Auf die linke Tour oder mit dem Auto in Großbritannien

Diskussionen über die Mitgliedsstaaten der EU

Moderator: Barbarossa

Stephan
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Seit Mitte der achtziger Jahre war ich diverse Mal mit dem eigenen Fahrzeug auf den britischen Inseln unterwegs. Meine persönlichen, durchaus subjektiven Eindrücke möchte ich hier in lockerer Folge darlegen.

Abgesehen davon, dass man dort auf der "falschen" Strassenseite fährt, gibt es noch einige andere Besonderheiten, die ich nacheinander kurz vorstellen möchte. Unterm Strich habe ich im Laufe der Zeit den britischen "way of drive" schätzen gelernt.

Beginnen wir mit der Vorliebe für Kreisverkehre (Achtung: der Verkehr im Kreisel hat Vorfahrt, damit gilt hier implizit "Rechts vor links", denn man fährt ja im Uhrzeigersinn).

Die Größe reicht vom Farbfleck in der Mitte einer vermeintlichen Kreuzung, die dadurch zum Kreisverkehr mutiert, über Kreisverkehre in handelsüblicher Größe bis zu Kombinationen.

Vor allem vor den kleinen Klecksen stehen häufig keine Hinweisschilder. Man nimmt sie erst wahr, wenn man sie passiert. Da ich nicht über den sechsten Sinn der Einheimischen für Roundabouts verfüge, gehe ich inzwischen davon aus, dass es sich im Zweifelsfall um einen Kreisel handeln könnte, also was von rechts kommt lieber durchlassen.

Bei mehrspurigen Kreiseln fährt man nach meiner Beobachtung in der Regel innen, außen fährt nur, wer an der nächsten Ausfahrt raus will. Irgendwie klappt der mehrfache Spurwechsel und der Verkehr fließt kontinuierlich.

Großer Vorteil der Kreisel gegenüber einer Kreuzung:
Man kann sich kaum verfahren. Hat man die gewünschte Ausfahrt verpasst dreht man noch eine Runde und fährt dann ab.
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Stephan
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Zur Auswahl stehen auch die Modelle
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Stephan
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Die Beschilderung ist sparsamer als in Dtschl.. Fast immer wird man aber am Ortseingang mit der Bitte "Vorsichtig zu fahren" o. Ä. empfangen, verbunden mit einem Hinweis an das Limit von 30 Meilen (=48 km/h) . Am Ortsausgang gibt es häufig ein nettes "Thank you for driving carfully" und die Freigabe (im Rahmen des allgemeinen Limits, das vom Straßentyp abhängt) bis zur nächsten Ortschaft.
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Stephan
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Zwischen den Ortschaften finden sich Limit-Änderungen und andere Schilder nicht so inflationär wie in Deutschland. Der Fahrer kennt die Regeln, ist sich selbst überlassen und hat die Situation selbstständig zu beurteilen und sich entsprechend zu verhalten.

Wenn dann tatsächlich mal ein "SLOW" auf der Straße auftaucht oder sogar Schilder als Warnungen aufgestellt sind, ist das absolut ernst zu nehmen. Es wird wirklich eng. Die Entscheidung über die Geschwindigkeit liegt aber immer noch beim Fahrer:
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Stephan
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Am Ortsausgang von Downe fand sich diese "Limitierung" auf 40 Meilen, d. h. 65 km/h pro Stunde. Angesichts der Streckenführung schon verwunderlich, schließlich muss man in der Hälfte der übersehbaren Strecke anhalten können. Und Grundstücksein- und ausfahrten tauchten auch noch wie aus dem Nichts auf.
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Stephan
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Manchmal ist es schon arg eng, da freut man sich, dass man selber auf der sicheren linken Seite sitzt und vertraut den rechten Kotflügel samt Beifahrer der Umsicht des Gegenverkehrs an. Allzu nah sollte man dem Grün aber auch nicht kommen, es könnte sich ein harter Kern darin verbergen.
Zuletzt geändert von Stephan am 20.09.2014, 17:17, insgesamt 1-mal geändert.
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Stephan
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Und wenn man zu schnell um eine Kurve kommt, gelten auch in England die Grenzen der Physik. Ob Aufprall und Brand zusammenhingen? Hoffen wir, dass den Insassen nichts passiert ist.
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Stephan
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Aber nun zurück in die Stadt, wo es - wie hier im Süden London's auch eng zugeht. Hier gilt das Recht des "Höflicheren". Gefahren wird, wo Platz ist - allerdings überwiegend erst nachdem man sich vorher per Hand- oder Lichtzeichen über den Vorrang verständigt hat.

Dass wenig Platz auf der Insel ist, ist auch beim Anhalten zu merken, die Fahrzeuge stehen dicht hintereinander, zurückrollen ist nicht. Sobald es weitergeht, wird zügig angefahren. Muss man sich doch einmal in den fließenden Verkehr einer Querstraße einordnen, findet sich häufig eine entsprechende Einladung - die man dann auch zügig annehmen sollte, um den Verkehrsfluss nicht unnötigerweise zu behindern.
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Stephan
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Es geht natürlich nicht ganz ohne Regeln und Überwachung, vor allem durch eine Unzahl von Kameras und Starenkästen. Aber diese wurden vorher angekündigt und / oder sind in Warnfarben gehalten. (Ob es jetzt auch versteckte gibt, weiß ich nicht. Gesehen habe ich keine, was aber auch an der Tarnung liegen kann. Zumindest hat nie etwas geblitzt und Post ist auch nicht gekommen. :) )

Neben der Momentangeschwindigkeit wird auch die Durchschnittsgeschwindigkeit über einen bestimmten Streckenabschnitt gemessen.

Kurios mutet es an, wenn bspw. auf der Autobahn das Ende einer Überwachungszone angekündigt wird, und schon wenige hundert Meter, der nächste Warnhinweis kommt.
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Stephan
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Insgesamt hatte ich trotz der praktisch allgegenwärtigen Überwachung nicht das Gefühl gegängelt und bevormundet zu werden. Eine Ursache war meines Erachtens, dass Einschränkungen der allgemeinen Regeln nur dort erfolgen, wo es wirklich unumgänglich ist. Die aus Deutschland bekannte Unsitte für jede Einmündung an einer Bundesstrasse eine eigene Geschwindigkeitsbegrenzung zu definieren war praktisch nicht zu beobachten.

Auch für Schikanen an Ortsein- und Ausgängen scheint das Geld zu fehlen. Dafür waren vor allem die Hauptverkehrsstraßen in Topzustand und beinahe baustellenfrei. Ich glaube ein oder zwei auf dem Weg von Dover bis Pembroke in Wales. Nun ja es war Sommer und vielleicht baut man dort im Winter.

Zum Abschluss noch eine kleine Begebenheit zur sprichwörtlichen englischen Höflichkeit. Als ich in der Zufahrt zum Historic Dockyard in Chatham die Hinweistafeln von der gegenüber liegenden Straßenseite fotografierte hielten doch tatsächlich die Autos völlig unnötigerweise an und warteten. Das wurde mir dann nach den dritten Mal doch zu peinlich und ich war gezwungen mit dem Fotografieren zu warten, bis kein Fahrzeug in Sicht war.
Freundliche Grüsse
Stephan
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Triton
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Gegen offene, transparente Überwachung an öffentlichen Plätzen kann man wenig sagen, solange zum Beispiel die Filme ständig gelöscht werden. Aber ein wenig Angst bekommt man schon, wenn man weiß, dass Kennzeichenscanner und RFID-Chips zum Beispiel in Kennzeichen sehr schnell zu einer Totalüberwachung führen können.

Ansonsten finde ich die zugewachsenen Straßen sympathisch, gefällt mir, solange nur Nebenstrecken betroffen sind. Ich finde allein schon den farbig abgesetzten Rand an deutschen Straßen überflüssig. Dem englischen Autofahrer wird wohl grundsatzlich mehr zugetraut als dem deutschen.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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