinente in Besitz nahmen und der einheimischen Bevölkerung Vorschriften machten, wem sie zu gehorchen, was sie zu essen, wie sie zu sprechen und was sie zu glauben hatten.
Stimmt. Vorallem, da die EU sich bei ähnlichen Fällen auf die Seite des nach unabhängigkeit strebenden Volkes gestellt hat (Kosovo etc.).
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Vergobret
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Drago hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Viele Staaten z.B. Frankreich und die EU sind gegen diese Unabhängigkeit.
Ist auch logisch, denn damit müssten sie sich eingestehen, dass sie in Afrika Schei** gebaut haben und das wollen sie eben nicht.
Denke, dass dies nicht der Grund ist. Viel eher befürchtet man wohl eine Art Terrorregime wie Afghanistan unter den Taliban. Nicht ganz zu Unrecht wahrscheinlich. In der Sahelzone existieren schon sehr heftige islamistische Terrorbrigade. Al-Qaida hat hier auch eine starke regionale Untergruppe.
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
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Drago
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Vergobret hat geschrieben:
Drago hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:Viele Staaten z.B. Frankreich und die EU sind gegen diese Unabhängigkeit.
Ist auch logisch, denn damit müssten sie sich eingestehen, dass sie in Afrika Schei** gebaut haben und das wollen sie eben nicht.
Denke, dass dies nicht der Grund ist. Viel eher befürchtet man wohl eine Art Terrorregime wie Afghanistan unter den Taliban. Nicht ganz zu Unrecht wahrscheinlich. In der Sahelzone existieren schon sehr heftige islamistische Terrorbrigade. Al-Qaida hat hier auch eine starke regionale Untergruppe.
Das mag auch ein Grund sein, was meiner Meinung aber nicht erklärt, warum man nicht einmal mit den gemäßigten Tuareg spricht.
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