Donauschwaben, Ungarndeutsche, Rumäniendeutsche.........

Diskussionen über die Mitgliedsstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

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Nemeth
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Deutsche aus Besserabien, Bukowina, Wolgadeutsche, Deutsche aus Wolhynien und Podolien.
So kann man die Abfolge noch weit fortsetzten.

Die Geschichte dieser "Auslandsdeutschen" ist im kollektiven Bewusstsein, sehr, sehr weit nach hinten gerückt.
Es ist die Geschichte von abertausenden von deutschen Menschen, die gestraft wurden ohne einen aktiven Antei l an ihrem Schicksal nehmen zu können.
Als Spielball der Politik, von Politikern alles Couleur belogen , betrogen , hintergangen und ausgenutzt.
Jede, dieser deutschen Volksgruppen hat ihre eigene Geschichte. Und ein Jeder hatte "seine" Meinung dazu.
(Man konnte erst ab 1990 seinen Lebenslauf richtigstellen. Bis dahin waren wir Umsiedler, keine Deportierten)
Die Publikationen vor 1990, in der DDR und den Bruderstaaten, strotzten vor Lügen, Verdrehungen, Halbwahrheiten.

Wenn es opportun ist, so werde ich mal etwas von den Umständen und den Betroffenheiten berichten.
Desweiteren werde ich versuchen, mich nicht polemisch auszudrücken, im Hoffen daß sich auch Mitdiskutanten daran halten.
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
Spartaner
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"In Rumänien lebten nach dem Zweiten Weltkrieg rund 350 Tausend Angehörige der deutschen Sprachminderheit, sogenannte Rumäniendeutsche, deren Vorfahren sich dort vor über 800 Jahren angesiedelt hatten. Doch während des Kalten Krieges sollte der Großteil dieser Menschen das Land verlassen. 250 Tausend deutschstämmige Rumänen wurden nach Deutschland verkauft hat. Ein geheimes deutsch-rumänisches Regierungsabkommen machte dies möglich. Über den größten Menschenhandel in der Geschichte Europas erzählt der in Rumänien produzierte der Dokumentarfilm “Trading Germans” von Razvan Georgescu.

Um Devisen ins Land zu holen, ließ das bankrotte Ceausescu-Regime ab Ende der 60er Jahre Deutschstämmige von der Bundesrepublik freikaufen. Der Geheimdienst Securitate leitete die Operationen, die Öffentlichkeit erfuhr nichts davon."
Ein Rumäinendeutscher kostete die deutsche Regierung 2000 bis 10000 Mark später hat sich der Preis verdoppelt.
Hier ein Film von Euronews dazu:
http://de.euronews.com/2014/08/01/tradi ... deutschen/
Harald
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Als Pedant muß ich klarstellen: die Sienenbürger Sachsen wurden im 13. Jahrhundert, als auch der Deutschritterorden dort tätig war, in Siebenbürgen angesiedelt. Als Siebenbürgen ein Vasallenstaat des Osmanischen Reiches war standen sie über 250 Jahre unter indrekter türkischer Herrschaft, was die Türken nicht daran hinderte, das Land mit Raubzügen zu überziehen.
Die Donauschwaben hingegen wurden erst mit dem Ende des 17. Jahrhunderts mit Wiedergewinnung des restlichen Ungarns, des Banats und der Batschka, von Maria Theresia angesiedelt. Sie kamen meist nicht aus Schwaben, sondern aus der Pfalz und dem Rheinland und behielten ihren Dialekt bei. Ihr Land ist heute zwischen Ungarn, Rumänien und Serbien aufgeteilt.
Beide Bevölkerungsgruppen mußten in der kommunistischen Zeit schwer dafür büßen, das sie Deutsche waren, obwohl sie nichts für A.H. konnten.
Die Donauschwaben sind praktisch verschwunden, die Siebenbürger Sachsen werden es auch bald sein.
Daran ändert auch der neugewählte Präsident nichts, denn der ist mit einer Rumänin verheiratet und kinderlos.

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Nemeth
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So hatte ich geschrieben: Jede, dieser deutschen Volksgruppen hatte ihre eigene Geschichte.Das ist auch so.
Harald schreibt:"Beide Bevölkerungsgruppen mussten in der kommunistischen Zeit schwer dafür büßen, daß sie Deutsche waren....."
Dem habe ich nichts hinzuzufügen.
"Die Donauschwaben sind verschwunden", dem ist nicht so.Nach der Deportationswelle in den Nachkriegsvolksdemokratien und der anschleßenden Gleichschaltung der Minderheiten entwickelt sich jetzt schon ein Minderheitenselbstbewustsein, was durchaus beachtlich ist.
Es ist nicht mehr das Feigenblatt, was bei Minderheitenfragen , schützen sollte.
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Dietrich
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Nemeth hat geschrieben:
Wenn es opportun ist, so werde ich mal etwas von den Umständen und den Betroffenheiten berichten.
Desweiteren werde ich versuchen, mich nicht polemisch auszudrücken, im Hoffen daß sich auch Mitdiskutanten daran halten.
Erzähl doch mal, was dich in diesem Zusammenhang bewegt! :wink:
Paul
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Harald hat geschrieben: Die Donauschwaben sind praktisch verschwunden, die Siebenbürger Sachsen werden es auch bald sein.
Daran ändert auch der neugewählte Präsident nichts, denn der ist mit einer Rumänin verheiratet und kinderlos.

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Wenn man bedenkt, das vor dem 2. Weltkrieg über 700000 Deutsche in Rumänien lebten, also fast 10 % der Bevölkerung, dann kann man schon sagen, das sie fast verschwunden sind, selbst wenn es noch 100000 sein sollten.
Auf jedenfall sind die dörflichen Strukturen zum Erhalt der Kulturgruppe verloren. Nach der Kollektivierung hatten sie kein Land als Eigentum mehr, welches sie gehalten hätte.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Marek1964
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Vielleich kann man drei Threads zu diesem Thema eröffnen? Ich sehe, dass vor allem hier bisher über Donauschwaben diskutiert wird, die anderen Volksgruppen haben aber eine andere Geschichte? Kenne mich da wenig aus.

Die Diskussion wird in diesem Fall übersichtlicher.
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Nemeth
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Mit dem Vertrag von Trianon ergab sich eine Dreiteilung der Siedlungsgebiete der ca. 1,5 Millionen Deutschen.Das Westbanat,die Batschka, das Donau-Drau-Dreieck,Syrmienund Slawonien wurden jugoslawisch. (Donauschwaben aus Jugoslawien)
Die Deutschen in Ungarn besiedelten die ungarischen Mittelgebirge und die Schwäbische Türkei (die Komitate Baranya, Somogy und Tolna). Deutsche aus Ungarn oder Ungarndeutsche
Das Ostbanat und Sathmar fielen an Rumänien (Sathmarer Schwaben)

Diese Deutschen wurden Donauschwaben genannt.
Wenn sich auch in Deutschland aus unterschiedlichen Gegenden kommen, so eint sie doch das gemeinsame Schicksal.
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Marek1964
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Ok, dann macht es Sinn diesen Thread zusammenzuhalten. Wobei ja nach 1918 die Geschichte schon in drei unterschiedlichen Staaten weiterging. Aber Du kannst es so führen wie Du für richtig hälst, nemeth.

Interessant ist, auch wenn vielleicht ein wenig offtopic, dass in allen Sprachen dieser drei Länder "deutsch" aus dem slawischen stammt, also eben nemeth auf ungarisch oder nemetsj auf rumänisch - obwohl letztere ja keine slawischen Sprachen sind.
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Barbarossa
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Marek1964 hat geschrieben:...
Interessant ist, auch wenn vielleicht ein wenig offtopic, dass in allen Sprachen dieser drei Länder "deutsch" aus dem slawischen stammt, also eben nemeth auf ungarisch oder nemetsj auf rumänisch - obwohl letztere ja keine slawischen Sprachen sind.
Dann haben diese Sprachen das Wort aus dem Slawischen entlehnt. Das geschieht oft dann, wenn es in der jeweiligen Sprache für das gesuchte Wort vorher noch keinen Begriff gab, wohl aber bei einem benachbarten Volk.
Die Diskussion ist eröffnet!

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Renegat
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Slawen und Germanen/Deutsche kannten sich ja auch schon seit vielen Jahrhunderten und waren in weiten Gebieten lange Nachbarn. Meist ohne direkte Grenzen sondern ganz kleinräumig, manchmal in einem Städtchen Deutsche, im nächsten Dorf Slawen. Slawen lebten u.a. auch in den Gebieten des heutigen Ungarn und Rumänien.
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dieter
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Wobei die Rumänen keine Slawen sind, sondern das Rumänische soll eine romanische Sprache sein. Wird auf römische Legionäre, die sich in Dakien ansiedelten zurückgeführt. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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Nemeth
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Soweit richtig, die Aussage über Lehnwörter.
Nemeth kommt aus den Slawischen, bedeutete im übertragenen Sinne:der Stumme, der ohne Zunge.
In Ungarn hießen die Deutschen Sachsen oder Schwaben. Das wiederum hatte nichts mir ihrer tatsächlichen
Herkunft zu tun. Es war einfacher sie so zu benennen. Viele, der späteren Generationen der Deutschen in Ungarn, wussten ja selbst nicht
woher ihre Vorfahren kamen.
Da ist ja fast jede Angabe wahr, denn die Ansiedler kamen aus den gesamten deutschen Sprachraum, aber auch Ansiedler außerhalb des deutschen Sprachraums, z.B. Franzosen , Spanier, Italiener wurden der Bequemlichkeit halber Nemetek (die Deutschen) genannt.
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Renegat
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Rumänisch ist wie ungarisch keine slawische Sprache, Dieter. Das weiß ich sehr gut und das hatte Marek auch schon einige Posts weiter oben geschrieben. Barbarossa entgegnete darauf, dass die Nemet-Bezeichnung für Deutsch- oder Anderssprachige aus dem Slawischen entlehnt wurde, wie es häufig vorkommt. Mein Beitrag bezog sich darauf, denn die mittelalterliche, kleinräumige Nachbarschaft in weiten Teilen des europäischen Ostens ab der Elbe, macht diese Entlehnung gut nachvollziehbar.
Die Menschen sprachen noch vor 100-200 Jahren nicht staatenweise eine Sprache, auch wenn das heute schwer vorstellbar ist.
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Gontscharow
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Das heutige allgemeine Nicht-Wissen über die Existenz und Geschichte dieser deutschsprachigen
Volksgruppen fängt schon, damit an, daß man keine Sammelbezeichnung für sie hat.
"Volksdeutsche" wurden sie im III. Reich genannt ( vielleicht auch schon vorher ? ) im Gegensatz
zu "Auslandsdeutsche", was z.B. ich wäre , wenn ich als deutscher Staatsbürger in Norwegen leben würde,
also ein Deutscher, der in D aufgewachsen ist und sich dann im Ausland niederlässt.
Die volksdeutschen Minderheiten - je nach Zählweise viele Millionen Menschen - waren aber seit Jahrhunderten
in diesen Gebieten in Ost- und Südosteuropa ansässig, sowie überall im Russischen Reich bis weit nach Sibirien und in den
Kaukasus hinein.
Leider ist das nur noch Erinnerung, noch dazu eine Erinnerung die offiziellerseits kaum gepflegt wird, weil man gleich wieder
bei den alten nationalistischen Grabenkämpfen wäre.
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