Der Irak – Folgen eines Krieges
Verfasst: 22.03.2013, 14:10
Als am 20.März 2003 die „Allianz der Willigen“ unter Führung der USA in den Irak eindrang, stießen ihre Truppen auf wenig Widerstand. Kaum ein Iraker verspürte das Bedürfnis für den mörderischen Clan von Sadam Hussein zu kämpfen, die meisten Generäle ließen ihre Truppen im Stich, flüchteten oder liefen zu den Amerikanern über. Nach drei Wochen war der Krieg beendet.
Der schnelle Sieg überraschte die Allianz, sie konnten den Krieg gewinnen, aber den Frieden sollten sie verlieren. Nun zeigten sich schnell die Defizite dieser Aktion: Die Amerikaner hatten überhaupt keine Pläne gehabt für die Zeit nach Saddam. Sie glaubten, es würde reichen, ihn zu stürzen, der Rest würde sich von selbst ergeben. Doch die Invasion vernichtete den Staatsapparat und die Infrastruktur brach zusammen. Die USA verschanzten sich daraufhin im Zentrum von Bagdad, in der „Green Zone“ und mussten erleben, wie das Land ringsherum in Chaos und Anarchie versank. Die Generäle und Soldaten hatten zwar eine gute militärische Ausbildung gehabt, doch nun ging es darum, Verwaltung und Wirtschaft wieder zu aktivieren, keine Aufgabe, die man Soldaten anvertrauen sollte, die darauf überhaupt nicht vorbereitet waren.
Als der völlige Zusammenbruch aller Strukturen im Irak nicht mehr zu übersehen war, entschloss sich die Bush Administration zu einem folgenschweren Schritt. Der zivile Hardliner Bremer übernahm die Verwaltung des Landes und beschloss drei Maßnahmen, die sich als verhängnisvoll erwiesen:
1.) Er wollte die Baath-Partei komplett zerschlagen
2.) Er löste das irakische Militär auf
3.) Er verordnete dem Land eine radikale Marktwirtschaft
Zu Punkt 1.) Neben der Elite des Landes gehörten zu der Baath Partei auch viele einfache Bürger, die ihr aus Opportunismus oder gezwungenermaßen angehört hatten. Mit der Zerschlagung der Partei vernichtete man auch die restlichen staatlichen Strukturen. Nicht nur die bisherige Elite, sondern zahlreiche Parteimitglieder, die sich nichts hatten zuschulden kommen lassen, fühlten sich zu Unrecht diskriminiert. Vor allem die Sunniten, von denen viele Saddam zumindest formal unterstützt hatten, glaubten sich kollektiv verurteilt und ins Abseits gedrängt.
Zu Punkt 2.) Mit Auflösung der Armee wurden 400.000 Soldaten arbeitslos, von denen viele ihre Waffen behielten. Ansatzpunkt für die späteren bewaffneten Aufstände.
Zu Punkt 3.) Im Irak war fast die gesamte Industrie staatlich gewesen. Während des Embargos wurde sie mühselig mit Subventionen aus dem Erdölbereich am Leben erhalten. Die Umstellung auf die Marktwirtschaft führte zur Schließung der meisten Betriebe. Die Arbeitslosigkeit schnellte auf über 40% hoch. Die Infrastruktur brach zusammen. Auch in Bagdad gab es täglich nur wenige Stunden Strom am Tag, Benzin wurde in einem der erdölreichsten Länder der Welt zur Mangelware. Auch die Wasserversorgung funktionierte nicht mehr, ganz zu schweigen von dem Gesundheitswesen, das mit der Massenfluicht der Ärzte zu kämpfen hatte.
Ursprünglich hatten viele Menschen im Irak die Amerikaner als Befreier begrüßt, doch die nun einsetzende soziale Verelendung brachte sie gegen die Besatzer auf. Schon im Sommer 2003 kam es zu ersten Angriffen gegen amerikanische Truppen. Die schlugen mit großer Brutalität zurück, umzingelten ganze Stadtviertel, verhafteten wahllos zahlreiche Bewohner. Seit Vietnam besaßen die Amerikaner keine Erfahrungen mehr mit dem Guerillakrieg und begingen alle nur denkbaren Fehler.
Um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen, wandten sie sich an kurdische und schiitische Politiker, ehemalige Oppositionelle und versuchten mit ihnen eine neue Regierung aufzubauen. Doch diese missbrauchten ihre Stellung für private Rachefeldzüge und brachten sich völlig in Misskredit.
Als Folge des allgemeinen Chaos drangen ab 2005 Terroristen der al-Qaida-Bewegung ins Land und gewannen Anhänger vor allem bei den Sunniten. In einigen Regionen erlangten sie vorübergehend die Macht und riefen islamische Republiken aus. Die Schiiten hingegen waren teilweise durchaus bereit, mit den Amerikanern zusammen zu arbeiten. Doch die soziale Verelendung trieb auch bei ihnen viele in die Opposition. Die nun aufsteigenden Politiker orientierten sich vor allem an den religiösen Bezugsgruppen und polarisierten die Gesellschaft weiter, während politische Extremisten durch Terroranschläge versuchten, das Land unregierbar zu machen. So hinterließen die Amerikaner bei ihrem Rückzug einen Hexenkessel, immer dicht am Rande eines Bürgerkrieges.
Es stellen sich hier Fragen: Wieso konnten sich Deutschland und Japan nach einer amerikanischen Besatzung als funktionierende und wohlhabende Demokratien etablieren und warum ist dies in Afghanistan und dem Irak so vollständig misslungen?
Warum hat es auch schon in Vietnam nicht funktioniert? Und warum war der Verlauf in Südkorea wiederum ein ganz anderer?
Der schnelle Sieg überraschte die Allianz, sie konnten den Krieg gewinnen, aber den Frieden sollten sie verlieren. Nun zeigten sich schnell die Defizite dieser Aktion: Die Amerikaner hatten überhaupt keine Pläne gehabt für die Zeit nach Saddam. Sie glaubten, es würde reichen, ihn zu stürzen, der Rest würde sich von selbst ergeben. Doch die Invasion vernichtete den Staatsapparat und die Infrastruktur brach zusammen. Die USA verschanzten sich daraufhin im Zentrum von Bagdad, in der „Green Zone“ und mussten erleben, wie das Land ringsherum in Chaos und Anarchie versank. Die Generäle und Soldaten hatten zwar eine gute militärische Ausbildung gehabt, doch nun ging es darum, Verwaltung und Wirtschaft wieder zu aktivieren, keine Aufgabe, die man Soldaten anvertrauen sollte, die darauf überhaupt nicht vorbereitet waren.
Als der völlige Zusammenbruch aller Strukturen im Irak nicht mehr zu übersehen war, entschloss sich die Bush Administration zu einem folgenschweren Schritt. Der zivile Hardliner Bremer übernahm die Verwaltung des Landes und beschloss drei Maßnahmen, die sich als verhängnisvoll erwiesen:
1.) Er wollte die Baath-Partei komplett zerschlagen
2.) Er löste das irakische Militär auf
3.) Er verordnete dem Land eine radikale Marktwirtschaft
Zu Punkt 1.) Neben der Elite des Landes gehörten zu der Baath Partei auch viele einfache Bürger, die ihr aus Opportunismus oder gezwungenermaßen angehört hatten. Mit der Zerschlagung der Partei vernichtete man auch die restlichen staatlichen Strukturen. Nicht nur die bisherige Elite, sondern zahlreiche Parteimitglieder, die sich nichts hatten zuschulden kommen lassen, fühlten sich zu Unrecht diskriminiert. Vor allem die Sunniten, von denen viele Saddam zumindest formal unterstützt hatten, glaubten sich kollektiv verurteilt und ins Abseits gedrängt.
Zu Punkt 2.) Mit Auflösung der Armee wurden 400.000 Soldaten arbeitslos, von denen viele ihre Waffen behielten. Ansatzpunkt für die späteren bewaffneten Aufstände.
Zu Punkt 3.) Im Irak war fast die gesamte Industrie staatlich gewesen. Während des Embargos wurde sie mühselig mit Subventionen aus dem Erdölbereich am Leben erhalten. Die Umstellung auf die Marktwirtschaft führte zur Schließung der meisten Betriebe. Die Arbeitslosigkeit schnellte auf über 40% hoch. Die Infrastruktur brach zusammen. Auch in Bagdad gab es täglich nur wenige Stunden Strom am Tag, Benzin wurde in einem der erdölreichsten Länder der Welt zur Mangelware. Auch die Wasserversorgung funktionierte nicht mehr, ganz zu schweigen von dem Gesundheitswesen, das mit der Massenfluicht der Ärzte zu kämpfen hatte.
Ursprünglich hatten viele Menschen im Irak die Amerikaner als Befreier begrüßt, doch die nun einsetzende soziale Verelendung brachte sie gegen die Besatzer auf. Schon im Sommer 2003 kam es zu ersten Angriffen gegen amerikanische Truppen. Die schlugen mit großer Brutalität zurück, umzingelten ganze Stadtviertel, verhafteten wahllos zahlreiche Bewohner. Seit Vietnam besaßen die Amerikaner keine Erfahrungen mehr mit dem Guerillakrieg und begingen alle nur denkbaren Fehler.
Um sich selbst aus der Schusslinie zu bringen, wandten sie sich an kurdische und schiitische Politiker, ehemalige Oppositionelle und versuchten mit ihnen eine neue Regierung aufzubauen. Doch diese missbrauchten ihre Stellung für private Rachefeldzüge und brachten sich völlig in Misskredit.
Als Folge des allgemeinen Chaos drangen ab 2005 Terroristen der al-Qaida-Bewegung ins Land und gewannen Anhänger vor allem bei den Sunniten. In einigen Regionen erlangten sie vorübergehend die Macht und riefen islamische Republiken aus. Die Schiiten hingegen waren teilweise durchaus bereit, mit den Amerikanern zusammen zu arbeiten. Doch die soziale Verelendung trieb auch bei ihnen viele in die Opposition. Die nun aufsteigenden Politiker orientierten sich vor allem an den religiösen Bezugsgruppen und polarisierten die Gesellschaft weiter, während politische Extremisten durch Terroranschläge versuchten, das Land unregierbar zu machen. So hinterließen die Amerikaner bei ihrem Rückzug einen Hexenkessel, immer dicht am Rande eines Bürgerkrieges.
Es stellen sich hier Fragen: Wieso konnten sich Deutschland und Japan nach einer amerikanischen Besatzung als funktionierende und wohlhabende Demokratien etablieren und warum ist dies in Afghanistan und dem Irak so vollständig misslungen?
Warum hat es auch schon in Vietnam nicht funktioniert? Und warum war der Verlauf in Südkorea wiederum ein ganz anderer?