Klaus Johannis wurde zum Präsidenten Rumäniens gewäh

Diskussionen über die Mitgliedsstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

Renegat
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Ja, Lia, Minderheit mag es etwas besser treffen, richtig gefallen tut es mir auch nicht. Denn damit reduziert man Johannis oder Tillich oder meinetwegen Obama auf seine Abstammung und blendet für den undifferenzierten Leser/Zuhörer alle anderen Aspekte der Vita dieser Personen aus.
Die dänische Minderheit in SH kenne ich nicht, da kennst du dich besser aus, Lia. Deshalb die Frage, auch wenn es hier OT ist, haben Menschen, die heute in SH dänisch sprechen irgendwie andere Probleme als ihre nur deutsch sprechenden Nachbarn?
Allgemeiner ausgedrückt, muß man heute noch ständig auf die Abstammung der Vorfahren von Mitbürgern hinweisen?
Forciert man damit nicht Vorfälle wie die in Sachsen und grenzt aus? Bzw. fördert man eine klientelpolitische Haltung, indem man z.B. deutschen Firmen suggeriert, jetzt könnt ihr in Rumänien investieren, dem Johannis könnt ihr vertrauen, bei xyz ging das nicht, denn der war ja nur Rumäne.

Geschichtlich mag das interessant sein aber doch nicht bei ganz normalen Politikern.
Harald
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Johannis wurde nicht zuletzt zum Präsidenten Rumäniens gewählt weil er Deutscher ist. Das zeigt das hohe Ansehen, das die Deutschen in Rumänien genießen, an dem auch die Schmutzkampagne der Anhänger des Ministerpräsidenten nichts ändern konnte.

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Harald
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Ein Pferd, das im Kuhstall geboren wird, ist auch keine Kuh.
Peter Maffay ist übrigens Rumäne (und trotzdem ein anständiger Mensch).
Mit den Nationalitäten tun sich viele von uns sehr schwer, dabei gibt es dafür keinen Grund und andere Völker haben da keine Probleme, jedenfalls nicht die Probleme, die man bei uns hat.

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Lia

Renegat hat geschrieben:Die dänische Minderheit in SH kenne ich nicht, da kennst du dich besser aus, Lia. Deshalb die Frage, auch wenn es hier OT ist, haben Menschen, die heute in SH dänisch sprechen irgendwie andere Probleme als ihre nur deutsch sprechenden Nachbarn?
Nein. Ja. Die beiderseitigen Probleme sind eher finanzieller Art, auf beiden Seiten. Die gegenseitige Anerkennung und die Partizipation in der Politik sind eigentlich nicht mehr umstritten. Dennoch war es ein bemerkenswertes Ereignis, dass für die Dänen viele Kommunalpolitiker der SP wähhlbar wurden. So wie für uns eben der SSW.
Ganz klar formuliert Anke Spoorendonk nebenbei, dass sie gern mehr Dänemark in S-H hätte. :)
http://www.spoorendonk.de/deutsch/politikDaenisch.htm
Allgemeiner ausgedrückt, muß man heute noch ständig auf die Abstammung der Vorfahren von Mitbürgern hinweisen?
Das könnte die Frage ergeben, ob dann überhaupt noch Minderheiten und Minderheiten-Politik eine Existenzberechtigung haben.
Zum zweiten sind es teilweise die Angehörigen der Minderheiten, die ganz bewusst darauf hinweisen, dass sie einer solchen entstammen. Zwischen Integration und Eigenständigkeit und Assimilation...
Denn damit reduziert man Johannis oder Tillich oder meinetwegen Obama auf seine Abstammung und blendet für den undifferenzierten Leser/Zuhörer alle anderen Aspekte der Vita dieser Personen aus.
Ich weiß, wie Du es meinst und negiere diese Seite der Medaille nicht.
Forciert man damit nicht Vorfälle wie die in Sachsen und grenzt aus? Bzw. fördert man eine klientelpolitische Haltung, indem man z.B. deutschen Firmen suggeriert, jetzt könnt ihr in Rumänien investieren, dem Johannis könnt ihr vertrauen, bei xyz ging das nicht, denn der war ja nur Rumäne.
Die Nennung der Herkunft geschieht ja in vielen Medien nicht in der Absicht der Ausgrenzung, sondern eher als Hinweis darauf, dass es Minderheiten gibt, die ein Recht auf Partizipation haben und auch die Fähigkeiten zu gestalten.
Ausgrenzung kann ein gar nicht so beabsichtigter Effekt sein, Risiken und Nebenwirkungen hat es, sozusagen frei nach Goethe: "Ein Teil von jener Kraft, die eigentlich Gutes will und Blödes schafft!"
Nur nicht durchgehend, gibt ja nicht nur Deppen, sondern auch Leute, die in solchen Vorgängen ein positives Beispiel, ein Signal auch und gerade an die ewig gestrigen Deppen, für ein Zusammenleben von Mehrheiten und Minderheiten sehen, immer noch ein Gewöhnungsprozess in Europa.
Lia

Johannis wurde nicht zuletzt zum Präsidenten Rumäniens gewählt weil er Deutscher ist.
Wäre er Deutscher, hätte er nicht zum Präsidenten gewählt werden können.
Er ist Rumäne deutscher Abstammung, Angehöriger einer inzwischen wieder respektierten Minderheit. Dass inzwischen die Tüchtigkeit der verbliebenen Angehörigender deutschen Minderheiten in Rumänien wieder benannt werden dürfen, ihre Mitglieder für alle wählbar sind, ist der Fortschritt. Und wäre ein Angehöriger einer anderen Minderheit gewesen, so wäre auch das der gleiche Fortschritt gewesen. Ob man allerdings von einem Ungarn oder Ukrainer oder oder geschrieben hätte?
Da wieder sehe ich renegats Bedenken als zutreffend an.
Sorry, Harald, aber eine solche Formulierung, wie Du sie schreibst, ist erstens gefährlich, zweitens falsch und geht drittens an dem vorbei, was die FUEN als Vertretung vieler Minderheiten in Europa eigentlich möchte und meint.
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Triton
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Harald hat geschrieben:Peter Maffay ist übrigens Rumäne (und trotzdem ein anständiger Mensch).
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Laut Wikipedia ist er Deutscher:
Peter Maffay (* 30. August 1949 in Brașov, Siebenbürgen, Rumänien als Peter Alexander Makkay) ist ein deutscher Sänger, Komponist, Schauspieler, Gitarrist und Musikproduzent rumäniendeutscher Herkunft.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Nemeth
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Ich hoffe doch,daß das niemand als "Geschichts" belehrung ansieht.
Was denkt ihr wohl was in meinen Pass für ein Geburtsort steht ?
Bin ich deswegen ein anderer Deutscher ?
Es ist ja für Deutsche, die selbst keine unterbrochene Biografie haben schwer, diese Thematik nachzuvollziehen.
So geht es mir auch in Ungarn, das ich lt. Pass für einheimisch gehalten werde.Manche, die in ihrer eigenen Geschichte bewandert sind schweigen ganz betröppelt, wenn ich von der DEPORTATION berichte , aus meiner Heimat.
Wer zur Quelle will, muss gegen den Strom schwimmen
Renegat
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Ja, was steht denn in deinem Pass als Geburtsort? Ein Ort im heutigen Ungarn, nehme ich an, Nemeth. Du mußt dich nicht weiter outen.

Aber heute lebst du in D, nehme ich an und hast einen deutschen Paß. Ein großer Unterschied zu Johannis, der immer noch in Rumänien lebt und einen rumänischen Paß besitzt.

Eines Tages, wenn wir vielleicht alle einen EU-Paß besitzen, mag das keinen Unterschied mehr machen. :)
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Nemeth
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Renegat hat geschrieben:Ja, was steht denn in deinem Pass als Geburtsort? Ein Ort im heutigen Ungarn, nehme ich an, Nemeth. Du mußt dich nicht weiter outen.

Aber heute lebst du in D, nehme ich an und hast einen deutschen Paß. Ein großer Unterschied zu Johannis, der immer noch in Rumänien lebt und einen rumänischen Paß besitzt.

Eines Tages, wenn wir vielleicht alle einen EU-Paß besitzen, mag das keinen Unterschied mehr machen. :)
Das ist sehr schwer zu erklären. Da vermischt sich so manches. Da gibt es eine Heimat, die ich noch bewusst erlebt habe.
Die damaligen Machthaber erklärten uns Vogelfrei. Wir waren ein Niemand, ein nichts.
Die Aufbauarbeit unserer Ahnen wurde als Raub der "heiligen" Erde Ungarns deklariert und wir wurden ins zerstörte, hungernde Deutschland "repatriiert".
So wurde Deutschland zu meinem Vaterland. Da denke ich an die vielen hochherzigen Menschen, die mit uns ihr schwarzes Brot teilten.
Und doch war Ungarn die Heimat, was soll verwerflich daran seine Heimat zu lieben.
Heute bin heute Deutscher wie du, wenngleich ich zwei Pässe habe. Ich bin wieder in der Heimat ansässig, im selben Dorf, gehe in die Kirche, die meine Vorfahren erbaut haben, Es gibt nicht viele , die diesen Schritt wagen.

So weit zum Unterschied zwischen mir und Klaus Johannis.
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Renegat
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Nemeth hat geschrieben: Und doch war Ungarn die Heimat, was soll verwerflich daran seine Heimat zu lieben.
Heute bin heute Deutscher wie du, wenngleich ich zwei Pässe habe. Ich bin wieder in der Heimat ansässig, im selben Dorf, gehe in die Kirche, die meine Vorfahren erbaut haben, Es gibt nicht viele , die diesen Schritt wagen.
Das stimmt, das machen nicht viele. Wieviele Jahre hast Du denn in D gelebt?
Trotzdem ein typisches Migrantenschicksal, würde ich sagen. Die erste Generation, die noch woanders geboren wurde, denkt aber meist nur wehmütig und ein bißchen verklärt an die alte Heimat und träumt vielleicht lange von der Rückkehr als Rentner. Viele wagen den Schritt dann aber doch nicht, weil inzwischen Kinder und Enkelkinder in D eine neue Heimat gefunden haben. Die Gründe mögen so individuell sein wie verschieden die Menschen sind.
Renegat
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Nachtrag, weil Edit nicht mehr ging:
Oben habe ich Migration als Oberbegriff für jegliche menschliche Wanderungsbewegung benutzt, ohne die Gründe zu berücksichtigen.
Die Gründe, warum ein Mensch von A nach B zieht oder umgesiedelt wird, sind vielfältig und keinesfalls immer freiwillig. Deportation, Vertreibung, Flucht vor Krieg und Verfolgung gehören für mich auch zu den Migrationsgründen.
Ein besserer Oberbegriff fällt mir gerade nicht ein, wißt ihr einen?
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Titus Feuerfuchs
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Nemeth hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:Ja, was steht denn in deinem Pass als Geburtsort? Ein Ort im heutigen Ungarn, nehme ich an, Nemeth. Du mußt dich nicht weiter outen.

Aber heute lebst du in D, nehme ich an und hast einen deutschen Paß. Ein großer Unterschied zu Johannis, der immer noch in Rumänien lebt und einen rumänischen Paß besitzt.

Eines Tages, wenn wir vielleicht alle einen EU-Paß besitzen, mag das keinen Unterschied mehr machen. :)
Das ist sehr schwer zu erklären. Da vermischt sich so manches. Da gibt es eine Heimat, die ich noch bewusst erlebt habe.
Die damaligen Machthaber erklärten uns Vogelfrei. Wir waren ein Niemand, ein nichts.
Die Aufbauarbeit unserer Ahnen wurde als Raub der "heiligen" Erde Ungarns deklariert und wir wurden ins zerstörte, hungernde Deutschland "repatriiert".
So wurde Deutschland zu meinem Vaterland. Da denke ich an die vielen hochherzigen Menschen, die mit uns ihr schwarzes Brot teilten.
Und doch war Ungarn die Heimat, was soll verwerflich daran seine Heimat zu lieben.
Heute bin heute Deutscher wie du, wenngleich ich zwei Pässe habe. Ich bin wieder in der Heimat ansässig, im selben Dorf, gehe in die Kirche, die meine Vorfahren erbaut haben, Es gibt nicht viele , die diesen Schritt wagen.

So weit zum Unterschied zwischen mir und Klaus Johannis.
Danke für diesen interessanten Einblick. Ich selbst habe ungarndeutsche Vorfahren.
Darf man fragen, welcher dein ungarischer Heimatort ist?
MfG,
Titus Feuerfuchs
Lia

Nemeth hat geschrieben:Und doch war Ungarn die Heimat, was soll verwerflich daran seine Heimat zu lieben.
Nichts.
Heute bin heute Deutscher wie du,
und es ist gut so, dass Du als Deutscher, der der einst gewaltsam vertriebenen Gruppe der Ungarn Deutschen nun wieder in Ungarn leben kannst.
Das ist vermutlch immer noch anders als in meinem weiteren Umfeld, in dem " Reichsdeutsche" ihren heiß geliebten und viel genutzten Zweitwohnsitz inUngarn haben. Als Touristen waren die Deutschen eigentlich schon lange vor der Wende gern gesehen, als einheimische, schon lang ansässiger Bevölkerungsteil nicht.
Renegat hat geschrieben:Eines Tages, wenn wir vielleicht alle einen EU-Paß besitzen, mag das keinen Unterschied mehr machen.
Hm, das käme auch die Konsequenzen an. Wie auch immer, es wird ein langer Weg, wobei ich den totalen EU-Einheitsbrei auch nicht so verlockend finde.
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Titus Feuerfuchs
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Nemeth hat geschrieben:Ich hoffe doch,daß das niemand als "Geschichts" belehrung ansieht.
Was denkt ihr wohl was in meinen Pass für ein Geburtsort steht ?
Bin ich deswegen ein anderer Deutscher ?
Es ist ja für Deutsche, die selbst keine unterbrochene Biografie haben schwer, diese Thematik nachzuvollziehen.
So geht es mir auch in Ungarn, das ich lt. Pass für einheimisch gehalten werde.Manche, die in ihrer eigenen Geschichte bewandert sind schweigen ganz betröppelt, wenn ich von der DEPORTATION berichte , aus meiner Heimat.

Es war ja nichts anderes als eine Deportation. In Ungarn war diese allerdings nicht ganz so umfassend, wie in anderen ostmitteleuropäischen Ländern, wie etwa Tschechien oder Slowenien.
Ungarn geht auch relativ gut mit seiner deutschen Minderheit um, zweisprachige Ortstafeln in ehemals überwiegend deutschsprachigen Grenzorten, wie etwa in Ödenburg, sind selbstverständlich und seit letzem jahr gibt es sogar einen Gedenktag für die Vertreibung der Ungarndeutschen, der im Jahr davor im ungarischen Parlament beschlossen worden war.

http://de.wikipedia.org/wiki/Ungarndeut ... utige_Lage
MfG,
Titus Feuerfuchs
Harald
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@Triton: Ich habe selbst gehört, wie sich Peter Maffay im Fernsehen als Rumäne bezeichnete. Dann ist er es auch, ungeachtet aller Abstammung.
Johannis hat natürlich die rumänische Staatsbürgerschaft, aber in Rumänien weiß jeder, daß seine Nationalität als Siebenbürger Sachse die deutsche ist und wie man sieht gereicht ihm das nicht zum Schaden.

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