Eröffnungsfeier in Sotschi

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Moderator: Barbarossa

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dieter
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Ich habe mir Gestern die Eröffnungsfeier in Sotschi angesehen. Sie brachten ein kleines Mädchen, was über Russland flog, das war sehr schön anzusehen. Dann kam die Geschichte von Russland, wo sie nur das brachten, was für sie angenehm war.
Geschichte ist aber keine Wunschveranstaltung. Sie fingen bei den Argonauten und Prometheus an, die in Russland gewesen sein sollen, dann kam Peter der Große und Katharina die Große, über die ich hier schon berichtet habe. Dann der Barock.
Ich hätte mit den Neandertalern begonnen, die auch in Russland Mamuts jagden, dann die Skythen, dann die Waräger, die als Rus dem Land und dem Volk den Namen gaben. Bei Peter dem Großen hätte ich erwähnt, dass er den Schiffsbau in Holland studiert und erlernt hatte (Zar und Zimmermann), bei Katharina, dass sie aus Deutschland (Sachsen-Anhalt) kam. Dann die Niederlage von Napoleon in Russland, dann Stalin und den Großen Vaterländischen Krieg, den Russland bestand, trotzdem Deutschland den Nichtangriffspakt mit der SU gebrochen hatte. So ungefähr hätte meine Geschichte von Russland ausgesehen.
Aber sie mußten unbedingt zeigen, wie groß und mächtig sie sind, das sah man auch beim Kyrillischen Alphabet, wo natürlich die Russen alles schon vorher erfunden hatten.
Nur sie bekamen es nicht hin, auch den fünften olympischen Ring zum Strahlen zu bringen. :wink: :mrgreen:
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Barbarossa
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Und was ist mit der Tatarenherrschaft? Die dauerte immerhin 240 Jahre...
:?
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Ich habe mir eine Wiederholung der Eröffnungsfeier vorhin angesehen, da ich sie gestern nicht sehen konnte. Ich fand sie zu lang und auch nicht so furchtbar interessant.

Natürlich wird man in einer solchen Feier bemüht sein, nur die positiven Seiten darzustellen. Das ist verständlich. In der Londoner Eröffnungsfeier 2012 wurde in 18 Minuten die industrielle Revolution nachgespielt. Eine treffende Auswahl, denn dies ist für England und den Rest der Welt wohl das wichtigste Ereignis gewesen. Die negativen Begleiterscheinungen hat man auch in London weitgehend ignoriert.

In Sotschi ist es nicht anders gewesen. Peter der Große durfte sich präsentieren. Dass beim Bau von St. Petersburg zehntausende von Zwangsarbeitern ums Leben kamen und die Stadt auf Skeletten errichtet wurde, wie man dort treffend sagt, wurde natürlich verschwiegen. Das er die Bauern in die Leibeigenschaft zwang, seine rücksichtslose Modernisierung ähnlich brutal vollzogen wurde wie später unter Stalin und gleichfalls nicht richtig gelang, fiel natürlich unter den Tisch.

Die Darbietung der neueren Geschichte verlief etwas skurril. Man hat uns Lenin und Stalin erspart, aber diese Periode nur unter dem Aspekt der Modernisierung zu sehen, ohne auf die unsäglichen Begleiterscheinungen, ähnlich wie schon bei Peter, hinzuweisen, ist unbefriedigend. Die Darstellung war auch ziemlich abstrakt. Man musste raten, was hier überhaupt gezeigt werden soll. Und ob Anhänger des Rock ‘n Roll nun besonders typisch sind für die russische Geschichte und deshalb auch noch endlos lange tanzen können, wage ich zu bezweifeln. Vielleicht hat man dies wegen Putin getan, der ja ein Anhänger der westlichen Popmusik ist, in seiner Jugend für die Beatles schwärmte und auch Paul McCartney im Kreml empfing.

Welche Perioden der russischen Geschichte in einer solchen Feier gezeigt werden sollen, darüber kann man natürlich unterschiedlicher Meinung sein. Es recht zu machen jedermann, ist eine Kunst die keiner kann.

Schön war das Anzünden des olympischen Feuers, begleitet von der Musik von Strawinskys Feuervogel.
Russland hat das Problem, das die Künstler, auf die sich während der Feierlichkeit berufen wurde, nur mit Vorbehalt im eigentlichen Sinne als Russen bezeichnet werden können, da sie hauptsächlich im Ausland lebten und dort ihre Karriere machten. Bei Nabokov, Chagall, Kandinsky, Strawinsky usw. denkt man nicht unbedingt gleich an Russland.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Und was ist mit der Tatarenherrschaft? Die dauerte immerhin 240 Jahre...
:?
Lieber Barbarossa,
kamen nicht vor oder ich war zu diesem Zeitpunkt gerade auf der Toilette. :wink: :mrgreen:
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dieter
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Karlheinz hat geschrieben: Schön war das Anzünden des olympischen Feuers, begleitet von der Musik von Strawinskys Feuervogel.
Russland hat das Problem, das die Künstler, auf die sich während der Feierlichkeit berufen wurde, nur mit Vorbehalt im eigentlichen Sinne als Russen bezeichnet werden können, da sie hauptsächlich im Ausland lebten und dort ihre Karriere machten. Bei Nabokov, Chagall, Kandinsky, Strawinsky usw. denkt man nicht unbedingt gleich an Russland.
Lieber Karlheinz.
Du hast Recht, alle die mit Russland irgendeine Verbindung hatten wurden genannt. Warum sie Herrn Kalaschnikow, den Erfinder der MP nicht nannten, ist mir schleierhaft. Ist auch heute noch die am Weitesten verbreitete Waffe. :wink:
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dieter hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben: Schön war das Anzünden des olympischen Feuers, begleitet von der Musik von Strawinskys Feuervogel.
Russland hat das Problem, das die Künstler, auf die sich während der Feierlichkeit berufen wurde, nur mit Vorbehalt im eigentlichen Sinne als Russen bezeichnet werden können, da sie hauptsächlich im Ausland lebten und dort ihre Karriere machten. Bei Nabokov, Chagall, Kandinsky, Strawinsky usw. denkt man nicht unbedingt gleich an Russland.
Lieber Karlheinz.
Du hast Recht, alle die mit Russland irgendeine Verbindung hatten wurden genannt. Warum sie Herrn Kalaschnikow, den Erfinder der MP nicht nannten, ist mir schleierhaft. Ist auch heute noch die am Weitesten verbreitete Waffe. :wink:
Für ein Fest, das dem Frieden und der Völkerfreundschaft dienen soll, ist der Verweis auf eine MP nicht unbedingt der richtige Ort.
Kalaschnikow selbst ist nicht stolz auf seine Erfindung. In Interviews kurz vor seinem Tod äußerte er:“ Mein seelischer Schmerz ist unerträglich.“
Er fragte sich, ob er verantwortlich wäre für den Tod von vielen Menschen auf der Erde.
Solche nachträglichen Gewissensbisse kennen wir auch von Robert Oppenheimer, dem Hauptverantwortlichen für den Bau der Atombombe.
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Triton
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Die AK 47 ist nur eine Kopie des StG 44, wenn, dann müsste sich der Erfinder des ersten Sturmgewehrs Gedanken machen.

Der Hinweis deutscher Medien, dass ein Verweis auf Lenin und Stalin bei der Eröffnungsfeier ausblieb, ist ja wohl völlig Banane. In Deutschland würde man auch niemals nicht an Hitler (der olympische Bezug wäre sogar vorhanden) oder gar Kaiser Wilhelm erinnern.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Jeder, der Waffen konstruiert, sollte sich Gedanken machen, über das, was er da eigentlich tut und welchen Zweck diese Dinger erfüllen. Nur ist längst nicht jeder so berühmt wie Kalaschnikow oder Oppenheimer.

Dass man Lenin oder Stalin nicht erwähnte, ist durchaus nicht selbstverständlich, denn anders als bei uns Hitler oder Wilhelm II, werden diese Personen ja durchaus nicht nur negativ gesehen. Lenin war viele Jahre lang ein nationaler Heroe und selbst Stalin wird wieder ein wenig aus der Versenkung geholt.

Die russische Revolution wurde ja während der Eröffnungsfeier positiv dargestellt, allerdings ohne Lenin, was bestimmt viele Altkommunisten geärgert hat.

Bei uns würde man allerdings kaum die Machtergreifung 1933 während einer olympischen Feier positiv inszenieren, nur ohne Hitler. Auch nicht den ersten Weltkrieg bejubeln, nur ohne Wilhelm II, und was wir sonst noch so in unserem Gruselkabinett vorrätig haben.
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Triton
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Karlheinz hat geschrieben:Jeder, der Waffen konstruiert, sollte sich Gedanken machen, über das, was er da eigentlich tut und welchen Zweck diese Dinger erfüllen. Nur ist längst nicht jeder so berühmt wie Kalaschnikow oder Oppenheimer.
Der Herr Kalashnikow wird sich den Gedanken gemacht haben, besser ein gutes Sturmgewehr zu entwickeln als ins Gulag zu gehen wie es in der Stalin-Ära bei Fehlkonstruktionen gang und gäbe war.
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Nach eigenen Angaben wurde Kalaschnikow nicht gezwungen, eine neue Waffe zu konstruieren, sondern nach einer verlorenen Schlacht 1941 gegen die Deutschen begann er in eigener Privatinitiative eine MP zu konstruieren und stellte sie dann dem Militär vor, die von dem neuen Modell angetan war.

Er selbst erhielt zahlreiche Auszeichnungen, lebte aber nur von einer kleinen Rente in eher armseligen Verhältnissen.
Erst kurz vor seinem Tode kam er zu Geld, weil eine deutsche Firma mit seinem Namen Produkte vermarktete.

Im fernen Afrika kam er auch zu Ehren. Der Staat Mozambik hat in seiner Staatsflagge die Kalaschnikow mit aufgenommen.
Keine andere MP ist so berühmt und so weit verbreitet wie dieses Modell. Kalaschnikow selber hat dies immer sehr bedauert, zumindest in seinen späteren Jahren.
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Balduin
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Dazu folgender aussagekräftiger Filmausschnitt: http://youtu.be/cx9CuJvoWrE

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dieter
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Karlheinz hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Karlheinz hat geschrieben: Schön war das Anzünden des olympischen Feuers, begleitet von der Musik von Strawinskys Feuervogel.
Russland hat das Problem, das die Künstler, auf die sich während der Feierlichkeit berufen wurde, nur mit Vorbehalt im eigentlichen Sinne als Russen bezeichnet werden können, da sie hauptsächlich im Ausland lebten und dort ihre Karriere machten. Bei Nabokov, Chagall, Kandinsky, Strawinsky usw. denkt man nicht unbedingt gleich an Russland.
Lieber Karlheinz.
Du hast Recht, alle die mit Russland irgendeine Verbindung hatten wurden genannt. Warum sie Herrn Kalaschnikow, den Erfinder der MP nicht nannten, ist mir schleierhaft. Ist auch heute noch die am Weitesten verbreitete Waffe. :wink:
Für ein Fest, das dem Frieden und der Völkerfreundschaft dienen soll, ist der Verweis auf eine MP nicht unbedingt der richtige Ort.
Kalaschnikow selbst ist nicht stolz auf seine Erfindung. In Interviews kurz vor seinem Tod äußerte er:“ Mein seelischer Schmerz ist unerträglich.“
Er fragte sich, ob er verantwortlich wäre für den Tod von vielen Menschen auf der Erde.
Solche nachträglichen Gewissensbisse kennen wir auch von Robert Oppenheimer, dem Hauptverantwortlichen für den Bau der Atombombe.
Lieber Karlheinz,
das ist einleuchtend, ob Herr Putin tatsächlich soweit gedacht hat, wage ich zu bezweifeln. Für ihn war die Selbstdarstellung von Russland wichtig. :wink:
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phil86
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Noch eine musikalische Ergänzung zur Eröffnungsfeier in Sotschi. Das Portal artistxite hat hier eine ganz schöne Liste erstellt :) http://artistxite.de/de/magazine/specia ... disko.html.

Alles in allem finde ich das dass schon skurile Spiele sind. Ich habe mir jetzt einige Wettkämpfe angesehen. Irgendwie hat man das Gefühl das alle in einem gewissen "verkrampften" Zustand sind. Vielleicht ist das aber auch nur ein falscher Eindruck. Dazu die teilweise recht leeren Zuschauerränge. Irgendwie sind das nicht so meine Spiele. Wenn man sich die Kosten anschaut... :wtf:

Habe ich das richtig gelesen das dass Stadion wo die Eröffungsfeier stattgefunden hat nach den Spielen nicht mehr weiter genutzt wird?!
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Lieber Phil,
wer soll denn da rein :?: :mrgreen:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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