Keine Alternative zur EU? Wohin soll die Reise gehen?

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Moderator: Barbarossa

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dieter
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Aneri hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:
Für mich wäre eine Neuorganisation klarer als dieses aufgepfropfte "Sowohl als auch". Im Grunde haben wir zur Zeit eine Entscheidungsebene zu viel. Ich könnte mir ein Europa aus ungefähr gleich großen Regionen gut vorstellen und eine saubere Zuordnung von Kompetenzen. Wahrscheinlich können sich Bürger mit einem überschaubaren, regionalen Gebiet eher identifizieren, es muß ja nicht gleich wieder Deutschlands geschichtlicher Flickenteppich werden. Z.B. die Norddeutschen könnten eher Gemeinsamkeiten mit Niederländern oder Dänen finden als mit Bayern und Schwaben. Diesen wiederum stehen evtl. die Schweiz oder Österreich näher.
Um Gottes Willen! Es ist direkte Weg die EU Beerdigung. Warum „etwa gleich große“? In Deutschland sind die Länder ungleich groß. Hat es eine Auswirkung auf die Föderation?!

Ich sehe auch die EU weitere Existenz nicht so düster, aber würde ich jetzt auch nicht wetten, da es von vielen Faktoren abhängt, auch die, die wir nicht vorsehen können. Sagen wir so, die Europas Vereinigung stattfinden wird, wenn nicht jetzt, dann irgendwann später. Der Wille auf Weltbühne mit zuspielen ist da. Einzelne Staaten haben ihre Weltwirkung schon längst verloren. Starke Umwelt nötigt zur Vereinigung um mitspielen zu dürfen. Auf dieser Ebene entscheidet die Wirtschaft, wer in welche Liga spielt.
Liebe Aneri,
ich sehe auch die Entwicklung nicht so düster, ein Europa der Regionen kann ich mir nicht vorstellen, sondern lediglich ein Europa der Nationen, so klein die auch sein mögen. In D sind auch nicht alle Länder gleich groß. Mein Bundesland Hessen z. B. trägt im Länderfinanzausgleich die größten Kosten, trotzdem andere Länder wie Bayern, Ba-Wü oder NRW größer sind.
Das alles hat mit Tschechischer Republik und Slowakei nur am Rande zu tun. Nur,ich habe in meiner Tätigkeit bei verschiedenen Foren seit 1997 schon schlimmere Moderatoren erlebt. :wink:
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Aneri

Ich denke annäherend nicht, dass Barabarossa als Moderator schlimm ist. Ich fand es nicht in Ordnung und ich habe es gesagt, damit solche Art sich nicht etabliert. Wir alle machen ab und zu etwas unüberlegt oder nicht genug überlegt.
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Barbarossa
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Da muß ich mich wohl bei einigen hier im Forum entschuldigen. Ich habe z. Z. aus privaten Gründen auch nur wenige Stunden Zeit, mich mit dem Forum zu beschäftigen.
Aber ich hatte auch den Eindruck, daß sich das Thema über die Teilung der CSSR hinaus bewegt hatte und habe daher dem "Antrag" von Renegat stattgegeben. Ich hatte vermutlich nur vergessen, einen Link im alten Thema zu setzen, wohin die Beiträge verschoben wurden - in diesem Pfad habe ich hingegen geschrieben, woher die angehängten Beiträge kommen. Anders herum wäre es wahrscheinlich besser gewesen. Ich hoffe, ich denke nächstes mal daran. Jedes Forenmitglied über solche Änderungen persönlich bescheid zu geben - damit wäre ich hingegen etwas überfordert, fürchte ich. Daß es soviel Verwirrung stiften könnte, hätte ich nicht gedacht.
:wink:

:arrow: Zur besseren Identifizierung habe ich den Titel dieses schon etwas älteren Pfades ergänzt. So ist es besser, glaube ich. Aber das Thema dieses Pfades ansich passt schon, finde ich.
Wenn jemand einen besseren Vorschlag hat, dann nur zu.
:wink:
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Renegat
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Renegat hat geschrieben: Für mich wäre eine Neuorganisation klarer als dieses aufgepfropfte "Sowohl als auch". Im Grunde haben wir zur Zeit eine Entscheidungsebene zu viel. Ich könnte mir ein Europa aus ungefähr gleich großen Regionen gut vorstellen und eine saubere Zuordnung von Kompetenzen. Wahrscheinlich können sich Bürger mit einem überschaubaren, regionalen Gebiet eher identifizieren, es muß ja nicht gleich wieder Deutschlands geschichtlicher Flickenteppich werden. Z.B. die Norddeutschen könnten eher Gemeinsamkeiten mit Niederländern oder Dänen finden als mit Bayern und Schwaben. Diesen wiederum stehen evtl. die Schweiz oder Österreich näher.
Aneri hat geschrieben:Um Gottes Willen! Es ist direkte Weg die EU Beerdigung. Warum „etwa gleich große“? In Deutschland sind die Länder ungleich groß. Hat es eine Auswirkung auf die Föderation?!
Es hat Auswirkungen auf den Länderfinanzausgleich und wird laufend kontrovers diskutiert. Die reichen Südgeberländer meinen, mehr zu sagen zu haben, weil sie zuzahlen an die nordöstlichen Flächenländer oder arme Stadtstaaten wie Bremen.

Der Zuschnitt der Bundesländer ist halbwegs historisch gewachsen, man könnte daran trotzdem einiges verbessern, denke ich.
Dabei frage ich mich, was genau die historischen Gründe waren und ob die heute noch relevant sind.
Aneri hat geschrieben:Ich sehe auch die EU weitere Existenz nicht so düster, aber würde ich jetzt auch nicht wetten, da es von vielen Faktoren abhängt, auch die, die wir nicht vorsehen können. Sagen wir so, die Europas Vereinigung stattfinden wird, wenn nicht jetzt, dann irgendwann später. Der Wille auf Weltbühne mit zuspielen ist da. Einzelne Staaten haben ihre Weltwirkung schon längst verloren. Starke Umwelt nötigt zur Vereinigung um mitspielen zu dürfen. Auf dieser Ebene entscheidet die Wirtschaft, wer in welche Liga spielt.
Unterschiedlich wirtschaftsstarke Regionen führen zu Konflikten, deshalb fände ich die Idee vielversprechend, am Anfang möglichst gleichstarke Regionen zu definieren. Schließlich geht es um die Weltbühne und da träte die EU dann als ganzes auf, ähnlich wie die USA. Da interessiert es außenstehende Staaten doch überhaupt nicht, wie die Texaner zu den Kalifoniern stehen.

Deine Aussage zur identitätsbildenden Mittelschicht würde ich gern weiter diskutieren, Aneri. Findest du nicht, dass die teilweise schon eine europäische Identität entwickelt?
Diese europäische Identität sehe ich als eine von drei Ebenen. Für mich kann ich sagen, dass ich einerseits Lokalpatriot bin, ich hänge sehr an meiner Heimatstadt, obwohl ich hier noch nicht mal geboren und aufgewachsen bin.
Als Norddeutschem sind mir Niederländer genauso vertraut wie Schwaben und Bayern, denn ich sehe die mindestens genauso oft und kann meist genauso mit ihnen reden, was allerdings an den Deutschkenntnissen der Holländer liegt, auf englisch geht´s aber auch.
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dieter
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Aneri hat geschrieben:Ich denke annäherend nicht, dass Barabarossa als Moderator schlimm ist. Ich fand es nicht in Ordnung und ich habe es gesagt, damit solche Art sich nicht etabliert. Wir alle machen ab und zu etwas unüberlegt oder nicht genug überlegt.
Liebe Aneri,
nobody is perfect. :wink: :mrgreen:
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Renegat hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben: Unterschiedlich wirtschaftsstarke Regionen führen zu Konflikten, deshalb fände ich die Idee vielversprechend, am Anfang möglichst gleichstarke Regionen zu definieren. Schließlich geht es um die Weltbühne und da träte die EU dann als ganzes auf, ähnlich wie die USA. Da interessiert es außenstehende Staaten doch überhaupt nicht, wie die Texaner zu den Kalifoniern stehen.
Lieber Renegat,
das scheitert schon daran, dass Europa keine gemeinsame Sprache hat, es wird also immer unterschiedlich Nationalstaaten geben, die man versuchen muß in einem Europa unterzubringen. :wink:
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dieter hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben: Unterschiedlich wirtschaftsstarke Regionen führen zu Konflikten, deshalb fände ich die Idee vielversprechend, am Anfang möglichst gleichstarke Regionen zu definieren. Schließlich geht es um die Weltbühne und da träte die EU dann als ganzes auf, ähnlich wie die USA. Da interessiert es außenstehende Staaten doch überhaupt nicht, wie die Texaner zu den Kalifoniern stehen.
Lieber Renegat,
das scheitert schon daran, dass Europa keine gemeinsame Sprache hat, es wird also immer unterschiedlich Nationalstaaten geben, die man versuchen muß in einem Europa unterzubringen. :wink:
Ich sehe diesen Ewigkeitsanspruch der Nationalstaaten so nicht, zumal der auf Volk und Sprache zurechtgebogene Nationalstaat ein relativ junges Konstrukt ist. Immer muß es sie deshalb nicht geben, viele können sich nur nichts anderes vorstellen, weil sie nichts anderes kennen.
Wie gesagt, mit den Niederländern kann ich mich genauso unterhalten und die sehe ich öfter als die Bayern und Schwaben. Selbst ihr Humor ist mir vertrauter. Wahrscheinlich werden alle Europäer in gar nicht so ferner Zukunft englisch als Verständigungssprache untereinander noch stärker nutzen als heute, das ergibt sich ganz automatisch.
Deshalb wird hochdeutsch und die diversen Dialekte nicht gleich aussterben, warum auch.
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:...Im Grunde haben wir zur Zeit eine Entscheidungsebene zu viel. Ich könnte mir ein Europa aus ungefähr gleich großen Regionen gut vorstellen und eine saubere Zuordnung von Kompetenzen. Wahrscheinlich können sich Bürger mit einem überschaubaren, regionalen Gebiet eher identifizieren, es muß ja nicht gleich wieder Deutschlands geschichtlicher Flickenteppich werden. Z.B. die Norddeutschen könnten eher Gemeinsamkeiten mit Niederländern oder Dänen finden als mit Bayern und Schwaben. Diesen wiederum stehen evtl. die Schweiz oder Österreich näher...
Ich glaube, da schießt du doch um einiges am Ziel vorbei - oder zu schnell. Denn wohin die politische und gesellschaftliche Entwicklung in Zukunft gehen wird, ist heute nicht absehbar.
Der heutige Stand ist, daß die EU als eine Gemeinschaft aus Nationalstaaten besteht, die aus meiner Sicht auch unteilbar sind. Mehr noch: Die Ostdeutschen haben sich im Zuge ihrer Friedlichen Revolution ausdrücklich für die Einheit
Deutschlands ausgesprochen und dieses Ziel mit in ihrem Kampf für Freiheit und Demokratie integriert.
Egal ob Deutschland, Frankreich oder Italien: Vorschläge nach einer von dir vorgeschlagenen Spaltung bzw. Neugliederung, so als ob die Nationen nur Bundesstaaten wären, würde in den meisten Ländern wohl als unerhört empfunden werden.
Allerdings gibt es auch Gegenbeispiele, wo sich Regionen tatsächlich von der Zentralregierung trennen wollen. Da wäre das Beispiel von Katalonien, das sich immer weiter von Spanien distanziert und auch bei Großbritannien bin ich mir über den Zusammenhalt manchmal nicht so ganz klar. Und da gab es 1993 tatsächlich eine Trennung, wie die der Tschechischen Rep. und der Slowakei. Immer sind solche Teilungen aber eher lokalpatriotisch begründet und nicht, weil Kompetenzen innerhalb der EU besser angesteckt werden können. Der sehr überwiegende Teil der Bevölkerung in jedem Land denkt tatsächlich noch in nationalstaatlichem Rahmen. Auch die Slowaken sehen sich als eigenständige Nation und auch die Katalanen würden das tun, wenn sie ihre Unabhängikeit bekämen. Das ist die Realität.
Renegat hat geschrieben:...Die reichen Südgeberländer meinen, mehr zu sagen zu haben, weil sie zuzahlen an die nordöstlichen Flächenländer oder arme Stadtstaaten wie Bremen.

Der Zuschnitt der Bundesländer ist halbwegs historisch gewachsen, man könnte daran trotzdem einiges verbessern, denke ich.
Dabei frage ich mich, was genau die historischen Gründe waren und ob die heute noch relevant sind...
Gerade Stadtstaaten wie Hamburg und Bremen als uralte Hansestädte sind stolz auf ihre bundesstaatliche Eigeständigkeit. Kein finanzielles Problem könnte sie dazu bewegen, diese Eigenständigkeit aufzugeben. Solche historisch gewachsenen Strukturen sind sehr wichtig bei den Betrachtungen.
Und selbst die Vereinigung von Brandenburg und Berlin scheiterte an einem Volksentscheid, obwohl es diese Teilung erst seit 1945 gibt. Auch das ist eine Realität in Deutschland.
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Renegat
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Die Regionen klingen erstmal ungewohnt, wir sind ja mit den Nationalstaaten aufgewachsen.
Ich gebe dir recht, dass das noch Zukunftsmusik ist. Wobei ich gerade in letzter Zeit denke, dass diese unterschiedlich wirtschaftsstarken Nationalstaaten, die EU der Regionen nicht unbedingt fördern, weil sie alle ihre eigenen Ziele verfolgen.
Gerade die Beispiele in deinem letzten Absatz, Barbarossa, weisen eigentlich eher in Richtung Europa der Regionen, denn die Gebiete sind alle recht klein. Als einzelne Nationalstaaten ohne die EU wahrscheinlich nicht überlebensfähig. Als autonome Region innerhalb der EU dagegen schon. Wir müssen wahrscheinlich einfach nur umdenken und die staatlichen Außenfunktionen auf die EU-Zentrale verlagern. Die Region als 2. Ebene darunter kann viel näher am Bürger sein und sollte über möglichst viele autonome Kompetenzen verfügen. Innerhalb der EU könnten sich die Bürger viel stärker mit den Regionen identifizieren, weil sie überschaubarer wären.
Wir könnten ja erstmal beim Fußball anfangen und statt National- mal Regionalmannschaften gegeneinander antreten lassen. :)
Das gäbe doch interessante Konstellationen.

Gerade zu Bremen gibt es immer wieder Überlegungen. Wahrscheinlich kann man die Stadtstaaten ohnehin nur mit ihrem Speckgürtelumland zusammen betrachten, denn Steueraufkommen, Verkehr etc enden ja nicht an der kommunalen Grenze.
Aneri

Renegat:
Der Zuschnitt der Bundesländer ist halbwegs historisch gewachsen, man könnte daran trotzdem einiges verbessern, denke ich.
Die Mutter-Natur ist sehr klug. Sie hat Riegel vorgeschoben, durch die die Entscheidungen eines Mannes oder einer Gruppe das zivilisatorische W-W-Netz im Ganzen nicht gefährden. Eine Entscheidung bzw. Lösung eines Problems wird von dem Netz aufgefangen und auf Herz und Nieren geprüft. Passt es –wird es toleriert oder noch verstärkt, passt nicht – ausgeschieden. Daher im Grunde habe ich nicht die Angst, dass die Welt mit dieser Entscheidung runter geht. Wenn auch ich vielleicht von dieser Entscheidung unmittelbar getroffen und nicht überleben werde.

Sicher sind wir laufend gezwungen irgendwelche Entscheidungen zu treffen. Mir macht nur Angst die Selbstsicherheit der Leute, die meinen sich gut auskennen. Kennst du „Elefant in Porzellanladen“? So etwa stelle ich mir vor, wenn ich solche Vorschläge höre.

Eine korrespondierende Gedanke zum Beitrag von Karlheinz in Thread „Brauchen wir eine Spaßpartei“, wo ein gesundes Menschenverstand erwähnt wurde. Gesunder Menschenverstand bezieht sich auf etwas, das Jedem eigentlich ersichtlich sein müsste. Unser technologischer Fortschritt letzten Jahrhunderts beruht sich auf dem Wissen, das gesunden Menschenverstand widerspricht. Ich denke auch, dass gesunde Menschenverstand, der auf unserer (personelle) Agierungsebene uns gute Dienste leistet, reicht nicht, wenn man auf etwa staatlichen Ebene agiert. Man braucht eine Bildung. Ein Politiker bildet sich notwendigerweise (wenn auch nicht alle die gleiche Begabung dafür haben), da er sich von unten nach oben arbeiten muss. Auf die Weise erwirbt er immer neue Sichtperspektiven. Es ist unvermeidlich die Trennung der oberen und unteren Etage. Man kann nicht gleichzeitig scharf weit und kurz sehen.

In derzeitiger Frustration der Mehrheit von der Politik sehe ich weniger Schuld der Politiker. Es ist eben die Masse, die gebildet werden muss. Die Schuld der Politiker besteht darin, dass sie überlegen müssen, wie solche Bildung stattfinden sollte. Man muss den Bürger – ja, vielleicht in virtuellen Gemeinschaftsspielen?! – ihre Entscheidungen machen lassen und auch sehen, wohin sie führen. Sie müssen eine Vorstellung einer Sicht „von oben“ erwerben.

Der größter Fehler des Bürgers ist zu glauben, dass ein Staat gibt, um seine Bedürfnisse zu bedienen. Es ist ein Irrtum. Der Staat ist eine agierende Einheit, die Selbstorganisationsprinzipien gehört. Wenn man eine Zelle vorstellt, ist es auch nichts anders als ein komplexes Wechselwirkungsnetz der Moleküle, die eine selbsterhaltende lebende Einheit bilden, die in der Umwelt sich behaupten muss. Die Kommunikation zwischen Zellen wird durch die gleichen Moleküle vollzogen die auch intern agieren. Ich sehe hier keinen wesentlichen Unterschied zur zivilisatorischen Einheit – dem Staat, außer dass die Knoten des W-W-Netzes aus Menschen bestehen und „in Kanälen“ des Netzes einerseits die Rohstoffe und anderseits kulturelle Erzeugnisse fließen.

Zum Thema Mittelschicht. Das Wachstum der Mittelschicht des Wohlfahrtstaates bringt zu ihrer Differenzierung. Das Wissen wächst, es werden hervorragende Fachleute gebildet, dennoch lässt die Fächer immer weiter von einander treiben. Es wird zwar versucht die interdisziplinäre Fächer zu entwickeln, wo bestimmte Aspekte fachübergreifend analysiert werden, dennoch scheint es ein Tropfen auf heißen Stein sein. Vergleicht ihr die Universalität der Gelehrten vorigen Jh. und modernen Absolventen. Nicht umsonst ist der Begriff von Fachidioten läufig. Alle sind Spezialisten auf schmalem Gebiet geworden, die keine gemeinsame Sprache haben. Was bleibt gemeinsam zu besprechen? Die Kultur ist bei der Absolutisierung der Ratio zurückgedrängt. Die Religion hat ihre Wirkung verloren. Was bleibt: Das Wetter, das Essen, der Sex und die POLITIK.

Die Differenzierung der Mittelschicht spiegelt sich in der Politik. Jetzt haben wir zur nationalen Identität eine politische Identität. Wir identifizieren uns mehr oder weniger mit der Parteien. Die politische Identität wird m. E. eine große Rolle in der Europas Vereinigung spiegeln. Es werden die politischen Ströme innerhalb eines Staates sein, die sich mit ihresgleichen in anderen Staaten vereinen. Dieser Prozess ist schon im Gange. In diesem Prozess, wenn diese vereinte Flusse gegeneinander und miteinander wirken, sehe ich die Zukunft EU.

PS: Bitte nicht verstehen, dass ich die Politiker hier weis waschen machen. Es gibt sehr viel, was Politikern vorwerfen kann und muss. Ich wollte diesen abgetrampelten Weg nicht noch mal gehen. Es ist offensichtlich. Meine Sichtweise ist nicht so offensichtlich. Sie zwingt zur Selbstkritischen Betrachtung. Mindestens hoffe ich.
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dieter
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Renegat hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben:
Renegat hat geschrieben: Unterschiedlich wirtschaftsstarke Regionen führen zu Konflikten, deshalb fände ich die Idee vielversprechend, am Anfang möglichst gleichstarke Regionen zu definieren. Schließlich geht es um die Weltbühne und da träte die EU dann als ganzes auf, ähnlich wie die USA. Da interessiert es außenstehende Staaten doch überhaupt nicht, wie die Texaner zu den Kalifoniern stehen.
Lieber Renegat,
das scheitert schon daran, dass Europa keine gemeinsame Sprache hat, es wird also immer unterschiedlich Nationalstaaten geben, die man versuchen muß in einem Europa unterzubringen. :wink:
Ich sehe diesen Ewigkeitsanspruch der Nationalstaaten so nicht, zumal der auf Volk und Sprache zurechtgebogene Nationalstaat ein relativ junges Konstrukt ist. Immer muß es sie deshalb nicht geben, viele können sich nur nichts anderes vorstellen, weil sie nichts anderes kennen.
Wie gesagt, mit den Niederländern kann ich mich genauso unterhalten und die sehe ich öfter als die Bayern und Schwaben. Selbst ihr Humor ist mir vertrauter. Wahrscheinlich werden alle Europäer in gar nicht so ferner Zukunft englisch als Verständigungssprache untereinander noch stärker nutzen als heute, das ergibt sich ganz automatisch.
Deshalb wird hochdeutsch und die diversen Dialekte nicht gleich aussterben, warum auch.[/quote]
Lieber Renegat,
Deine Worte in Gottes Gehörgang. Deutschland wollte nach 1945 schon immer vom Nationastaat weg und zu Europa. Die Diskrepanz ist nur, dass die anderen europäischen Staaten da nicht mitziehen. :wink:
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ehemaliger Autor K.

Renegat.
Europa der Regionen
Ein Europa der Regionen wurde ja schon öfters angedacht und wäre in der Tat auch durchaus sinnvoll für manche Gebiete. Flandern und Wallonien bilden nur noch theoretisch den Staat Belgien, am liebsten würden sie sich trennen. Auch Katalonien, das Baskenland, Korsika, Südtirol oder Schottland wären lieber selbständig. Damit nicht immer neue Nationalstaaten entstehen, könnte ein Europa der Regionen durchaus ein Lösungsmodell sein.

Auch in Deutschland wurde eine Neuaufteilung der Bundesländer immer wieder diskutiert, zum Beispiel die Gründung eines Nordstaates. So ein armes Land wie Bremen besitzt zwar einen Speckgürtel, aber das dort vorhandene Geld kommt dem Bremer Haushalt zu einem großen Teil nicht zugute. Eine Neuaufteilung der Länder könnte dies Problem lösen. Aber ich sehe auch, im Moment sind dies nur Wunschvorstellungen.
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Karlheinz hat geschrieben:
Renegat.
Europa der Regionen
Ein Europa der Regionen wurde ja schon öfters angedacht und wäre in der Tat auch durchaus sinnvoll für manche Gebiete. Flandern und Wallonien bilden nur noch theoretisch den Staat Belgien, am liebsten würden sie sich trennen. Auch Katalonien, das Baskenland, Korsika, Südtirol oder Schottland wären lieber selbständig. Damit nicht immer neue Nationalstaaten entstehen, könnte ein Europa der Regionen durchaus ein Lösungsmodell sein.

Auch in Deutschland wurde eine Neuaufteilung der Bundesländer immer wieder diskutiert, zum Beispiel die Gründung eines Nordstaates. So ein armes Land wie Bremen besitzt zwar einen Speckgürtel, aber das dort vorhandene Geld kommt dem Bremer Haushalt zu einem großen Teil nicht zugute. Eine Neuaufteilung der Länder könnte dies Problem lösen. Aber ich sehe auch, im Moment sind dies nur Wunschvorstellungen.
Es ist zwar schade, dass es im Moment eine Wunschvorstellung ist, trotzdem kann man es diskutieren. Denn nur Dinge, die besprochen werden oder über die man nachdenkt, können eines Tages Realität werden.
So verstehe ich auch Aneris Mittelstands-Teilchenthese, man nähert sich allmählich an. Besonders wenn man einen neutralen Blick auf die Realitäten der Europakarte wirft und guckt, wo sind die gewachsenen, stabilen Zentren, wie groß ist ihr Einzugsgebiet und wo befindet sich das abgeschnittene Hinterland.
Ralph hatte in http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... =34&t=3504 das Problem von Randlagen angesprochen.
Die Bildung von Zentren mit dazugehörigem Speckgürtel, der vom Nahverkehr gut erschlossen wird, kann man nicht aufhalten. Nicht bei steigenden Benzinpreisen und der Streckenpolitik der Bahn.
Im nördlichen Niedersachsen und NRW liegen die dichtbesiedelten Niederlande mit ihren Zentren vor der Haustür, natürlich orientiert man sich dorthin zum einkaufen, Kurzurlaub und mancher auch zum arbeiten. Wäre das Gesundheitssystem in Europa angeglichen, würde mancher dort auch zum Arzt gehen und umgekehrt.
Wie dieser Austausch am westlichen und südlichen Rand ist, kann ich nicht beurteilen. Am östlichen auch nicht wirklich, man fährt wohl zum Tanken nach Polen, wenn das Benzin marginal günstiger ist und eine Tankstelle direkt hinter der Grenze liegt. Im Osten kann es noch dauern.
Wie die Nachbarn Im Westen, besonders die Niederländer das sehen, würde mich mal interessieren. Es gibt wohl kein niederländisches Forenmitglied?
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Karlheinz hat geschrieben:
Renegat.
Europa der Regionen
Auch in Deutschland wurde eine Neuaufteilung der Bundesländer immer wieder diskutiert, zum Beispiel die Gründung eines Nordstaates. So ein armes Land wie Bremen besitzt zwar einen Speckgürtel, aber das dort vorhandene Geld kommt dem Bremer Haushalt zu einem großen Teil nicht zugute. Eine Neuaufteilung der Länder könnte dies Problem lösen. Aber ich sehe auch, im Moment sind dies nur Wunschvorstellungen.
Lieber Karlheinz,
so isses. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Renegat
Europa, Kontinent der Regionen?
Die Vereinigung Europas nach dem zweiten Weltkrieg hatte vor allem wirtschaftliche und sicherheitspolitische Gründe. Nicht umsonst hieß die Vorläuferorganisation der EU bekanntlich EWG (Europäische Wirtschaftsgemeinschaft). Die Deutschen waren davon besonders begeistert, diese Vereinigung nützte ihnen auch am meisten und nach dem Krieg hatten sie ihre nationale Identität verloren und glaubten, als Europäer eine neue finden zu können. In den anderen Ländern hielt sich die Begeisterung in Grenzen.

Die Vereinigung war das Werk der Oberschichten, Mittelschichten und andere Gruppen hatten daran wenig Anteil, zumeist standen sie der Entwicklung eher passiv gegenüber. Sie waren weiterhin in erster Linie Bewusstseins mäßig auf Nationalstaaten eingestellt. Oftmals ist es viel leichter gewesen, Menschen gegen Europa zu mobilisieren als für Europa.
Die Frage ist: Wie kann man nationales und jetzt auch eben häufig regionales Denken soweit neutralisieren, das es nicht die EU wieder sprengt?

Vereinigungen lassen sich leichter erreichen, wenn die Partner annährend gleichgewichtig sind. Wenn aber so große Unterschiede existieren, wie derzeit zwischen Nord und Süd wird es schwierig. Niemand wird wollen, dass die Niederländer aus der EU ausscheiden, die Griechen allerdings wären viele gerne wieder los.
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