Sarkozy: Präsidentschaft, Korruptionsvorwürfe

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Moderator: Barbarossa

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Balduin
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Nicolas Sarkozy wurde vergangene Woche vorübergehend festgenommen, um zu Vorwürfen zur Bestechung eines hochrangigen Juristen vernommen zu werden.

Sarkozy werden bereits länger Ambitionen unterstellt, bei der nächsten Präsidentschaftswahl erneut kandidieren zu wollen. Er sieht die Festnahme als politische Instrumentalisierung.

Bereits Chirac war wegen Korruption verurteilt worden. Sarko wird vorgeworfen, illegal Wahlkampfspenden angenommen zu haben. Er wurde telefonisch abgehört, als er anscheinend versuchte, einen Juristen zu bestechen, um Auskünfte auf das Korruptionsverfahren gegen ihn zu erhalten.


Nach wie vor finde ich Sarkozys Präsidentschaft positiv. Er hat viele richtige Dinge angestoßen, die die Franzosen jetzt wohl ärgern, aber die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Den Mut hat Hollande nicht, er macht hundert Schritte zurück für die zehn Schritte, die Sarkozy vorgegangen ist.

Was meint ihr? Kann er es packen, aus den Vorwürfen unbeschadet hervorzugehen und vielleicht sogar das Elysee zurückzuerobern?
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Orianne
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Wenn ich ihn mit Hollande vergleiche, dann war er schon ein Mann der Tat, auf der anderen Seite hatte er immer wieder mit der Staatsanwaltschaft zu tun, da gibt es ja noch den Fall mit der Milliardärin Liliana Bettencourt, der Besitzerin von L'Oréal. Sarkozy war eng in die sogenannte Bettencourt-Affäre verstrickt.

2010 wurde ein Tonband veröffentlicht, das bewies, dass Sarkozy und der Schatzmeister der UMP Eric Woerth eine Parteispende von EUR 150.000.-- erhalten hatte. In Frankreich sind die Spenden für Parteien aber auf 7.500.-- EUR beschränkt, daher war der Rest illegal, was Sarkozy im TV (alle Sender) energisch bestritt, er wusste von nichts. 2011 wurde Bettencourt wegen ihrer Verwirrtheit unter Vormundschaft gestellt.

Ausserdem hatte die Dame (Vermögen laut Forbes um die USD 30.000.000.000.--) Gelder beim Fiskus vorbei geschleust, und in anderen Staaten versteckt.

Hollande macht immer noch die Affäre mit der Schauspielerin Julie Gayet zu schaffen, die aus einer reichen Arztfamilie stammt. Diese Liebelei wird aber von vielen Franzosen goutiert, und Hollande, der als Langweiler galt und gilt hatte in einigen Kreisen auf einmal einen guten Ruf.

Ich persönlich glaube, dass weder Sarkozy noch Hollands gewählt werden, ich würde mir Ségolène Royal als Präsidentin wünschen.
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Lia

Ralph hat geschrieben:Was meint ihr? Kann er es packen, aus den Vorwürfen unbeschadet hervorzugehen und vielleicht sogar das Elysee zurückzuerobern?
Das kann ja zunächst nur gerichtlich erwiesen oder widerlegt werden, ob die Vorwürfe berechtigt sind oder nicht.
In beiden Fällen glaube ich nicht, dass er unbeschadet daraus ervorgeht, die Franzosen sind da dann doch in der Masse eher anders als die ltaliener, bei denen Berlusconi immer mal wieder alles verziehen wurde.
Ob man das bei Sarko, der ja bestens in den Show-Teil der Politik passt, tun wird, halte ich für fraglich.
Fast die gesamte politische Elite Frankreichs ist aus der ENA und/ oder anderen Grandes Ecoles, den absoluten und echten Elite-Hochschulen hervorgegangen. Hollande wie Sarko wie Chirac sind ENA-Absolventen, gehören zu jener politischen Elite- und über Parteigrenzen hinweg Kaste, deren Mitgliedern man zwar eheliche Seitensprünge verzeiht, nicht aber den Geruch von Korruption.
Er sieht die Festnahme als politische Instrumentalisierung.
On verra, seine neuen politischen Ambitionen sind eher Sarkos Persönlichkeit und seiner Eitelkeit zuzurechnen denn dem Wunsche, den citoyens Gutes zu tun.
Er hat viele richtige Dinge angestoßen, die die Franzosen jetzt wohl ärgern, aber die Wettbewerbsfähigkeit sichern. Den Mut hat Hollande nicht, er macht hundert Schritte zurück für die zehn Schritte, die Sarkozy vorgegangen ist.
Mal so: Die Franzosen sind keine Spartaner und auch nicht preußisch- asketisch geprägt. Mit dem Intellekt mag man zwar einsehen, dass Reformen nötig sind, doch Ansatzpunkte und Durchführung stießen/ stoßen- teilweise durchaus berechtigt- auf aktiven Widerstand.
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Orianne
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Lia hat geschrieben: Mal so: Die Franzosen sind keine Spartaner und auch nicht preußisch- asketisch geprägt. Mit dem Intellekt mag man zwar einsehen, dass Reformen nötig sind, doch Ansatzpunkte und Durchführung stießen/ stoßen- teilweise durchaus berechtigt- auf aktiven Widerstand.
Genau, sie werden auf die Barrikaden steigen, ein Franzose lässt sich so etwas nicht bieten, obwohl diese Reformen doch nötig wären.

Zum Punkt Bettancourt, dort gibt es Mittschnitte von Telefonaten, ich weiss nicht wie die vor Gericht verwendet werden, da aber Sarko keine weisse Weste hat, dürfte es schwierig für ihn werden. Die Familie Bettancourt wird keinen Schaden davon tragen, da die Frau schon lange nicht mehr handlungsfähig ist.
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Balduin
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Skandale um Nicolas Sarkozy

- Bestechungsvorwürfe: Sarkozy und sein Anwalt wollten laut einem abgehörten Telefonat Informationen aus einem laufenden Verfahren erhalten. Dabei soll Sarkozy dem Staatsanwalt einen hochrangigen Posten versprochen haben.

- Gaddafi-Spende: Der Präsidentschaftswahlkampf von Sarkozy 2007 soll angeblich durch Gelder von Gaddafi, Libyens Machthaber, gefördert worden sein. Es ist von bis zu 50.000.000 € die Rede.

- Bettencourt: Sarkozy soll die Schwäche (Demenz) der Milliardärin ausgenutzt haben, um Wahlkampfspenden zu erhalten. Das Verfahren wurde aber wegen Mangels an Beweisen eingestellt. Sarkozy möchte seine beschlagnahmten Terminkalender zurückhaben, die Aufschluss auf weitere Skandale geben könnten.

- Tapie: Der Unternehmer erhielt 400 Millionen € an Schadensersatz aus der Staatskasse. Die Rolle Sarkozys ist ungeklärt.

- Bygmalion: Sarkozy soll sein Wahlkampfbudget um mindestens 11.000.000 € überzogen haben. Verschleiert wurde das über das Unternehmen Bygmalion, das zu diesem Zweck gegründet wurde.

- Umfragen-Affäre: Sarkozy soll ohne Ausschreibung Aufträge zu landesweiten Umfragen seinem einstigen Berater zugeschanzt haben.
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
Lia

Orianne hat geschrieben:Genau, sie werden auf die Barrikaden steigen, ein Franzose lässt sich so etwas nicht bieten, obwohl diese Reformen doch nötig wären.
Das Hinterfragen der Reformen halte ich in vielen Punkten für richtig und wichtig und berechtigt.
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Orianne
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Lia hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Genau, sie werden auf die Barrikaden steigen, ein Franzose lässt sich so etwas nicht bieten, obwohl diese Reformen doch nötig wären.
Das Hinterfragen der Reformen halte ich in vielen Punkten für richtig und wichtig und berechtigt.
Klar, die sozialen Reformen, Einsparungen bei der Sozialhilfe, Erhöhung des Rentenalters, teilweise Kürzungen der Renten, das sind für mich Reformen, die man bekämpfen sollte und muss :!:
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Triton
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Fragt sich nur, was zuerst da war. Die Notwendigkeit der Reformen oder der obligatorische Widerstand dagegen?

Mit Hollandes Reformen ist keine Schicht der Bevölkerung einverstanden, was grundsätzlich ein positives Zeichen ist. Dann sind zumindest die Lasten halbwegs gerecht verteilt.

Sarkozy wäre in Mittel- und Nordeuropa untragbar gewesen und ich hoffe für die Franzosen, dass er sich nicht zum Berlusconi der Grande Nation entwickelt.
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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