Kritik an Deutschlands Exportüberschuss

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Mit Entsetzen habe ich heute den folgenden Artikel gelesen:
EU möchte deutsche Wirtschaft schwächen

Einem "Frühwarnbericht" der Ständigen Vertretung Deutschlands bei der EU ist zu entnehmen, dass die EU beabsichtigt, eine Schwächung der deutschen Wirtschaft herbeizuführen, um andere Staaten besserzustellen. Die Wettbewerbsvorteile Deutschlands sollen durch einschränkende Maßnahmen abgebaut werden...
weiter lesen: http://www.shortnews.de/id/821205/EU-mo ... schwaechen

Ich habe dann mal etwas recherchiert und habe dann noch viele weitere ganz ähnliche gefunden. Hier ist ein weiterer Artikel:
EU-Wirtschaftspolitik
Frankreich drängt Deutsche zu Export-Fairplay

Jetzt geht in der EU das Deutschland-Bashing los: Die französische Finanzministerin Lagarde drängt die Bundesrepublik, auf einen Teil ihres Ausfuhr-Überschusses zu verzichten - die deutsche Exportmacht schade den schwächeren Staaten. In der Bundesregierung rüstet man schon zum Verteilungskampf...
weiter lesen: http://www.spiegel.de/wirtschaft/sozial ... 27,00.html

Also von Frankreich geht das aus.
Das kann doch wohl nicht wahr sein oder?
Was denken die sich eigentlich dabei, von einer Exportnation deratiges zu fordern?

Über die Folgen für den deutschen Arbeitsmarkt möchte ich dabei gar nicht nachdenken - das wäre natürlich eine Katastrophe...
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Balduin
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Diese Forderungen sind unerhört...
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He has called on the best that was in us. There was no such thing as half-trying. Whether it was running a race or catching a football, competing in school—we were to try. And we were to try harder than anyone else. We might not be the best, and none of us were, but we were to make the effort to be the best. "After you have done the best you can", he used to say, "the hell with it". Robert F. Kennedy - Tribute to his father
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Barbarossa
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Die ARD hat sich dem Thema inzwischen auch angenommen:
Pro und Contra
Den deutschen Handelsüberschuss abbauen?

Der hohe Exportüberschuss sei eine Folge jahrelanger Niedriglohnpolitik, meinen Kritiker. Das brächte Deutschland viele Vorteile, gehe aber auf Kosten anderer Länder. Und belastet zum Beispiel Frankreichs Export, sagt Frankreichs Wirtschaftsministerin Christine Lagarde. Deutschland solle seinen Binnenmarkt ankurbeln...
weiter lesen: http://www.tagesschau.de/wirtschaft/deu ... ss100.html

Das Contra ist für mich überzeugender.
Zwar werden meines Erachtens die Löhne tatsächlich sehr gedrückt, jedoch betrifft das eher den Dienstleistungsbereich, der mit der Exportwirtschaft gar nichts zu tun hat. Hier gibt es meiner Meinung nach jedoch wirklich einiges zu tun, damit die Binnennachfrage steigen kann.
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Barbarossa
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Das Gezeter um den Exportüberschuss der deutschen Wirtschaft ist wieder in vollem Gange:

:arrow: Nachrichten-Schlagzeilen:
Donnerstag, 31. Oktober 2013: Ungewohnt scharfe Töne - USA kritisieren deutsche Exportpolitik
Mittwoch, 13. November 2013: Exportsünder Deutschland? Überschüsse verärgern die Eurozone

Bereits Ende Oktober kam die Kritik aus den USA um die Exportüberschüsse der deutschen Wirtschaft. Die Vorwürfe:
Deutschland würde sowohl die Stabilisierung in Europa als auch die Weltwirtschaft behindern und so eine weitere Entspannung in der Euro-Schuldenkrise verzögern.

Nun sprang die EU-Kommission auf diesen Zug auf und übt nun ebenfalls Kritik an Deutschland. Die EU-Kommission will nun prüfen, ob die deutsche Wirtschaft zu einseitig auf Exporte ausgerichtet ist und so mitverantwortlich für die großen Schwierigkeiten der schwächeren Euro-Länder sein könnte.
In diesem Zusammenhang kritisiert die Kommission weniger die hohen Ausfuhren, sondern vielmehr die im Vergleich dazu zu geringen Importe. In den letzten drei Jahren lag der Exportüberschuss bei mehr als sechs Prozent und damit über der in der Eurozone erlaubten Schwelle.



Und das ist genau das was ich im Pfad "Amerikanischer Patriotismus" meinte, als ich schieb:
... Sämliche europäischen Länder wurden insbesondere nach dem Zerfall der Kolonialbereiche zu Ländern, die sich den USA politisch unterordneten.
Wir sehen heute, daß uns das nicht gut bekommt. Wenn wir uns emanzipieren wollen, kann das imho eigentlich nur in einer Gemeinschaft passieren, die die USA nicht gegeneinander ausspielen können.
Quelle: hier klicken

Und hierin sehe ich nun genau den Beweis dafür. Denn ich glaube, daß die USA nun gegen Deutschland querschießen ist jetzt die Retourkutsche dafür, daß die Bundesregierung Snowden zur NSA-Affäre befragen will und dessen Aussagen gegen die NSA und damit gegen die USA verwenden will.
Da gehe ich jede Wette ein.
:evil:
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dieter
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Lieber Barbarossa,
das ist alles nur Neid auf Deutschland. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
ehemaliger Autor K.

Kuriose Vorwürfe
Seit Gründung der Bundesrepublik ist die Wirtschaft traditionell zu einem großen Teil eine Exportwirtschaft. Sie hatten nach dem Krieg auch gar keine andere Wahl. Deutschland erwirtschaftet seit vielen Jahren Exportüberschüsse und die europäischen Länder sind die wichtigsten Abnehmer. Seit der Einführung des Euros sind die unterschiedlichen Leistungsfähigkeiten der Volkswirtschaften noch deutlicher zum Ausdruck gekommen, aber dies kann man den Deutschen kaum vorwerfen.

Gerade die angelsächsische Lehre der Nationalökonomie betonte seit Adam Smith über Ricardo und neuere Autoren immer die Vorteile der internationalen Arbeitsteilung, denn jedes Land soll sich demzufolge auf die Produktion spezialisieren, wo sie absolute oder komparative Kostenvorteile haben. Die USA, Großbritannien und andere Staaten sollten diese Theoriemodelle nun auch in die Praxis umsetzen und solche Produkte und Dienstleistungen anbieten, wo sie besser sind als wir und für die hier ein Bedarf besteht, dann werden sich auch die Ungleichgewichte ausbalancieren. Wenn sie dies nicht können, müssen sie bei sich selbst Umstrukturierungen vornehmen.

Churchill hatte einmal gesagt: Manche glauben, Gewinn zu machen ist ein Übel: Ich denke, das wahre Übel ist es, Verluste zu machen.

Das ist wohl wahr. Man kann den Deutschen schlecht vorwerfen, dass sie Gewinne machen. Das die anderen Länder allerdings Verluste machen, ist ein Übel, doch ist dies in der Regel auf deren eigene Fehler zurückzuführen.
Paul
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Die Südeuropäer müssen ihre Wettbewerbsfähigkeit steigern. Manche Dinge wären sehr einfach. Sie müßten ihre Produktion z.B. für dem deutschen Bedarf anpassen. In Italien werden z.B. viele Zierpflanzen für Deutschland produziert. Es wird aber versäumt ausreichend frostharte Pflanzen ins Sortiment zu nehmen, die es schon gibt. In Mittelasien wachsen z.B. frostharte Feigen. Die könnten auch in Südeuropa für den deutschen Markt produziert werden. Es gibt fast keine frostharte Hybridkaki u. nur sehr teure Indianer Bananen Pflanzen, geschweige denn ihre Früchte.
Qualitativ hochwertige Fließen aus Italien sind viel teurer als solche Fließen aus Deutschland. Griechenland beginnt erst jetzt wieder Früchte zu exportieren. China beweist, das man seine Wettbewerbsfähigkeit entwickeln kann.
Wäre ich Bürgermeister in einer süditalienischen Stadt, würde ich Bauland z.B. Gewerbeflächen gezielt in Nord- u. Mitteleuropa vermarkten, um Investitionen anzulocken. Partnerstädte könnten auch mit ihren Industrie- und Handelskammern kooperieren. Wir müßten gezielt Handwerker für den Süden ausbilden, sei es hier o. über Kooperation in den Heimatlandern.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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Barbarossa
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Paul hat geschrieben:...
Wäre ich Bürgermeister in einer süditalienischen Stadt...
dann müsstest du dich höchstwahrscheinlich mit der süditalienischen Maffia herumschlagen. Die sollen diejenigen sein, dort das Sagen haben.
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RedScorpion

Ein süditalienischer Bürgermeister müsste sich erstmal mit der Bürokratie, hohen Steuern, hohen Löhnen, hohen Kosten für Infrastruktur und Verkehr herumschlagen, und der Produzent dann mit niedrigen Margen im "Geiz-ist-geil"-Markt Deutschland.

Selbstredend ist nicht jeder Kritikpunkt an deutscher Wirtschafts- und Finanzpolitik in gleichem Masse gerechtfertigt,

aber freilich ist es unterm Strich so, dass Deutschland (auch) auf Kosten anderer Volkswirtschaften lebt, und das nicht zu knapp, was vielfach belegt ist (nur derzeit in Ds öffentlicher Meinung nicht).

Interessant ist auch, dass D eigene Massgebungen nicht bereit ist einzuhalten, aber grundsätzlich rumquakt, wenn es darum geht, dass dies andere auch nicht tun.

Dann tät' ich den Ball auch etwas flacher halten, denn Ds Exportüberschuss ist auch Abbild einer Misslage innerhalb des Landes, in dem nicht ausreichend investiert wird, und in dem nicht wenige Branchen und Regionen ins Hintertreffen geraten sind.




LG
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Paul hat geschrieben:...
Wäre ich Bürgermeister in einer süditalienischen Stadt...
dann müsstest du dich höchstwahrscheinlich mit der süditalienischen Maffia herumschlagen. Die sollen diejenigen sein, dort das Sagen haben.
Lieber Barbarossa,
das ist auch meine Meinung. :wink:
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