Rechtsruck nach Spaltung: Ist die AfD noch GG-konform?

Parteitage, Richtungsentscheidungen, Personalien, Strategien

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Barbarossa
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Der brandenburgische AfD-Vorsitzende hat sich ggf. für eine Zusammenarbeit mit dem französischen Front National (FN) im Europaparlament ausgesprochen. Wörtlich erklärte er: "Man muss den FN ja nicht lieben" ...  "Aber es kann der Moment kommen, in dem man sagen muss, wir können mit dem FN zusammenwirken, auch wenn wir nicht mit allem einverstanden sind, wofür er steht."

Mit der Abspaltung der ALFA unter dem Parteigründer Lucke hat sich auch die AfD-Fraktion im Europaparlament gespalten. Die AfD verfügt dort seit dem nur noch über zwei Abgeodnete, die zunächst weiterhin der euroskeptischen Fraktion der Europäischen Konservativen und Reformer (ECR) angeschlossen waren, der u. a. auch die britischen Konservativen unter David Cameron angehören. Die Abgeordnete Beatrix von Storch verließ diese Fraktion jedoch kürzlich, nachden sie aufgrund ihrer umstrittenen Äußerungen zum Schusswaffengebrauch gegen Flüchtlinge unter Druck geraten und von der Fraktion zum Austritt aufgefordert worden war.

Artikel lesen: http://www.tagesspiegel.de/politik/euro ... 28746.html
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Wallenstein

Der Landtag in Magdeburg steht üblicherweise nicht gerade im Zentrum der Medien. Das hat sich allerdings mit dem Einzug der AFD geändert. Der Vorsitzende Poggenburg wurde gefragt, was denn nun das dringlichste Anliegen der Partei wäre. Seiner Meinung nach ginge es jetzt vor allem um das Problem der Abwasser-Rechnungen. In Sachsen- Anhalt hatten die Kommunen viele Jahre lang dafür keine Rechnungen ausgestellt. Nun werden erhebliche Nachzahlungen fällig. Ungefähr 80.000 Haushalte müssen etwa 2.000 bis 10.000 Euro bezahlen.

Na ja, zugegeben, ärgerlich. Will die AFD wirklich anfangen ernsthaft Politik zu machen? Gut, aber für die Abwasser-Problematik wurden sie ja nicht gewählt. War da nicht noch was mit Flüchtlingen, Ausländern usw.? Eine Blitzumfrage des ZDF hatte ergeben: Niemand kennt überhaupt das Wahlprogramm der AFD für Sachsen-Anhalt. Ja, schlimmer, es interessiert auch überhaupt keinen, die Leute wollen es nicht einmal lesen. Einer sagte vor der Kamera, dass er die AFD eigentlich gar nicht mag, sondern sie nur gewählt hat, um „denen da oben“, eins auszuwischen. So haben wohl viele gedacht. Eine Partei, die nur auf einer momentanen Protestwelle schwimmt, kann sehr schnell eine Achterbahn in der Wählergunst erleben. Es muss schon mehr kommen.

Ob Poggenburg die richtige Wahl ist? Als Unternehmer hat er kein Geschick bewiesen. Gegen ihn wurde mehrmals Haftbefehl erlassen, weil er seine Verbindlichkeiten nicht bezahlte. Nur mit Glück ist er nicht im Gefängnis gelandet. Auch Frau Petry hat ja in der Wirtschaft nichts erreicht. Jetzt versuchen es beide mit der Politik. Ob sie das besser können, muss sich erst zeigen.
Wallenstein

Näheres über die prekäre Finanzlage von Herrn Poggenburg in
http://www.faz.net/aktuell/politik/fina ... /elections

Für den hochverschuldeten Poggenburg ist der Weg in die Politik vor allem eine Möglichkeit, sein privates Schuldendesaster zu beenden. Er hofft jetzt auf die Diäten. Monatlich wird Poggenburg eine Diät von mindestens 5655 Euro brutto kassieren sowie weitere 1600 Euro steuerfreie Pauschale.

Bisher zeichnete sich Poggenburg in der Politik nicht gerade durch Fleiß aus, er sitzt ja im Kreistag des Burgenlandes in Sachsen-Anhalt:

„Neben seinem Posten als AfD-Landeschef sitzt er für seine Partei seit Sommer 2014 auch im Kreistag des Burgenlandes. Auf Flyern hatte er seine Agenda für den Landkreis vorgestellt. Er wolle regionale Produkte fördern, die Sicherheit und die ärztliche Versorgung verbessern. Nichts von dem habe Poggenburg versucht umzusetzen, sagt der Naumburger Versicherungsmakler Carsten Schmidt. Er war mit Poggenburg für die AfD in den Kreistag eingezogen. Anderthalb Jahre später stellt er dem Spitzenkandidaten ein bitteres Zeugnis aus. "Alles nur leere Versprechungen", schrieb Schmidt im Dezember in seiner Austrittserklärung.

Auch die Sitzungsprotokolle lassen nicht auf besonderen politischen Fleiß schließen. Im vergangenen Jahr standen zwölf Sitzungen von Kreistag und Sozialausschuss in Poggenburgs Terminkalender. Fünf dieser Sitzungen hat er geschwänzt, zwei davon unentschuldigt. In den übrigen sieben Sitzungen kam er dreimal zu spät. Für das ganze Jahr 2015 findet sich keine einzige Wortmeldung Poggenburgs in den Protokollen.“

Wenn er genauso faul ist wie seine Kollegen in Hamburg, wird nicht viel passieren.

http://www.welt.de/politik/deutschland/ ... aster.html
Wallenstein

Frau von Storch

Die AFD- Politikerin Beatrix Amelie Ehrengard Eilika von Storch, geborene Herzogin von Oldenburg (* 27. Mai 1971 in Lübeck), gehört wohl zu den schillerndsten Figuren in dieser Partei. Auffällig wurde sie durch ihre grenzwertigen Äußerungen über die Behandlung von Flüchtlingen an der Grenze.

Beatrix von Storch entstammt dem Hochadelsgeschlecht Oldenburg. Sie ist die älteste Tochter des Bauingenieurs Huno Herzog von Oldenburg (* 1940) und seiner Frau Felicitas (* 1941), geb. Gräfin Schwerin von Krosigk. Sie ist eine Enkelin des letzten Erbgroßherzogs Nikolaus von Oldenburg und Johann Ludwig Graf Schwerin von Krosigk.
https://de.wikipedia.org/wiki/Beatrix_von_Storch

(P.S. Nikolaus Friedrich Wilhelm von Oldenburg (* 10. August 1897 in Oldenburg; † 3. April 1970 in Rastede) war der letzte Erbgroßherzog des Großherzogtums Oldenburg.

Johann Ludwig (Lutz) Graf Schwerin von Krosigk 1887 – 1977
Graf Schwerin von Krosigk war bis 1945 Reichsfinanzminister, seit 30. Januar 1937 Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnr. 3.805.231). In Hitlers Testament wurde er als Reichsfinanzminister bestätigt in der Regierung Dönitz. Er wurde im Mai 1945 verhaftet und wegen Kriegsverbrechen zu 10 Jahren Gefängnis verurteilt, aber 1951 vorzeitig entlassen.
https://de.wikipedia.org/wiki/Johann_Lu ... on_Krosigk
Die dunkle Vergangenheit von Teilen ihrer Familie (gilt nicht für alle!) kann man Frau Storch natürlich nicht anlasten.)

Die Familie der Grafen von Schwerin besaß in Ostdeutschland erheblichen Grundbesitz, vor allem in Vorpommern, Anklam, 42. 159 Hektar Land sowie mehrere Schlösser. Die Gegend nennt man bis heute Grafenwinkel.

1945 haben die Sowjets den Besitz enteignet. Auch nach der Wiedervereinigung bekamen sie das Land nicht zurück, denn dies war laut Grundlagenvertrag nicht möglich.
https://de.wikipedia.org/wiki/Schwerin_ ... chlecht%29

Manfred Graf von Schwerin, Vorsitzender der „Aktionsgemeinschaft Recht und Eigentum“ (ARE), kämpfte juristisch und politisch für die Wiedergabe, konnte aber nichts erreichen.

Auch Frau von Storch engagierte sich seit den 90er Jahren als Studentin für die Rückgabe der Ländereien an ihre Familie.
Frau von Storch wurde Mitbegründerin des Vereins „Göttinger Kreis – Studenten für den Rechtsstaat e. V.“, der sich für die Wiedergutmachung der Vertreibungen und Konfiskationen durch die Boden- und Industriereform in der Sowjetischen Besatzungszone einsetzt.

Die von ihr später geführte „Allianz für den Rechtsstaat“ fordert ebenfalls „die Rückgabe des Bodenreformlandes in die Hände der früheren Großgrundbesitzer.“

Ich habe den dunklen Verdacht, dass sie vor allem deshalb in der AFD Mitglied ist, um auf diese Weise doch noch in den Besitz der ehemaligen Familiengüter zu gelangen.

Ansonsten engagiert sie sich im Kampf gegen Abtreibungen, Homoehe und Sterbehilfe.

Außerdem leugnet sie den Klimawandel und wird deswegen von ihrem Onkel Hans von Storch, der Klimaforscher ist, heftig kritisiert.
Klihttp://www.spiegel.de/wissenschaft/natur/afd-o ... maforscher Hans von Storch

2014 wurde sie für die AFD in das Europaparlament gewählt und gehörte der EU-skeptischen Fraktion der „Europäischen Konservativen und Reformer (EKR) an.

Nach dem Eklat wegen ihrer Äußerungen in der Flüchtlingsfrage trat sie aus und ist jetzt Mitglied der Fraktion „Europa der Freiheit und der direkten Demokratie“ (EFDD).

„Europa der Freiheit und der direkten Demokratie (EFDD oder EFD2, französische Abkürzung: ELDD) ist eine Fraktion im Europäischen Parlament, die Parteien des EU-skeptischen und rechtspopulistischen Spektrums umfasst. Die Fraktion wurde nach der Europawahl 2014 als Nachfolgerin der Fraktion Europa der Freiheit und der Demokratie (EFD) gegründet. Sie wird von der britischen UK Independence Party (UKIP) und dem italienischen MoVimento 5 Stelle (M5S) dominiert. Gemeinsame Fraktionsvorsitzende sind David Borrelli (M5S) sowie Nigel Farage. Die Fraktion umfasst derzeit 46 Abgeordnete.“
https://de.wikipedia.org/wiki/Europa_de ... Demokratie
Dietrich
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Wallenstein hat geschrieben: Ich habe den dunklen Verdacht, dass sie vor allem deshalb in der AFD Mitglied ist, um auf diese Weise doch noch in den Besitz der ehemaligen Familiengüter zu gelangen.
Ich habe mit Frau von Storch wenig am Hut. Aber das halte ich doch für eine böswillige und unbeweisbare Unterstellung
Wallenstein hat geschrieben:Ansonsten engagiert sie sich im Kampf gegen Abtreibungen, Homoehe und Sterbehilfe.
Das sind typische Standpunkte wertkonservativer Parteien und insofern nicht außergewöhnlich.
Wallenstein hat geschrieben:Außerdem leugnet sie den Klimawandel ...
Damit befindet sie sich in Gesellschaft einer Reihe von US-Wissenschaftlern und Instituten, die ebenfalls dem Klimaskeptiziamus verpglichtet sind. https://de.wikipedia.org/wiki/Klimaskeptizismus Zur Zeit wird in der AfD heftig darüber gestritten, ob der im Programmentwurf diesbezüglich enthaltene Passus eliminiert werden soll.
Ruaidhri
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Habe überlegt, ob ich jetzt zu den Hochzeitsfotos der Dame verlinken sollte. :angel:
Schließlich hat sie in unserer Kreisstadt geheiratet.
Interessanter die Ergebnisse einer Umfrage ein Jahr vor den Landtagswahlen- und ich bin sehr zufrieden, dass die Schleswig-Holsteiner bislang einen klaren Kopf bewahrt haben und die Alternative für Deutschland als keine sonderlich Gute für das Land sehen.
Nichts mit zweistellig, die Linkspartei bleibt draußen, die Piraten kommen gar nicht erst wieder rein. ( Gab es die tatsächlich?)
Die derzeit regierenden Koalitionsparteien lägen gleichauf. Wie nach den letzten Wahlen, CDU und SPD haben gleiche Anzahl Sitze
im Landtag.)
Quelle:
http://www.shz.de/regionales/schleswig- ... 79691.html
SPD: 28%
CDU: 28%
Grüne: 16 % (13,2)
FDP: 9% ( mehr als 2012!)
SSW: 4% ( damit im Landtag, vonder 5%- Hürde befreit, letzte LTW 4,6%.)
AfD: 9%


Die Regierung Albig, oder eher Albig persönlich, hatte Stolperphasen mit den Affären um die Kieler Oberbürgermeisterin Susanne Gaschke, und um die glücklicherweise aus der Regierung geschiedene Kultusministerin, deren Politik sowieso unsäglich war, deren Rückversicherungsvertrag mit der Flensburger Uni aber mal gar nicht gut ankam.
Seit der Wende in der Personalie der Bildungsminsterin ist aber an der Front Ruhe. Im Prinzip hat die Regierung ganz gut gearbeitet. So langsam erholt sich sich die CDU von ihren Jahre anhaltenden Personalquerelen.
Die allmähliche Konsolidierung innerhalb der einstigen großen Volksparteien trägt sicherlich mit dazu bei, dass die AfD eigentlich nur die Sitze der ausscheidenden Piraten wärmen wird. Veel to fortellen hebb de nich an de Waterkant...
Muttersprache: Deutsch Vaterland: Keins. Heimat: Europa
LG Ruaidhri
Dietrich
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Ruaidhri hat geschrieben: Die allmähliche Konsolidierung innerhalb der einstigen großen Volksparteien trägt sicherlich mit dazu bei, dass die AfD eigentlich nur die Sitze der ausscheidenden Piraten wärmen wird. Veel to fortellen hebb de nich an de Waterkant...
Wenn eine neue Partei auf Anhieb 9% der Stimmen erreicht, ist das eine erstaunliche Entwicklung. Allerdinbgs sind die Wahlen in S.H. erst in einem Jahr und bis dahin kann noch viele Wasser die Eider hinunterfließen
Wallenstein

Dietrich hat geschrieben:
Wallenstein hat geschrieben: Ich habe den dunklen Verdacht, dass sie vor allem deshalb in der AFD Mitglied ist, um auf diese Weise doch noch in den Besitz der ehemaligen Familiengüter zu gelangen.
Dietrich
Ich habe mit Frau von Storch wenig am Hut. Aber das halte ich doch für eine böswillige und unbeweisbare Unterstellung
Natürlich kann man das nicht beweisen, aber es wäre ja nun völlig unrealistisch anzunehmen, dass dies keine Rolle spielen würde und zwar eine sehr bedeutende Rolle. Die beiden letzten Jahrzehnte haben gezeigt, dass ihr politisches Engagement vor allem darauf abzielte, das Eigentum ihrer Familie zurück zu erhalten. Da hat sie einen gewaltigen Ehrgeiz entwickelt und zeigte sich hochmotiviert. Darum drehte sich immer alles. Was ich persönlich auch nicht tadelnswert finde, an ihrer Stelle hätte ich das auch getan. Schließlich geht es um gewaltige Werte, da lohnt sich der Einsatz.

Die Familie hatte schon früher versucht, CDU – und FDP – Abgeordnete für ihr Anliegen zu interessieren, aber ohne Erfolg. Schäuble hatte eine Änderung der Gesetzeslage abgelehnt. Darüber erbost, beschloss Frau von Storch dann selber in die Politik zu gehen.
http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/w ... 14848.html

Ob sie jetzt in der AFD mehr Glück hat, bleibt abzuwarten. In der Programmatik der Partei taucht die Frage nach Rückerstattung von Grund und Boden in der früheren DDR nicht auf. Ich glaube auch nicht, dass man damit jetzt noch viele Wähler begeistern kann. Vor allem die Menschen in der einstigen DDR dürften nur wenig Interesse haben an der Rückkehr der Großgrundbesitzer.
Ruaidhri
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Wenn eine neue Partei auf Anhieb 9% der Stimmen erreicht, ist das eine erstaunliche Entwicklung. Allerdinbgs sind die Wahlen in S.H. erst in einem Jahr und bis dahin kann noch viele Wasser die Eider hinunterfließen
Die Pirtaen lassen grüßen.
Wenn die AfD nach den Landtagswahlen und den Erfolgen laut Umfrage dann nicht mehr bekommt, ist das ein Anzeichen dafür, dass die AfD hier nicht so wirklich punktet.
Was ich durchaus der soliden Arbeit der Dänen-Ampel und der wiedergenesenen CDU und der FDP zurechne.
Inzwischen hat sich die angebliche Alternative ziemlich desavouiert, im Personal wie in Aussagen, mehr wird es nicht, bin ich sicher.
Wallenstein hat geschrieben:Ob sie jetzt in der AFD mehr Glück hat, bleibt abzuwarten. In der Programmatik der Partei taucht die Frage nach Rückerstattung von Grund und Boden in der früheren DDR nicht auf. Ich glaube auch nicht, dass man damit jetzt noch viele Wähler begeistern kann. Vor allem die Menschen in der einstigen DDR dürften nur wenig Interesse haben an der Rückkehr der Großgrundbesitzer.
Richtig gesagt. Die AfD hat inzwischen eine "Problem-Störchin", die, wie verlautet, auch am Programm nicht mehr mitarbeiten soll.
Deine anderen Aussagen kann ich bestätigen, ohne allzu viel aus dem Nähkästchen zu plaudern. Die Dame verfolgt höchst eigene Ziele, die wenig mit dem Wohle des Volkes gemein haben.
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LG Ruaidhri
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Barbarossa
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Die AfD geht zwei Wochen vor dem Parteitag offenbar zunehmend auf Distanz zum Islam. AfD-Vize Gauland erklärte: "Der Islam ist ein Fremdkörper. Einen Euro-Islam gibt es in Wirklichkeit nicht". Und weiter: "Der Islam ist keine Religion wie das katholische oder protestantische Christentum, sondern intellektuell immer mit der Übernahme des Staates verbunden."
Auch die Europaabgeordnete Beatrix von Storch, die ebenfalls Parteivize ist, erklärte: "Der Islam ist an sich eine politische Ideologie, die mit dem Grundgesetz nicht vereinbar ist." So gehörten zwar viele Muslime zu Deutschland, aber: "Der Islam gehört nicht zu Deutschland."
Um den "Wildwuchs" strenger muslimischer Gelehrter und ihrer Finanziers aus dem Ausland zu beschneiden, will die AfD Koranschulen und Moscheen schärfer kontrollieren und Symbole des Islams, wie etwa Minarette, Rufe von Muezzins aus der Öffentlichkeit verbannen und die Vollverschleierung von Frauen verbieten. Schulen sollen bei ihrem Essensangebot zudem keine Rücksicht auf muslimische Kinder nehmen.
Eine Annäherung an den Front National in Frankreich ist hingegen auch in der Parteispitze nach wie vor umstritten.

Artikel lesen: http://www.n-tv.de/politik/Minarette-un ... 86516.html
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Dietrich
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Barbarossa hat geschrieben:Die AfD geht zwei Wochen vor dem Parteitag offenbar zunehmend auf Distanz zum Islam. AfD-Vize Gauland erklärte: "Der Islam ist ein Fremdkörper. Einen Euro-Islam gibt es in Wirklichkeit nicht". Und weiter: "Der Islam ist keine Religion wie das katholische oder protestantische Christentum, sondern intellektuell immer mit der Übernahme des Staates verbunden."


Es war absehbar, dass sich die AfD neben dem Flüchtlingsproblem verstärkt der muslimischen Einwanderung widmen würde. Dass sie hier die gleichen Thesen vertritt wie andere rechtskonservative und rechtspopulistische europäische Parteien, war ebenfalls absehbar.

Nun ist das pflichtgemäße Geschrei groß und insbesondere die multikulturellen Grünen, die am liebsten alle Grenzen abschaffen würden, schreien wie die Maus am Faden. Wenn man bedenkt, dass sich z.B, die Schweizer vor einiger Zeit in einer Volksabstimmung gegen die Errichtung von Minaretten aussprachen, sind die Positionen der AfD nicht sooo revolutionär. Schon Thilo Sarrazin beschrieb in seinem Buch "Deutschland schafft sich ab" sehr detailliert und quellengestützt die Gefahren einer Islamisierung Deutschlands und ganz von der Hand zu weisen sind solche Szenarien nicht.

Wie dem auch sei: Auf jeden Fall beschert diese Diskussion der AfD weiteren Rückenwind. Umfragen zeigen, dass zahlreiche Bürger in Deutschland eine "Islamisierung" der Bundesrepublik befürchten. Die steigende Zahl der Flüchtlinge, unter denen sich viele Muslime befinden, hat diese Debatte nun bestärkt. Nach einer Umfrage haben 60% der Deutschen Angst vor einer Islamisierung. http://www.huffingtonpost.de/2014/12/18 ... 46416.html Das ist das Wählerreservoir der AfD.
Wallenstein

Das 2001 erschienene Buch „Soziale Milieus im gesellschaftlichen Strukturwandel (Hrsg. Michael Vester) ist vor kurzem wieder aufgelegt worden. Viele Aussagen sind weiterhin gültig.

Mit Hilfe umfangreicher empirischer Analysen wurde die Gesellschaft aufgegliedert in eine Reihe sozialer Milieus, den Nachfahren der historischen Stände, Klassen und Schichten. Die sozialen Milieus als Typen der Lebensführung und Einstellungen haben sich in den vergangenen Jahrzehnten nicht aufgelöst, aber verändert hat sich die Leitfunktion bestimmter Parteien und Fraktionen der Intellektuellen. Es gibt keine wirkliche Krise der Milieus, aber eine Krise der politischen Repräsentation als Folge einer wachsenden Entfremdung zwischen den Eliten und den verschiedenen Milieus.

Aufgrund der schnellen Veränderung der Gesellschaft (Stichwort: Risiko Gesellschaft) haben vor allem die Milieus der Mitte das Gefühl, das es nur noch kleine Gewinnergruppen gibt, während sie das Risiko mit verunsicherten Lebensperspektiven tragen.

Die Milieus der Mitte reagieren aber sehr unterschiedlich, da sich im Laufe der Zeit gegensätzliche Grundeinstellungen entwickelt haben. Diese sind sozialpsychologisch tief in den Individuen und den Familien Strukturen verankert und wandeln sich nur sehr langsam.

Untersuchungen ergaben dann auch: 27% haben ein strikt autoritäres und ausländerfeindliches Weltbild, Hauptmotiv ist eine tiefsitzende Statusunsicherheit.

Die restlichen drei Viertel in den Milieus der Mitte verarbeiten die soziale Unsicherheit auf andere Weise:
24% vertreten eine demokratische und integrative Politik.

18% vertreten ein Weltbild der Solidarität auf Gegenseitigkeit.

32% folgen einem konservativen, hierarchischen Weltbild, das zwar keinen ausgrenzt, aber doch Frauen, Zuwanderern und Angehörigen der unteren Milieus nicht die gleichen Rechte zusteht und den eigenen Wohlstand nicht mit anderen teilen möchte. Diese Gruppe bildet ein potentielles Reservoir für die AFD.
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Barbarossa
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Barbarossa
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Ich glaube aber, dass es noch andere Gründe für die dezeitige Verunsicherung gibt, als eine verunsicherte Lebensperspektive beruflicherseits oder eine mögliche Islamisierung. Zu diesen anderen Gründen würde ich auch die folgende Meldung zählen, die ich deswegen auch einmal zusammengefasst hier mit hineinschreibe:

Die Mittelbrandenburgische Sparkasse meldet derzeit einen wahren Ansturm auf ihre Bankschließfächer. 90% und mehr sind derzeit bereits vermietet, so dass man sich in eine Warteliste eintragen muss, wenn man ein solches Schließfach möchte. Bei der Deutschen Bank sieht es ähnlich aus.
Weiterhin haben auch die Alarmanlagen-Ausrüster vor allem im sogenannten Speckgürtel um Berlin so gut zu tun, dass sie mit der Abarbeitung der Aufträge von Privatkunden kaum hinterher kommen.
Damit sind auch die Gründe offensichtlich, nämlich die Angst vor Einbrüchen nimmt stark zu.

Artikel lesen: http://t.maz-online.de/Brandenburg/Bank ... ausgebucht

Ich hab das als Zusteller übrigens auch schon beobachtet und kann die Meldung bestätigen, dass an immer mehr Briefkästen und Klingeln Aufkleber angebracht werden mit der Aufschrift "Alarmanlage" oder "Videoüberwachung".
Insofern kann man also auch gar nicht von einer diffusen Angst sprechen, sondern sie ist durchaus sehr konkret. Es gibt zunehmend Ängste in der Bevölkerung vor marodierenden Banden, die in Häuser einbrechen und alles ausrauben.
Und ich denke, auch das nützt Parteien wie der AfD, wenn sie sich gegen Islamisten bzw. ja jetzt schon gegen den gesamten Islam - vielleicht auch gegen Migranten insgesamt stellen.
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Ruaidhri
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Insofern kann man also auch gar nicht von einer diffusen Angst sprechen, sondern sie ist durchaus sehr konkret. Es gibt zunehmend Ängste in der Bevölkerung vor marodierenden Banden, die in Häuser einbrechen und alles ausrauben.
Wobei Einbrüche bislang nicht Flüchtlingen, sondern organisierten Banden aus Albanien, Georgien und den baltischen Staaten zurechnen sind.
Es soll auch Deutsche böse Buben geben. Die Unsicherheit ist nicht nur gefühlt, dort, wo es zu Einbruchsserien und Raubüberfällen kommt, ist sie sehr realer Alltag.
Andererseits ist vieles auch Projektion, die Gefahr ausgeraubt zu werden, droht aus anderen Richtungen viel mehr, nur sind dort die Verantwortlichen nicht so leicht zu benennen.
Wallenstein hat geschrieben:32% folgen einem konservativen, hierarchischen Weltbild, das zwar keinen ausgrenzt, aber doch Frauen, Zuwanderern und Angehörigen der unteren Milieus nicht die gleichen Rechte zusteht und den eigenen Wohlstand nicht mit anderen teilen möchte. Diese Gruppe bildet ein potentielles Reservoir für die AFD.
Diese Gruppe, samt AfD- Sozialpolitik, sorgt dann aber für die selffulling prophecy, und es werden nicht nur Migranten sein, die auf Raubzug gehen.
AfD und Frauen: Wie so oft, sehr widersprüchlich, stehen doch an der Spitze zwei Frauen, die doch eigentlich an den Herd gehören.
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