Rom: Einstürzende Altertümer – Wer zahlt?

Informationen, Diskussionen und Entscheidungen

Moderator: Barbarossa

ehemaliger Autor K.

Italien wird schon seit Jahren von der Wirtschaftskrise gebeutelt und auch der Stadt Rom gehen die Gelder aus. Darunter leiden auch viele Altertümer, die dringend restauriert werden müssten.

Der Bürgermeister Ignazio Marino von der Partito Democratico hatte vor einiger Zeit eine interessante Theorie. Er sagte in einem Fernsehinterview: „Die Altertümer gehören doch nicht der Stadt Rom. Nein, sie gehören der ganzen Welt, der Menschheit. Und deshalb sollte auch die ganze Welt für ihren Erhalt sorgen.“

Mit anderen Worten, die Stadt Rom hat kein Geld und entdeckt plötzlich, das ihr die Altertümer gar nicht gehören und möchte deshalb deren Kosten auf den Rest der Menschheit, also den eigentlichen Eigentümern, überwälzen.

Und so sucht man nun nach Sponsoren und wurde auch pfündig. Die Firma Diego Della Valle (Tod’s S.p.A.) hat 25 Millionen Euro für das Kolosseum zur Verfügung gestellt, der Trevibrunnen wird von dem Modehaus Fendi für 2,5 Millionen restauriert, die Cestius Pyramide wurde für 1 Million Euro von einer japanischen Firm erneuert, und sogar der Staat Aserbeidschan rückte Geld heraus für die dem Vatikan gehörenden Katakomben von Marcellinus und Petrus.

Doch wer so großzügig ist, der möchte auch, dass dies bekannt wird. Wie heißt es doch in der Public Relation: Tue Gutes und rede darüber!

Und das ist das Problem. Der Retter des Kolosseums, Diego Della Valle, wollte gerne, das große Schilder auf den potenten Spender verweisen sollen, doch dies lehnte die Stadt ab. Nun hat man sich geeinigt. Hinweise auf die Gönner soll es geben, aber dezent. Ansonsten muss aber dafür gesorgt werden, dass die Sponsoren bekannt bleiben, durch Informationen der Fremdenführer oder wie auch immer. Und da 67% der Spende von der Steuer abgeschrieben werden können, ist sie auch nicht ganz so selbstlos, wie es scheint.

Es gibt noch viel mehr zu restaurieren, nicht nur in Rom, überall in Italien und auch sonst auf der Welt. Zerbröselnde Altertümer, auch einstürzende Neubauten, alles was kaputt geht. Und da diese Güter ja nicht nur den jeweiligen Staaten gehören, sondern der ganzen Welt, soll ja dann wohl auch dort die ganze Menschheit finanziell einspringen, wenn die Kassen mal wieder leer sind. Also, es gibt viel zu bezahlen, zucken wir schon einmal die Geldbörsen. Sicherlich werden auch bald Staaten zu den Sponsoren gehören müssen, wenn es nicht genügend private Unternehmen gibt.
Lia

Weltkulturerbe eben. Dann muss auch die ganze Welt dafür gerade stehen.
Überall.
Obwohles doch in der Konvention heipt:
(zitiert nach Wikipedia:
http://de.wikipedia.org/wiki/UNESCO-Wel ... n_der_Idee)
"Mit dem Beitritt zur Konvention verpflichten sich die Vertragsstaaten, die Schutz- und Erhaltungsmaßnahmen der Welterbestätten auf ihrem Hoheitsgebiet eigenständig zu finanzieren. Für Staaten, die nur über begrenzte Mittel verfügen, wurde im Rahmen der Konvention der Welterbefonds eingerichtet. Finanziert wird der Fonds aus den Pflichtbeiträgen der Vertragsstaaten, aus freiwilligen Beiträgen der Staaten, aus Spenden sowie aus Einnahmen durch Welterbekampagnen. Circa vier Millionen US-Dollar stehen so jährlich für Erhaltungs- und Soforthilfemaßnahmen der Stätten bereit. Über die Vergabe von Mitteln aus dem Welterbefonds entscheidet das Welterbekomitee.
..."

Die hoch verschuldete Hansestadt Lübeck könnte auf ähnliche Ideen kommen. Wobei wir das Thema Werbung am Kirchturm schon hatten. St. Marien gehört ja nun wahrlich zum Weltkultur-Erbe Silhouette.
http://www.welt.de/print-welt/article27 ... aeule.html
Benutzeravatar
dieter
Mitglied
Beiträge: 10152
Registriert: 29.04.2012, 09:48
Wohnort: Frankfurt/M.

Lieber Karlheinz,
dann sollen sie die Altertümer von den Touristen bezahlen lassen, indem sie das Eintrittsgeld für die Altertümer erhöhen. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
Antworten
  • Vergleichbare Themen
    Antworten
    Zugriffe
    Letzter Beitrag

Zurück zu „Europäische Union“