Die Eurokrise: Ursachen und Lösungsversuche.

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Moderator: Barbarossa

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Titus Feuerfuchs
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Yaygir hat geschrieben:Tut mir leid aber sie lügen oder sie wissen es nicht und sagen nur die Unwahrheit. Ich rate ihnen zu Googlen oder lesen sie Bücher, damit sie die Geschichte vom Dollar verstehen, den Goldtausch, der Welt-lite-Währung und der EZB. Dann sollte ihre Meinung sich schnell ändern.

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Und wer ist "sie"? Die Banken, die Politiker, Spartaner, ich...?
MfG,
Titus Feuerfuchs
Aneri

Yaygir hat geschrieben:Was passiert denn wenn die Banken einfach Geld drucken? Dann enstehen auch gleichzeitig Schulden. Dabei ist die Aussage völlig korrekt aber zugleich unkompatibel. Geld sind einfach Schuldscheine. Bestes Beispiel: Wenn ich bei ihnen 2 Stunden ihr Haus putze dann Schulden sie was mir. Sie geben mir 10€ dafür. Das Problem ist, wo haben sie die 10€ her? Denn um Geld zu verdienen müssen sie Leistung erbringen. Das ist das Problem bei den Banken. Sie drucken Geld für Leistungsloses Tätigen. Wenn die Bank 20€ druckt, müssen sie eine Leistung abgeben um die 20€ zu verdienen. Ist das aber gerecht das die Banken ohne Leistung Geld drucken kann und sie dafür Leistung erbringen müssen? Ich hoffe es wird durch dieses Beispiel einigen klar.
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Ich denke, es ist nicht so einfach. Das Geldschein immer gleiche, dennoch seine Kaufkraft sich variiert. Langzeitig gesehen es verliert immer an Kaufkraft (Inflation). Dennoch temporär und lokal kann es erheblich steigern. Genau auf dieser Eigenschaft wetten die Spekulanten. Ich denke schon, dass mit Banken was gemacht werden muss. Dennoch viel wichtiger m. E. ein Mechanismus schaffen, die selbstzerstörerischen Drang der Börsen entgegen wirkt.

Spartaner, es ist unnötig immer als Vorwurf wiederholen, dass es am Ende Steuerzahler zahlt. Er zahlt IMMER. Die Frage nur über Sinnhaftigkeit dieser Investition. Wir versuchen logisch nachvollziehen und begründen bestimmtes Handeln bzw. ihn als fehlerhaft einzustufen. Dennoch die Wirtschaft mit ihren Banken ist so komplex, dass es keine eindeutige Antwort geben kann. zudem kommen die Interessen der Beteiligten an der Lösung. Im Grunde wäre dazu ein separates Thread hilfreich, wo nur dieses Thema diskutiert wird. Es ist zwar Teil der Eurokrise, dennoch in Europa ist es als lokale Äußerung der weltweiten Krise.
Yaygir
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Ich wollte es so einfach wie möglich erklären damit es einpaar wenige verstehen. Ich hätte auch anfangen können von Innovationen aber das hätte viele zu sehr gefordert. Wir kommen aber von Thema ab. Hier wird eine Lösung gesucht für Griechenland. Die besteht meiner Meinung nach nur mit dem auflösen der Währungsunion. Ich würde gerne andere Ideen lesen fals es die gibt. Unterscheiden sie aber zwischen einer Lösung und einem 'Zeitauftrieb'.

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Orianne
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Yaygir hat geschrieben:Ich wollte es so einfach wie möglich erklären damit es einpaar wenige verstehen. Ich hätte auch anfangen können von Innovationen aber das hätte viele zu sehr gefordert. Wir kommen aber von Thema ab. Hier wird eine Lösung gesucht für Griechenland. Die besteht meiner Meinung nach nur mit dem auflösen der Währungsunion. Ich würde gerne andere Ideen lesen fals es die gibt. Unterscheiden sie aber zwischen einer Lösung und einem 'Zeitauftrieb'.

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Denkst Du wir sind Dummköpfe?


Aber meiner Meinung nach wäre die Auflösung der Währungsunion vielleicht wirklich der beste Schritt.
Zuletzt geändert von Orianne am 25.11.2014, 16:08, insgesamt 2-mal geändert.
Grant stood by me when I was crazy, and I stood by him when he was drunk, and now we stand by each other.

General William Tecumseh Sherman
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Cherusker
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Yaygir hat geschrieben:Die Demokratie ist in einem Zwang gefangen welches sie nicht mehr von alleine lösen kann.

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Das stimmt wohl so nicht. :wink: Warum soll die Demokratie (Staatsform) für die Schuldenkrise allein verantwortlich sein? Wäre es etwa in einer Diktatur besser? Machen solche anderen Staatsformen keine Schulden? :mrgreen:

Die Staatsverschuldung ist z.B. in den USA und in der Eurozone stark gestiegen. Aber dagegen gibt es auch Lösungen:
1. eisernes Sparen (sehr unbeliebt bei Regierungen)
2. Schuldenschnitt (ebenfalls unbeliebt)
3. Finanzrepression ! :wink:

zu 3.)
Die Staaten drücken die Zinsen künstlich nach unten. In den USA kaufte die Fed massiv US-Staatsanleihen auf. In der Eurozone sorgt die EZB für "Geldspritzen" um ausländische Staatsanleihen zu unterstützen.
Finanzrepression bedeutet:
* Regulierung des Kapitaltransfers und des Kapitalmarktes
* künstliche niedrige Zinsen.
So bauen die Staaten ihre hohen Staatsverschuldungen ab, weil sie nicht mehr so hohe Zinszahlungen haben.
Und das hat funktioniert:
1945-55 Die USA und Großbritannien haben so über diese Dekade ihre Schuldenquote um rund 40% gesenkt !!! :shock:
Spartaner
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Yaygir hat geschrieben:Ich wollte es so einfach wie möglich erklären damit es einpaar wenige verstehen. Ich hätte auch anfangen können von Innovationen aber das hätte viele zu sehr gefordert. Wir kommen aber von Thema ab. Hier wird eine Lösung gesucht für Griechenland. Die besteht meiner Meinung nach nur mit dem auflösen der Währungsunion. Ich würde gerne andere Ideen lesen fals es die gibt. Unterscheiden sie aber zwischen einer Lösung und einem 'Zeitauftrieb'.

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Wie soll den nun die Währungsunion aufgelöst werden ? Was passiert mit bestehenden Verträgen ? Welche Auswirkungen hat das auf die Wirtschaft? Welche Kosten kommen auf uns zu, speziell für Deutschland? Aber bitte nicht einfach erklären, nicht dass es nur oberflächlich angerissen wird sondern etwas detailierter! Aber auch so, dass es ein paar Wenige wie ich auch verstehen, dessen meine Denkweise sich zwischen Haus, Hof ,Garten und nur einigen wenigen Geschichtsforen bewegt. :angel:
Ich hoffe nicht, dass ich deine so kostbare Zeit, hier zu viel damit in Anspruch nehme .
Hochachtungsvoll Spartaner !
CARLOS
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Zitat: Reconqista (Beitrag vom 6.09.2017
„Den Euro als segensreich zu bezeichnen kann nur der, der von Wirtschaft nichts versteht - da empfehle ich auf youtube die Sendungen mit Hans Werner Sinn.“ Reconquista

Insgesamt ist Europa auch auf dem Weltmarkt nicht konkurrenzfähiger durch den Euro.Die Die AfD ist die einzige Partei, die diesen Wahnsinn stoppen will. Die anderen spielen nur noch auf Zeit, die unweigerlich einmal auslaufen wird, und je später das kommt, desto härter wird die Quittung ausfallen. Dann werden aber wohl die heutigen Politiker schon ihre Rente geniessen.“ Reconquista
 
 
 Prof Sinn schätze ich sehr. Nur würde ich empfehlen seine Bücher zu lesen und nicht nur yputube angucken.
Die Einrichtung der Eurozone war, wie bereits gesagt  ein riskantes Unternehmen. Kein „segensreiches“, wie du es nennst. Es gibt Vorteile aber auch Nachteile, was die Eurozone betrifft. Die Vorteile dürften für Dtld überwiegen. Bleibt die Frage, inwieweit es an den Entscheidungen bestimmter souveräner Staaten lag, dass sie in eine Schieflage gerieten und inwieweit diese Schieflage mit der Nichtbeachtung vertraglicher Bestimmungen des Maastrichtvertrages zusammenhängt oder durch eine falsche Wirtschaftspolitik.
 Es gab bereits im Zusammenhang mit dem Maastricht-Vertrag Anfang der 90er Jahre Warnungen, dass die südlichen Peripheriestaaten aber auch Frankreich mit ihren unterschiedlichen Auffassungen in der Geldpolitik Schwierigkeiten bereiten könnten. Die Angleichung des Preis- und Zinsniveaus war für Italien z. B., das damit eine Gleichstellung mit Dtld erreichte, ein großer Gewinn, konnte es doch nun Kredite mit Zinsen aufnehmen, für die sie nur noch einen Bruchteil der vordem zu zahlenden Zinsen entrichten mussten. Damit war eine massive Schuldenaufnahme vorprogrammiert. Mit der Aufnahme Griechenlands erfolgte dort dasselbe. Prof sinn erläutert diese Vorgänmge sehr gut.

Grundsätzliuch gilt, dass Notenbanken, die früher nicht so unabhängig wie das dt. Modell der Bundesbank sind/waren, immer in der Gefahr sein werden, zu Werkzeugen einer unsoliden Politik zu werden. Das von Prof. Sinn so hochgelobte System der FED in den USA ist das Ergebnis eines langen Lernprozesses in den USA mit vielen Staatsprleiten.
Reformen, von FDP-Lindner im Euroraum gefordert, sind definitiv notwendig. Die Währungsunion wurde von den Gründerstaaten sogar als Provisorium bezeichnet, das weiter entwickelt werden sollte, mit Reformen natürlich. Nur vergisst Herr Lindner und Reconquista, dass diese Reformen nicht von Dtld aus dirigiert werden können. Die Mitgliedstaaten des Euroraums sind souveräne Staaten und müssen diesen Reformen zustimmen. Im Übrigen scheint dir der Wahlkampfeifer für die AfD in den Kopf gestiegen zu sein.

Du vergisst weiter in deinem Posting, dass der Euro in erster Linie eine politische Währung ist; der Euro ist der Preis, den die Bundesrepublik für die Vereinigung zu entrichten hatte. Präs. Mitterand war Ende 1989 strikt gegen eine Abschaffung der DDR. Am 19.Dezember 1989 (Wochen nachdem Kohl seinen 12-Punkte-Plan publik gemacht hatte) besuchte der frz Präsident die DDR und die Gespräche und Verlautbarungen waren deutlich genug: Erhaltung der DDR, keine Einheit, auch nicht als Möglichkeit in der Zukunft. Frkrch  war der engste Verbündete der Bundesrepublik in Westeuropa. Großbritannien mit Thatcher war ebenfalls gegen eine Vereinigung. Dass sich Kohl mit seinen 12 Punkten gegen dies Misstrauen durchsetzen konnte ging nicht ohne Zugeständnisse an Frkrch ab, die an Sylvester und Neujahr 1989/90 bei einem Besuch Kohls in Südwstfrkrch besprochen wurden. Das Ergebnis war Maastricht 1992.
Es ging und geht Frkrch um Sicherheit vor den Gefahren aus dem Osten, und dazu gehörte damals die Gefahr eines irrlichternden, unberechenbaren, nationalistischen Deutschlands. Sicherheit sah Frkrch eher in Form zweier dt. Staaten. Der Euro sollte diese Gefahr durch eine enge politische und wirtschaftliche Einbindung und damit Kontrolle mildern oder bannen. Das war übrigens seit den 50er Jahren das Motiv der Westmächte bei der Aufnahme Dtlds in internationale Organisationen. Lord Ismay, der erste Generalsekretär der Nato hat dies auf einen pragmatischen Nenner gebracht, als er gefragt wurde, welchen Sinn es habe die ehemaligen Feinde 9 Jahre nach dem Krieg als Bündnispartner zu betrachten: Aufgabe der Nato sei es „to keep the Americans in, the Russians out, and the Germans down.“
 
Im Fall des Euro sollte vor allem die Macht der Dt. Bundesbank gebrochen werden, die in den 80er Jahren in Westeuropa mit der DM tonangebend war. Der Gang der Währungspolitik wurde in Westeuropa in den 80er Jahren in Frankfurt bestimmt. Dort wurde festgelegt, ob Paris oder London ab- oder aufzuwerten hatten. Das sollte mit dem Euro aufhören. Die Vorgabe, dass die Währungsunion keine Transferunion sein dürfe, ist mit den Hilfsmaßnahmen (Rettungsschirmen) längst obsolet. Eine Reform der Eurozone wird nach Meinung der Mehrheit unserer Partner nicht so aussehen, wie Dtld es wünscht, sondern nach Maßgabe des Machtanspruchs und der Wirtschaftspolitkk europäischer Staaten wie Frkrch, Italien …etc. Wir werden Zahlmeister bleiben und noch mehr zahlen müssen. Dtld wird majorisiert werden. Ein Verlassen der Eurozone steht nicht zur Debatte, Frkrch ist Atommacht. Frkrch wird es bei den auf solche Vorgänge folgenden außenpolitischen Turbulenzen nicht zulassen und wird mehr Verbündete in Europa finden als Dtld.
 
Zitat: Reconqista: „Die deutsche Wirtschaft prosperiert, doch die Bezahlung erfolgt durch die Bundesbank, die zweifelhafte Guthaben gegenüber der EZB hat, und die wiederum ebenso zweifelhafte Guthaben gegenüber den südeuropäischen Geschäftsbanken, Das Geld ist verfrühstückt, die südeuropäischen Wirtschaften nicht (mehr) konkurrenzfähig und ob das Geld je zurückbezahlt wird, ist zweifelhaft. Der deutsche Konsument zahlt mit erhöhten Preisen für importierte Güter, erhält als Sparer nichts.“ Reconquista
 
Das ist Unsinn. Du hast keine Ahnung, von der Materie. Die Bundesbank ist keine Geschäftsbank, die irgendetwas („eine prosperierende deutsche Wirtschaft“!!) zu "bezahlen" hat. Was du „zweifelhafte Guthaben“ nennst, sind wahrscheinlich die Target2-Salden, die jeden Monat veröffentlicht werden. Der Saldo von zeitlich erfolgenden Geldmengenbewegungen und ein Guthaben ist aber nicht dasselbe. Die EZB erhält das Geld griechischer Kunden auch nicht von Geschäftsbanken in GR sondern von der gr. Notenbank. Da der Euroraum eine Währungsunion (mit einheitlicher Währung) ist, ist der Wechselkursmechanismus außer Kraft gesetzt. Bei einer Zahlungsbilanzkrise, wie sie seit 2007 eintrat, konnte weder über die Wechselkursmechanik noch über die Preisniveaumechanik Ungleichgewichte reguliert werden. Die Target2-Salden sind keine Guthaben, sondern Verbindlichkeiten der südlichen Peripheriestaaten, die aber anders als du meinst, nicht „verfrühstückt“ werden oder wurden. Auch enn sie durch Zahlungen des anderen Landes verringert/vergößert  werden, bestehen sie weiter gegenüber der EZB, die als Clearingstelle zwischen den Notenbanken und der Dt Bundesbank fungiert. Du ziehst ohne es zu beweisen zu können die Bonität der EZB in Zweifel. Die Target2 –Salden schwanken übrigens stark. Ende August 2017 lagen sie über 800MRD €, sie lagen zwischenzeitlich auch schon knapp über 200 MRD €, dann wieder bei 400 oder 500 MRD €. (s. Link)
 
Bei Verbindlichkeiten gegenüber griech. Schuldnern kannst du deine Stirn in Falten legen, bei der EZB brauchst du es nicht tun. Eine Gefahr für die dt. Renten gibt es nicht, solange die Wirtschaft gut läuft. Wer ein Produkt wie die dt. Lebensversicherung kauft und deren Problematik nicht kennt, ist selber schuld. Die Exportüberschüsse werden nach Ausweis des IWD ganz überwiegend in den westlichen Bundesländern erwirtschaftet. Über den Finanzausgleich werden 13 Bundesländer subventioniert. Man nennt das Solidarität. Gegen den Missbrauch, Sinn oder Unsinn dieser Zahlungen seit bald drei Jahrzehnten wagt kaum jemand etwas zu sagen.
 
Im Jahr 2016 war der deutsche Leistungsbilanzüberschuss mit über 230 MRD € weltweit der höchste aller Staaten, noch vor China. Solche Überschüsse werden nicht „verfrühstückt“, sondern sind notwendig, weil Dtld im Ausland investieren muss (USA, China etc), um dort überhaupt am Markt tätig zu sein oder um Rohstoffe und Energie einzukaufen. Absoluter Quatsch ist deine Feststellung, dass der dt. Konsument mit höheren Importpreisen die Zeche zahlt mit fehlenden Sparerträgen. Die EZB musste, um den Euro zu retten, seit Ende 2014 oderAnfang 2015 durch Aufkauf von Wertpapieren der Banken, Geld in den Markt pumpen (so gen. Quantitative Easing, QE). Die Lage war bedrohlich, weil eine Abwärtsspirale (Deflation) befürchtet wurde. Reformen (etwa Arbeitsmarktreformen) wurden nicht durchgeführt. Vor Jahren wurde in Internetforen eine Debatte über eine ubebremste Inflationm geführt. Das Problem war aber nicht die ungebremste Hyperinflation, die in deutschen Köpfen spukt, sondern die Deflation, die viel gefährlicher ist. Eine Inflation tritt ein bei starkem Anwachsen der Liquidität (Geldschöpfung) bei nahezu völliger Auslastung der Produktionsfaktoren. Genau das war nicht der Fall. Die EZB strebt einen Wachstumspfad mit einer Inflationsrate von max 2% an.
 
Die EZB mit ihren Mitteln erledigte mit dem QE-Programm das, was Aufgabe der Politik gewesen wäre, nämlich Maßnahmen gegen die Krise zu treffen. Im Moment sieht es so aus, als würde in der Eurozone der Motor anspringen. Spanien meldet größeres Wachstum als Dtld, sogar Griechenlands Wirtschaft wächst. Die Target2-Salden bei der Bundesbank sind auf keinen Fall der Grund für steigende Importpreise. Welche Güter sollten sich denn so enorm verteuert haben? Handwerkerdienstleistungen mit Stundenlöhnen mit bis zu 55€? Klar, vor zehn Jahren lagen sie noch bei knapp über 40€. Mieten sind heute höher, hängt aber auch mit Dienstleistungen und administrierten Abgaben und Steuern zusammen. Die Preissteigerungsrate  liegt derzeit bei 1,5% (gemessen am Warenkorb einer vierköpfigen Familie) zusammen. Die Energiepreise sind hoch, sie waren schon mal höher, aber auch niedriger. Die Lebensmittelpreise sind oft regional durch bestimmte Ereignisse verteuert worden (Frostperioden im April). Verglichen mit DM-Zeiten fallen die statistischen Preissteoigerungen in der Eurozone gemäßigter aus als zu Zeiten der DM. Das lässt sich durch Googeln nachweisen. Allerdings wird es niemand überzeugen, der bestimmte Vorstellungen über gefühlte Geldentwertungsraten und Preissteigerungen hat.
 
Der Euro bietet für Handel und Industrie Vorteile. Etwa 45% des deutschen Exports gehen in die Eurozone. Der Euro hat allerdings letzthin gegenüber dem Dollar stark aufgewertet. Im November letzten Jahres stand er bei ca 1,11USD, sank dann um ca 1,05 USD liegt jetzt aber nach starkem Anstieg bei 1,20USD, vorgestern bei 1,19USD. Trump wollte den Dollar stark machen, stattdessen wurde der Dollar abgewertet. Importe aus den USA nach Dtld werden damit billiger, nicht teurer wie du meinst, auch alle Güter (insbes. Energiepreise Öl/Gas), die in USD abgerechnet werden.
 
Neben der erleichterten Abrechnung bei Import/Export (Tourismus) spielt die immer engere Verflechtung der Produktion eine große Rolle. Wo „Made in Germany“ draufsteht, ist aber längst nicht mehr alles deutsch. Es wird dort gefertigt, wo am günstigsten, bei gleichen Qualitätsstandards, produziert werden kann. Diese Internationalisierung macht es unmöglich, die Verflechtung schnell wieder rückgängig zu machen. Die Vorwürfe von Trumps Seite Dtld exportiere zu viel, gehen fehl. Die europ. Wirtschaft ist in vielen Teilen indirekt sehr stark am deutschen Export beteiligt. Ein Daimler-Auto enthält rund 50%-60% Teile, die im Ausland gefertigt wurden. Die Produktionstiefe am Standort ist also auch zugunsten der Auslands stark reduziert worden.
Die internationale Zusammenarbeit nutzt allen. Wer sich die Liste der Firmen und ihre Sitze im Silicon Valley ansieht, entdeckt bekannte deutsche Namen, wie Bosch, Daimler und Bayer unter den US-Firmen. Die Diskussion mit AfDlern ist wenig erbaulich, weil sie keine Ideen vorweisen, die in der Zukunft tragfähig sind. Es fehlt die Weltoffenheit, geistige Beschränktheit dominiert. Silicon Valley steht nicht für Fehlerfreiheit, sondern für die Bereitschaft vor allem aus Fehlern zu lernen. In Europa müssen wir bereit sein aus Fehlern vor allem der Vergangenheit zu lernen, wenn wir die Zukunft gestalten wollen.
Statistiken der Dt. Bundesbank Zeitreihe der Target2:Salden:
https://www.bundesbank.de/Navigation/DE ... 2.S._T.N.N&
Interessant das Videomit Bundesbankchef Weidmann über TARGET2 bei einem Treffen mit Berufsschullehrern.Weidmann geht auf die Entstehung von Liquidität in den südlichen Defizitländern ein und betont, dass die Verbindlichkeit nicht gegenüber den Schuldnerländern bestehen, sondern gegenüber der EZB. Prof. Sinn selbst stellt den Ablauf von Geldübertragungen auf das Target2-Konto richtig dar, wenn er betont, dass Zahlungen an die EZB gehen und von dieser dann weiter an die Dt. Bundesbank geleitet werden. Forderungen im Falle eines Auseinanderbrechens der Eurozone würden sich nicht an das Schuldnerland, sondern an die EZB richten.
 
 
 
Reconquista
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Ein sehr interessanter, aber auch sehr langer Beitrag, CARLOS. Du scheinst Dich in der Materie sehr gut auszukennen.  Allerdings gibt es da einieg Unterestellungen von Aussagen, die ich nicht getätigt habe. Aber egal. Und zum AfD Wahlhelfer Eifer: Die AfD macht das als einzige zum Thema, die FDP vielleicht noch.

Ich habe schon auch Bücher zum Thema gelesen, allerdings nicht von Sinn.

Aber ich sehe mich nicht unbedingt soweit, widerlegt, dass man sagen könnte, das sei alles grosser Quatsch.

Nur das mit den Importpreisen: Hätte Deutschland eine eigene Währung, hätte diese einen höheren Kurs gegenüber den anderen¨
Währungen. Dadurch müssten die Preise für Importgüter tiefer liegen verglichen mit der Kaufkraft des Deutschen Konsumenten. Auch Urlaub in Griechenland oder Italien müsste billiger sein.
 
.Und dann beantworte mir eine Frage: Wie siehst du das mit der Jugendarbeitslosigkeit in den Südeuropäischen Ländern? Wären die bei eigenen Währungen nicht tiefer?

Ich habe jetzt nicht die Zeit, auf alle Punkte einzugen, werde das aber sicher tun, kann aber dauern.
CARLOS
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Beiträge: 98
Registriert: 06.08.2015, 20:05

Hallo Reconquista,
ich habe den Thread erst nach längerem Suchen mittels Sucheingabe wieder gefunden. Es besteht m. E. kein Grund dies Thema in der Versenkung verschwinden zu lassen. Dich interessiert das Thema Wirtschaft und deshalb bedauere ich im Nachhinein meine harten Äußerungen dir gegenüber. Das Thema hat es in sich und kann nur ganz bruchstückhaft hier umrissen werden. Wirtschaft ist unser Schicksal.
 
 
Zitat Reconquista:
„Nur das mit den Importpreisen: Hätte Deutschland eine eigene Währung, hätte diese einen höheren Kurs gegenüber den anderen Währungen. Dadurch müssten die Preise für Importgüter tiefer liegen verglichen mit der Kaufkraft des Deutschen Konsumenten. Auch Urlaub in Griechenland oder Italien müsste billiger sein.
 
.Und dann beantworte mir eine Frage: Wie siehst du das mit der Jugendarbeitslosigkeit in den Südeuropäischen Ländern? Wären die bei eigenen Währungen nicht tiefer?“ 

Zwei Fragen leigen vor:
1.    Du willst wissen, ob Dtld nicht besser auf dem Weltmarkt positioniert wäre, wenn wir die DM noch hätten.
2.   Südeurop. Länder und hohe Jugendarbeitslosigkeit. Wäre die Jugendarbeitslosigkeit weniger gravierend, wenn die heutigen Staaten der Eurozone ihre eigenen Währungen behalten hätten?
 
Zu 1.: Das ist zunächst einmal Spekulation. Wir hätten als eigene Währung heute immer noch die DM, wenn der Euro nicht eingeführt worden wäre. Haben wir aber nicht. Gesetzt den Fall deine Annahme träfe zu, dann müssten wir aber von den Gegebenheiten Ende der 80er Jahre ausgehen. Dir geht es um die Preis- und Wechelkurseffekte (Ab- und Aufwertung von Währungen). Du gehst aber nur von dem einen Fall aus, dass die deutsche Inlandswährung gegenüber den anderen europ. (nur europäischen??) Währungen stark wäre. Deshalb sprichsr du folgerichtig von  günstigen Importpreisen für Dtld. Es gibt aber keinen Automatismus dafür, dass eine Währung wie die DM immer hätte aufwerten müssen und somit die Importpreise niedriger gewesen wären, sofern der Euro nicht gekommen wäre. Zu fragen ist auch gegenüber welcher Währung die DM hätte aufgewertet worden sollen. Hinzu kommt, dass bei einer Aufwertung der Importgüter zwar preiswerter, aber die deutschen Exportgüterpreise in die abwertenden Länder teurer sein würden. Welche Güter zu günstigen Preisen importiert werden könnten, bleibt völlig offen. Jeder Wechselkurs ist eine Momentaufnahme in einem Wirtschaftsprozess, nichts statisches.
 
 
Der Vorteil des Euros und des Binnenmarktes – um wieder in die Realität zu gelangen - für eine Exportnation liegt darin, dass nur noch mit einer Währung gehandelt und abgerechnet werden muss. Dahinter verbirgt  sich eine hohe Kostenersparnis. Nicht einmal alle EU-Staaten haben den Euro eingeführt, nur momentan 19.  Wechselkursschwankungen haben wir als Eurozonenmitglied gegenüber weitaus mehr Staaten als gegenüber unseren Partnern in der Eurozone. Nur etwa 45% unseres Handels wickeln wir mit der Eurozone ab. Die Frage, wie viele Währungen (also die der heutigen Europartnerstaaten) gegenüber einer imaginären DM abwerten würden, was billigere Importpreise bedeutet haben würde, lässt sich nicht exakt beantworten.
 
 
Wäre der Euro nicht eingeführt worden, würde die Zusammenarbeit der europ. Notenbanken, wie im EWS-System vereinbart, vermutlich weiter bestanden haben. Demnach durfte der Wechselkurs je nach Zahlungsbilanzsaldo in einer Bandbreite von 2% - 3% nach oben oder unten schwanken. So die Vereinbarung im EWS-System.
 
 
Jede Schwankung  des Wechselkurses ist jedoch nur eine Momentaufnahme und zudem nicht exakt vorhersehbar. Läge die Schwankung des jeweiligen Wechselkurses über oder unter der vorgesehenen Bandbreitenmarke, hätte  automatisch der Wechselkurs angepasst werden müssen. Eine Aufwertung der Inlandswährung (der DM) oder eine Abwertung der betr. ausländischen Währung hätte dann automatisch zu erfolgen. Der Wegfall dieses Wechselkursmechanismus in einer Währungsunion führte zu Problemen in der Eurozone. Das ist der theoretische Hintergrund für die Kritik von Prof Sinn an der Währungsunion.
 
 
Die theoretischen Grundlagen für Preis- uind Wechselkurseffekte kannst du in einem Lehrbuch der Allgemeinen Volkswirtschaftslehr nachlesen, Wenn du du von niedrigen Importpreisen ausgehst, nimmst du also an, dass die Inlandswährung aufgewertet würde. Allerdings bedingt bei deiner Annahme nur gegen einige europ. Währungen, nicht aber gegenüber dem Dollar oder anderen Währungen weltweit. Erdöl- und Gaslieferungen werden heute noch grundsätzlich in USD abgewickelt, auch im Russlandgeschäft. Niedrigen Importpreisen stünden  in jedem Fall aber höhere Exportpreise in der Auslandswährung gegenüber wegen der Aufwertung der Inlands- gegenüber der Auslandswährung.. Die ausländischen Abnehmer müssten in ihrer Währung höhere Preise für unsere Exportgüter bezahlen. Für eine Exportnation ist das eine nicht gering einzuschätzende Erschwernis und geht in den Saldo der Zhalungs- bez Handelsbilanz ein.  
 
 
Veränderungen auf dem Weltmarkt durch Aufwertung muss eine wettbewerbsstarke jedoch Wirtschaft aushalten können. In den letzten Wochen ist der Euro gegenüber dem USD stark aufgewertet worden. Darauf sei  man gut vorbereitet, heißt es bei Unternehmen z. B. im Maschinen- und Anlagenbau. Das betrifft aber nicht alle Unternehmen, vor allem kleinere mittelstädische. Eine Absicherung verursacht Kosten.
 
 
Das EWS-System der 80er und 90er Jahre (auch Europ. Währungsschlange genannt) basierte auif einer engen Zusammenarbeit der europ. Notenbanken. Die Kooperation der Notenbanken war politisch gewollt, sinnvoll und wurde Ende der 70er Jahre von Helmut Schmidt und Giscard D´Estaing vereinbart. Ich habe mich oft gefragt, warum, die Politik es nicht dabei beließ und unbedingt den Euro wollte, wodurch das EWS obsolet verschwand. Italien, Frkrch und Großbritannien waren, wie bereits im ersten Beitrag erwähnt, strikt gegen die Vormacht der Deutschen Bundesbank in Europa. Frkrch fürchtete eine  wirtschaftlich zu starke Bundesrepublik. Die DM wurde von Notenbanken weltweit als Reservewährung genutzt. Neben dem Dollar war sie die zweitwichtigste Reservewährung in der Welt. Nach 1990 waren ca 20% der Notenbank-Währungsreserven weltweit in DM angelegt. Tatsächlich bedeutete die Einigung Dtlds in der Folgezeit eine Schwächung der deutschen Wirtschaftskraft, die bis heute anhält.
 
 
Ich verweise in dZusammenhang iesem auf das Notenbanksystem, das für die Geldpolitik wichtig ist. Wichtig ist in diesem Zusammenhang zu wissen, dass Eingriffe der Politik in die Notenbankpolitik die Quelle allen Übels ist. Die Notenbank hat die Möglichketi der Geldmengensteuerung über den Zins, deshalb kam es in den 80er Jahren oft zum Konflikt zwischen Bundesbank und Kanzleramt. Geld entsteht aber nicht nur dadurch, dass eine Notenbank Geld in den Geldkreislauf über das Banksystem einbringen kann. Geld entsteht auch durch Kreditaufnahme des privaten, öffentlichen und Unternehmenssektor wen ndas Geld innerhalb des Bankensystems verbleibt..Der Geldwert wird also auch durch die Entstehung von Liquidität im Bankensystem bestimmt. Es besteht die Gefahr der Inflationierung. Der Wechselkurs wiederum ist eine Rechenfunktion, die Preise international vergleichbar macht. Er gibt an, wie hoch der Preis ausgedrückt in  Inlandswährung für eine ausländische Währung ist.
 
 
Die Währungsunion samt Binnenmarkt bot Vorteile, die nach einigen Jahren sichtbar wurden. Der Exportnation Dtld kam das System entgegen. Es gibt aber auch Nachteile. Bei einer exzessiven Kreditaufnahme (= Geldschöpfung im Bankensystem) erfolgte eine eine Veränderung des Preisniveaus, was insbes. die südlichen Peripheriestaaten der Eurozone betraf. Nicht jede  Verschuldung (=Kreditaufnahme) ist übrigens per se schlecht. Kreditaufnahme für Investitionen (Verkehr, Bildung, Gesundheit …) können „gute“ Schulden sein. Schulden aber für eine Aufblähung des öffentlichen Dienstes wie in Griechenland und Frkrch (Klientelpolitik), griechische Renten ab 52 Jahren dazu  ein 14. Monatsgehalt erhöhen das Preisniveau und schaden der Wettbewerbsfähigkeit des Landes. GR finanzierte seine sozialen Wohltaten seit es in der Eurozone (durch geschönte Statistiken) Mitglied war weitgehend auf Kredit. Dazu kam in  Griechenland eine milliardenschwere Olympiade (deren Wettkampfstätten heute verfallen). Die Sause nach der Euro-Einführung in Italien war ähnlich. Fehlinvestitionen gab es auch in Spanien im Immobilienbereich. Hinzu kam die Immobilienblase in den USA (2007 ff), der unglaubliche Betrug mit dem Handel verbriefter Hypothekenkrediten und die Bankenkrise. Die Rettung des Bankensystems war notwendig, weil Export und Import ohne Bankensystem nicht möglich ist.  
 
 
Zu 2
Es war keine systemimmanente Automatik, die in die Schuldenkrise der Eurozone und damit zu Massenarbeitslosigkeit führte, sondern Disziplinlosigkeit, Nichtbeachtung der vertraglichen Regeln und Fehlern bei der Kontrolle. In Südeuropa gibt es sehr leistungsfähige Regionen wie die Lombardei oder Katalonien. Der Mezzogiorno existiert seit Jahrhunderten. Dtld ist andererseits keineswegs, wie erwähnt, in seiner Gesamtheit ökonomisch leistungsfähig. Im Gegenteil. Ostdtld und bis auf drei Bundesländer werden ale Bundesländer bis heute über den Finanzausgleich subventioniert. Im Jahr 2015 errechnete das DIW, dass die dt. Einigung  rund 2 Billionen € gekostet habe (und weiterhin Kosten verursacht). 1,5 Billionen sind dem Westteil, der alten BRD, als Kosten zuzurechnen  und 0,5 Billionen € den neuen Bundesländern.  Die Hauptstadt Berlin erhielt in den letzten Jahren ca. 3,5 Mrd € p. a. zur Stützung des Haushalts …..
 
 
Ein anderes Beispiel: Tschechien hat Vollbeschäftigung und keine Jugendarbeitslosigkeit. Stattdessen einen ernsten  Facharbeitermangel. Das Problem der Jugendarbeitslosigkeit gibt es in Baden-Württemberg und m. W. Bayern nicht. Lehrlinge sind Mangelware. Arbeitsplätze bleiben offen, weil keine geeigneten Bewerber sich melden. Ausländische Arbeitskräfte springen ein bei Arbeiten, die Deutsche nicht annehmen wollen.
 
 
Jugendarbeitslosigkeit und allgemeine Arbeitslosigkeit gehören zusammen. Die heutige Arbeitslosigkeit und damit die der Jugend in Südeuropa hängt mit dieser ungezügelten Kreditaufnahme und einer unsoliden Wirtschaftspolitik zusammen. In GR kommt hinzu, dass die Erhöhung des Preisniveaus durch die Zunahme der Liqúidität und damit steigender Löhne die Textilindustrie kaputtmachte (Prof. Sinn verwies darauf). Die Wettbewerbsfähigkeit war damit nicht mehr gegeben. Arbeitslosigkeit ist eine Folge unsolider und damit verfehlter Wirtschaftspolitik. In GR gibt es zudem eine ineffiziente Steuerverwaltung, fehlende Kataster für Grundstücke, weshalb eine Grundsteuererhebung nicht möglich ist, dazu Steuerprivilegien und Korruption. Reiche Reeder waren von Steuern befreit. Ob zwischenzeitlich geändert, weiß ich nicht.
 
 
Wie hoch die Arbeitslosigkeit bei Weiterbestand der alten Währungen tatsächlich wäre, lässt sich nicht sagen. Auf jeden Fall hat der Euro die günstige Entwicklung in vielen Regionen nicht verhindern können. Zu fragen wäre, warum es diese regionalen Unterschiede gibt.
 
 
Was der Begriff „solide“ beinhaltet, lässt sich z. B. seit 1967 durch  so gen. Stabilitäts- und Wachstumsgeset definieren. Darin werden vier für wichtig erachtete Ziele genannt, die die Wirtschaftspolitik in der Bundesrep. Dtld bestimmen sollten:
 
Vgl. Link:
https://de.wikipedia.org/wiki/Gesetz_zu ... Wirtschaft

Zitat:
„In seinem Paragraph 1 bestimmt es gesamtwirtschaftliche Ziele, die öffentliche Haushalte in Deutschland bei ihren Entscheidungen beachten sollen:
  1. Preisniveaustabilität
  2. hoher Beschäftigungsstand
3       außenwirtschaftliches Gleichgewicht
4     bei stetigem und angemessenem Wirtschaftswachstum
Diese Ziele sind bekannt alsmagisches Viereck der Wirtschaftspolitik,magisch deshalb, weil sich alle vier Ziele gleichzeitig nicht konfliktfrei erreichen lassen.
Die BezeichnungStabilitätim Namen des Gesetzes bezieht sich darauf, dass ein gleichmäßiges Wirtschaftswachstum ohne größere Schwankungen erzielt werden soll. Hierin kommt das in den 1960er Jahren die wirtschaftspolitische Diskussion beherrschende Gedankengut der Globalsteuerung zum Ausdruck, dem zufolge der Staat in der Lage ist, durch den Einsatz wirtschaftspolitischer Instrumente konjunkturelle Schwankungen auszugleichen. Die systematische Beeinflussung der genannten volkswirtschaftlichen Zielgrößen sollte die Wirtschaftspolitik in Richtung einer an John Maynard Keynes orientierten Prozesspolitik verlagern. Das Gesetz entstand unter der Federführung des damaligen Bundesministers für Wirtschaft, Karl Schiller.“ Zita aus Wiki, s .oben
 
Ich zitiere der Einfachheit aus diesem Gesetz und aus Wiki. Die Problematik wird dabei angesprochen. Die Ziele sind konfliktfrei nicht zu erreichen. Gleichmäßiges und stetes Wachstum und stabiles Preisniveau schließen einander aus. Wachstum führt im Notenbanksystem tendenziell zur Geldentwertung. Ebenso führt Vollbeschäftigung zur Geldentwertung und damit langfristig zu Arbeitslosigkeit.
 
 
Die Frage ist, warum nur vier Ziele vorrangig erwähnt werden. M. E gehören soziale Stabilität (damit der Sozialstaat) und wirtschaftliche Stabilität zusammen. Es gibt aber keine soziale Stabilität ohne wirtschaftliche Stabilität. Ohne ausreichende Steuereinnahmen gibt es kein funktionierendes sicheres Staatswesen und ohne Abgaben keine soziale Absicherung. Grundlage dafür ist aber der wirtschaftliche Erfolg (=Gewinn). Ohne Gewinne in den Unternehmen gibt es auch keine Investitionen durch die Unternehmen. Ein Unternehmen, das keinen Gewinn erwirtschaften kann, verschwindet vom Markt. Wenn der Staat nicht funktioniert, weil er korrupt ist, gibt es wiederum auch keine Sicherheit (Rechtssicherheit) und keine Gerechtigkeit.
 
Das  magische Viereck könnte sehr wohl zu einem magischen Fünf-, Sechs-, Siebeneck …..erweitert werden. Bildung gehört dazu, Gesundheitsförderung, saubere Umwelt      .
 
 
Solides Wirtschaften bedeutet im Ernstfall für Millionen eine menschliche Härte. Das wird immer so sein, weil lebensnotwendige Güter erwirtschaftet werden müssen und nicht vom Himmel fallen. In DTld wissen wir seit den Hartz-Reformen, dass es  für mehr Arbeit wenigr Lohn geben kann, dass Arbeitsplätze wegfallen können, der ESM-bzw FSM-Rettungsschirm Milliarden kosten kann, die Nullzins-Politik Sparer verarmen lässt. Veränderungen noch und noch. Nichts ist mehr da von einer beschaulichen Welt, die Rente scheint nicht mehr sicher, sowenig wie der Arbeitsplatz, die Globalisierung verändert den Wohnort, die Lebensumwelt. Migranten in der Nachbarschaft sind nicht ungewöhnlich. Dabei stehen die größten Veränderungen mit der Digitalisierung erst noch bevor.
Jetzt ist wieder ein langer Beitrag entstanden, was nicht beabsichtigt war.
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Barbarossa
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Registriert: 09.07.2008, 16:46
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Aber ein interessanter Beitrag, der aufzeigt, dass es einfache Lösungen für komplizierte Probleme nicht geben kann.
Die Bankenrettung zu Lasten der Staatshaushalte halte ich dennoch für einen großen Fehler - der Fehler, an dem imho die Staaten im Ostblock schon Pleite gegangen sind. Ich denke, der Bund hätte lediglich dafür Sorge tragen müssen, dass der laufende Zahlungsverkehr nicht zusammenbricht (meinetwegen abgesichert über die KfW). Ansonsten war für mich die Lösung, die in Zypern zur Anwendung kam, grundsätzlich die richtige.
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CARLOS
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Yaygir hat geschrieben:Zu diesem Aspekt möchte ich etwas besonderes erwähnen. Zuerst müssen wir diese Situation realistisch sehen. Die Negativ Zinsen und der Versuch von anderen das Geld zu leihen ist nur ein weiterer Versuch um die Staaten solange am 'Tropf' zu halten wie es nur möglich ist. Hier glaubt doch im Ernst niemand das die Reichen ihr Geld in Griechenland investieren werden. Dies könnte nur durch Zwang erfolgen oder sie würden davon profitieren. Das Geldsystem hat nur ein Problem. Wenn die Reichen davon profitieren, werden die Armen darunter Leiden. Es gibt nur so viel Guthaben wie es auch Schulden gibt. Dies bedeutet: Wenn Deutschland 3 Billionen Schulden hat l, müssen sie im Gegenzug 3 Billionen Guthaben besitzen. Wenn die Reichen reicher werden also ihr Guthaben steigern, müssen die Schulden irgendwo anders steigen. Leider bezahlt die Masse der Bürger die Schulden ab. Dies bedeutet das sich an dem System nichts ändert. Die 'kleinen' Bürger müssen immer für die Schulden bürgen. Das würde sich natürlich erst später bemerkbar machen, denn erst wenn das Guthaben steigt, steigen auch die Schulden."
Was ist eigentlich Geld? Oder besser: Was ist Notenbankgeld? Schulden werden in Notenbankgeld ausgedrückt. Wer bSchulden hat, hat sic hGeld geliehen, um ein Wirtschaftsgut zu beschafen oder zu nutzen. Darum geht es. Notenbankgeld auf dem Konto oder im Geldbeutel ist kein Geld. Es ist i nForm der Banknote ein Stück bedrucktes Papier, als Stahlstich ein technisches Produkt mit Sicherheitsmerkmalen nich einmal ganz billig. Münzen haben einen gewissen Wert. Aber Geld sind Münzen nicht als solche. Zu Geld werden Münzen und Banknoten erst dann, wenn sie in Güter getauscht werden. Notenbankgeld ist FIAT-Geld. Hat nichts mit der Autoimarke aus Turin zu tun, sondern mit dem lateinischen Wort "fiat" = es möge geschehen. `Zahlen, doie den Kontostand anzeigen sind virtuzelle Gebilde. Sonst nichts. Symbole, die für etwas stehen, das sein könnte, wenn der Eigentümer dieser Gebilde es will, d. h. sie in materielle/immaterielle Güter oder Dienstleistungen umwandeln will.

Die Sorge vor einem hohen Schuldenstand des Staates ist berechtigt. Aber es hängt letztendlich davon ab, ob und wie  wie leistungsfähig die Wirrtschaft eines Staates ist.  Japan z. B. hat einen geradezu atemberaubenden Schuldenstand vor einiger Zeit gehabt. Griechenland war geradezu eine Idylle dagegen. Hörte man jemals von Sorgen und Klagen über die japanische Staatsverschuldung? Eine rhetorische Frage.  Das hochverschuldete Dtld ist einer der ganz wenigen Staaten weltweit, dass von den maßgebenden Ratingagenturen mit der Bestnote vor wenigen Tagen wieder bedacht wurde.

Was also verleiht den GEbilden im Portemonnaie den Geldcharakter? Glaube und Vertrauen. Daher auch das Wort Kredit. Credere heißt lateinisch "glauben". Wenn Glauben und  Vertrauen futsch sind, ist Notenbankgeld wertlos.

In einer Studie stellte die Dt. Bundesbank kürzlich fest, dass weltweit nahezu 170 Billionen € an Notenbankgeld vorhanden sind. Dieser "Geldmasse" steht ein globales BiP von ca 68 Billionen al realen Gütern gegenüber. Furchtbar? Ja, wenn alle Leute mit Geld auf dem Konto auf die Idee käme dies Geld vo nder Bank abzuheben. Dann wäre Schluss mit lustig. Die Banken müssten schließen. Die haben nämlich das ihnen anvertraute Geld nicht in Bündeln und Säcken gebunkert, sondern verliehen. Nut ein kleiner Bruchteil davon steht für den Zahlungsverkehr zur Verfügung. Geld hat nämlich nicht nur die Funktion allgemeines Tauschmittel zu sein, sondern auch die Aufgabe Geldwert zu speichern. Und damit nicht genug Geld hat auch noch die Funktion als allgemeine Vergleichsgröße zu dienen. Steuern erhben könnte niemand, wenn nciht klar wäre, was allgemein als Rechengröße gelten soll.

Der Satz, dass Schulden ein gleich hohes Guthaben gegenüber stehen müsse, ist falsch. Wer als Privatmann ein Dach über dem Kopf haben will, muss ein Haus bauen. Das geht auf Schulden, die in er Zukunft abgestottert werden. Entscheidend ist nicht, dass der Bauherr in spe bereits das Guthaben für das zu bauende Hhaus bereits den Schulden gegenüber stellt, sondern, dass er in der Lage ist, auf längere Zeit zu tilgen.

Jetzt darf überlegt werden ,was passiert beim Tausch eines Euroscheines mit dem Papier, wenn der Wert hineinkommt und der Kunde mit dem erworbenen gut aus dem Laden geht? Welche Rolle spielt dabei die Notenbank. Auf jeden Fall steht der Name des Notenbankchefs auf der Banknote. Mit gutem Grund.




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:arrow: Zitat berichtigt

Zur Erklärung der Editorfunktion: http://geschichte-wissen.de/foren/viewt ... tor#p63427
[Mod.]
CARLOS
Mitglied
Beiträge: 98
Registriert: 06.08.2015, 20:05

Barbarossa hat geschrieben:Aber ein interessanter Beitrag, der aufzeigt, dass es einfache Lösungen für komplizierte Probleme nicht geben kann.
Die Bankenrettung zu Lasten der Staatshaushalte halte ich dennoch für einen großen Fehler - der Fehler, an dem imho die Staaten im Ostblock schon Pleite gegangen sind. Ich denke, der Bund hätte lediglich dafür Sorge tragen müssen, dass der laufende Zahlungsverkehr nicht zusammenbricht (meinetwegen abgesichert über die KfW). Ansonsten war für mich die Lösung, die in Zypern zur Anwendung kam, grundsätzlich die richtige.


@Barbarossa
Willy Brandt sagte mal (sinngemäß), dass man gar nicht so kompliziert denken könne, wie es die Wirklichkeit erfordere.

Die Bankenrettung war allein schon deshalb notwendig, weil zahlreiche staatliche Landesbanken selbst durch mehr als fahrlässige Tätigkeiten auf den Finanzmärkten betroffen waren. Es hat genügend Skandale gegeben um diese staatlichen Banken. Die IKB musste schließen, die HRE (Hypo Real Estate, vormals Bayrische Hypotheken- und Wechselbank) wurde vom Staat übernommen, der mit 100 MRD € Garantiesumme einsprang. Zwischenzeitlich ist sie wieder privat. Vorstand Funke und sein Finanzchef standen vor Gericht . Gestern kam die Meldung, dass das Verfahren eingestellt wurde gegen Geldstrafen für beide im gemäßigten vierstelligen Bereich. Ich erinnere mich an die Meldungen von 2008/09, als es hieß man habe Fehler gemacht. Allerdings. Und was für welche. Kurzfristige Gelder langfristig angelegt. Da müssten sich bei Bankern die Nackenhaare sträuben. Erinnerungen werden wach an 1929/30. Schon damals waren die Banklen international vernetzt, so dass der Funke überspringen konnte, als die US-Banken ihre kurzfristigen Kredite aus Dtld abzogen und detusche Banken . Aber es ging bei dem Verfahren offensichtlich gar nicht um solche eher handwerkliche Dinge gegangen zu sein.

Das Wort pleite erlebt immerf wieder ein Hochkonjunktur. Ein Staat kann aber nicht pleite gehen. Pleite ist er dann, wenn man ihn eben als pleite erklärt. Besser wäre das Wort insolvent oder illiquide. Solange aber Menschen zur Arbeit gehen wollen, geht kein Staat pleite. GR wird immer nahezu oder ganz insolvent sein. Auch eine Kulturrevoluion würde nichts ausrichten. Eher wäre es möglich, dass ein Hund lernt einen Wurstvorrat anzulegen.
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