Hinrichtungen in Saudi-Arabien/Ende d. Beziehungen zu Iran

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Die Ereignisse im Nahen Osten scheinen nun zu eskalieren.
Nach der Hinrichtung von 47 Häftlingen in Saudi-Arabien am vergangenen Samstag (2. Januar), worunter sich auch der unter Schiiten populäre Geistliche Nimr al-Nimr befand, überschlagen sich derzeit die Ereignisse.

Nimr Bāqir al-Nimr war ein schiitischer Kleriker in Saudi-Arabien, der über Jahre hinweg Freitagsprediger in der schiitischen Stadt al-Awamia war und den Titel Ajatollah trug.
Zu Beginn des Arabischen Frühlings im Jahre 2011 führte al-Nimr Proteste gegen die saudische Regierung an. Bei Demonstrationen 2011 rief er zwar ausdrücklich zur Gewaltlosigkeit auf, doch prangerte al-Nimr auch die Benachteiligung der Schiiten im Land an und forderte volle Bürgerrechte für diese Bevölkerungsgruppe. Die Demonstrationen blieben nicht friedlich - es kam im Oktober 2011 zu Zusammenstößen mit den Sicherheitskräften und auch zu Todesopfern unter den Demonstranten.
Am 8. Juli 2012 wurde al-Nimr in al-Awamia festgenommen, wonach es erneut zu Demonstrationen kam - al-Nimr trat während seiner Haft auch in den Hungerstreik.

Im überwiegend schiitischen Iran stürmte nach dem Todesurteil al-Nimres eine aufgebrachte Menge die saudische Botschaft und verwüstete sie zum Teil. Daraufhin brach Saudi-Arabien die diplomatischen und heute auch alle wirtschaftlichen Beziehungen zum Iran ab. Auch der Flugverkehr zwischen beiden Staaten wird eingestellt - Saudi-Araber dürfen nicht mehr nach Iran fliegen. Iranische Hadsch-Pilger seien aber weiterhin in Saudi-Arabien willkommen - so der saudische Außenminister. Stellvertreterkriege führen Saudi-Arabien und Iran bereits im Jemen und in Syrien gegeneinander.
Ebenfalls heute brachen auch Bahrain und Sudan ihre diplomatischen Beziehungen zu Teheran ab.

Für Bahrain könnte sich diese Politik als besonders fatal erweisen, weil die Bevölkerungsmehrheit in diesem Inselstaat im Persischen Golf überwiegend schiitisch ist und es dort bereits im Zuge des Arabischen Frühlings 2011 zu Demonstrationen zehntausender Menschen gegen das sunnitische Herrscherhaus kam. Mit Unterstützung des saudischen Militärs wurden die Demostrationen damals gewaltsam niedergeschlagen.

Die Vereinigten Arabischen Emirate verkleinerten ihre Vertretung in Iran, zudem erlaubten sie weniger iranischen Diplomaten den Aufenthalt im Land.

Artikel u.weitere Informationen lesen:
http://www.spiegel.de/politik/ausland/s ... 70414.html
https://de.wikipedia.org/wiki/Nimr_al-Nimr#Leben
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Dann noch viel Spaß....die zündeln da unten an allen Ecken und Kanten.
Paul
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Beide Staaten verfolgen in einigen Bereichen eine unmenschliche Politik, wobei der Iran formal sogar eine Demokratie ist.
Wir sehen in vielen Staaten, das eine formale Demokratie keine Menschenrechte o. eine vernünftige Politik garantiert.
Schlimm wäre es, wenn es deshalb im Irak nicht zum Frieden käme. Die Dreiteilung des Iraks wird wahrscheinlicher, wäre aber nicht das Schlimmste.
viele Grüße

Paul

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Paul
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Im Moment gibt es in Syrien und im Irak keine starken sunnitisch-arabische Kräfte, die erfolgreich gegen Isis kämpfen können o. einen säkularen demokratischen Staat aufbauen können.
Im Irak führt die schiitisch geführte irakische Regierung und die Kurden den Krieg. Die arabischen Sunniten stehen meist halbherzig auf Seiten dieser Regierung o. bei Isis.
In Syrien sind die meisten sunnitisch arabischen Rebellen selbst Salafisten. An der Seite der kurdischen Kräfte stehen moderate aber noch schwache sunnitisch arabische Kräfte. Die werden beim weiteren Vormarsch der Autonomie gestärkt werden.
Die USA müssen sich im Irak mit dem iranischen Einfluß arangieren. Der Saudische Einfluß war nur destruktiv, da die salafistischen Rebellen und früher auch Isis materiell gestützt wurden. Jetzt spielt das durch den russischen Einsatz eine immer geringere Rolle. Der Sturz des Regimes ist unmöglich geworden. Diejenigen, die das wollten haben ihren Einsatz überreizt. Es ist fraglich, was die Russen an Rebellen übrig lassen. Angeblich wollen sie die schwachen FSA Gruppen nicht vernichten.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
Paul
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Saudi Arabien soll die iranische Botschaft im Jemen mit Raketen angegriffen haben. Damit beginnt eine direkte militärische Auseinandersetzung, d.h. Krieg zwischen dem Iran und Saudi Arabien.

http://www.sueddeutsche.de/news/politik ... -99-762828
viele Grüße

Paul

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Barbarossa
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Das ist wirklich schlimm. Anscheinend wollen die Saudis tatsächlich einen Krieg provozieren.
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Paul
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Es wiederholt sich nun. Nach einer Hinrichtung eines schiitischen Geistlichen in Saudi Arabien wurde die Saudi Arabische Botschaft im Iran angegriffen. Saudi Arabien hat nun alle Beziehungen zum Iran abgebrochen.
Beides sind schlimme Diktaturen.
viele Grüße

Paul

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Barbarossa
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Beide Länder führen ohnehin seit vielen Jahren Stellvertreterkriege gegeneinander. Im Jemen, im Libanon, in Syrien... 
Die werden sicher keine Freunde mehr.
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