2013: Neubeginn der FDP nach der Bundestagswahl

Parteitage, Richtungsentscheidungen, Personalien, Strategien

Moderator: Barbarossa

Dietrich
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Gontscharow hat geschrieben: Diese Partei ist für mich nicht wählbar, da fest in den Händen und der Programmatik der Raubtierkapitalisten
und Heuschrecken..... Schade allerdings in der Tat um den Gedanken des Liberalismus auf allen anderen Ebenen der
Gesellschaft.
Du kannst ganz beruhigt sein: Ich gehe jede Wette ein, dass die FDP von der Bildfläche verschwindet und in Bedeutungslosigkeit versinkt. Dem Dreikönigs-Parteitag der FDP fehlte jedes Feuer, FDP-Chef Lindner hat nichts vorgetragen, was nicht auch andere Parteien plakatieren. Es gibt keine Aufbruchsstimmung, keine zündenden neuen Ideen.
Wer braucht denn jetzt noch die FDP?
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Barbarossa
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Ähm - ich. Ich bräuchte eine wirklich liberale Partei - also eine, die ihren Namen auch verdient - damit ich endlich wieder weiß, was ich guten Gewissens wählen kann.
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Renegat
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Was wären denn die Ziele einer liberalen Partei, Barbarossa?
Unabhängig von Wirtschaft und Arbeitsmarkt, da kennen die meisten die Auswirkungen von Liberalismus.
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Triton
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Liberal bedeutet verkürzt: das Herz links und das Portemonnaie rechts.

Die GRÜNEN versuchen wohl seit der zunehmenden Marktradikalisierung der FDP diese Marktlücke zu beackern, durchaus mit Erfolg. In BaWü, dem Stammland der FDP, sind sie nicht umsonst so stark geworden.

Der "neuen" FDP fehlt die Facette der Bürgerrechtspartei doch immer noch komplett. Leuthäuser-Schnarrenberger war hier die letzte Aufrechte, ihre Stimme höre ich gar nicht mehr.

In der Politik gibt es, vor allem nach den Terroranschlägen 2001, eine zunehmendes Ungleichgewicht in der Abwägung zwischen Freiheit und Sicherheit. Jetzt ist es aber so, dass sicherheitsorientierte Gesellschaften ökonomisch immer gegenüber freiheitsorientierten das Nachsehen haben. Erst wenn die FDP das wieder versteht, kann sie auch wieder Erfolg haben. Ein-Themen-Parteien verschwinden langfristig immer im Orkus der Geschichte (weshalb die AfD auch eine Zeiterscheinung bleiben wird).
Zuletzt geändert von Triton am 08.01.2015, 00:16, insgesamt 1-mal geändert.
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Barbarossa
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Renegat hat geschrieben:Was wären denn die Ziele einer liberalen Partei, Barbarossa?
Ich ließ es im Startbeitrag bereits anklingen: http://geschichte-wissen.de/forum/viewt ... 624#p27624
Das Thema Bürgerrechte ist natürlich auch sehr wichtig. Um so mehr irritiert es mich, dass die FDP das Freihandelsabkommen mit Amerika so bedingungslos beführwortet.
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Renegat
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Barbarossa hat geschrieben: Ich glaube wirklich, in Deutschland wird eine Partei benötigt, die eine Politik frei von jeglicher Religion und Ideologie macht. Aber es muß eine Partei für alle Bürger unserer Republik sein, nicht nur für Besserverdienende. Und es muß eine moderne Partei sein, die auch relativ konkrete Vorstellungen für die Zukunft hat.
Frei jeglicher Ideologie und Religion? Das ist für dich liberal?
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Barbarossa
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Definitiv ja. Und ausschließlich das Grundgesetz mit den dort verbrieften Bürgerrechten als Wertekatalog. Das ist es.
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:Die FDP als reine wirtschaftsliberale Partei vielleicht ja, aber nicht der Liberalismus als Weltanschauung - hoffe ich jedenfalls.

[ Post made via Android ] Bild
Lieber Barbarossa,
schön wäre es, wenn der Liberalismus als Weltanschauung noch nicht überholt wäre, aber bei der augenblicklichen Lage in der Welt hat er es sehr schwer. Man kann auch ein Liberaler sein, ohne die FDP zu wählen. :wink:
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Barbarossa
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Auf dem seit gestern stattfindenden FDP-Parteitag in Berlin-Kreuzberg wurde Christian Lindner mit 92,41% zum Parteivorsitzenden wiedergewählt. Auch der bisherige Partei-Vize Wolfgang Kubicki wurde mit dem überragenden Ergebnis von knapp über 94% wiedergewählt. Lindner spach sich auf dem Parteitag unter dem Motto "German Mut" gegen die Politik der AfD und gegen Pegida und andere Populisten und für Geschlossenheit seiner Partei aus. In den nächsten Tagen soll auch das Parteiprogramm beschlossen werden.
Artikel lesen: http://m.spiegel.de/politik/deutschland ... referrrer=
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dieter
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Die FDP glaubt tatsächlich, weil sie in Hamburg und bremen bei sehr geringer Wahlbeteiligung ins Parlament kam, dass für sie ein Aufwind bestehen würde. Wenn sie sich da nicht täuscht. :wink: :mrgreen:
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Triton
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German Mut ist ja wohl das dämlichste Motto, das sich die FDP ausdenken hätte können.
Worin soll dieser Mut denn bestehen?

Andererseits ist die aktuelle Politik nun wirklich an Hasenfüßigkeit nicht mehr zu überbieten, im Grunde nur ein Gewurschtele an Problemen bei völliger Überbetonung der Sicherheit. Ständig neue Bürgergängelungen und Überwachungsgesetze beweisen nur, dass der Staat Angst hat, und zwar nicht vor Terror, Islamismus oder Euro-Niedergang sondern vor den eigenen Bürgern.

Eine traurige Entwicklung.
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Ruaidhri
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Triton hat geschrieben:German Mut ist ja wohl das dämlichste Motto, das sich die FDP ausdenken hätte können.
Das stimmt wohl, obwohl man schon erkennen mag, was damit gemeint sein könnte.
Dieter hat geschrieben:Die FDP glaubt tatsächlich, weil sie in Hamburg und bremen bei sehr geringer Wahlbeteiligung ins Parlament kam, dass für sie ein Aufwind bestehen würde. Wenn sie sich da nicht täuscht.
Die FDP ist drin-und das ist auch gut so.
Mir lieber als Oppositionspartei als Piraten oder sonstige Gelegenheitsparteien, die nicht wirklich den Regierungen aller Farbzusammensetzungen Feuer machen.
Regierungsbeteiligung muss noch nicht wieder sein, so lange nicht wirklich erkennbar ist, ob die Partei sich wieder auf lange in Vergessenheit geratene liberale Grundsätze besinnt, statt sich nur als Wirtschafts-Partei zu verkaufen.
Die Wahlbeteiligung in Bremen ist sicherlich ein Hinweis auf die allgemeine Resignation der des Bürgers, ein Punkt. Wenn von den wenigen noch so viel ihre Stimme der totgesagten Partei gaben, darf- auch wenn es nicht ins eigene Weltbild passt, durchaus als Indiz für mündige Bürger gewertet werden, die sich auf Landesebene ihre Gedanken machen und gute politische Arbeit honorieren.
Ob die FDP sich bundesweit erholen kann, bleibt dahin gestellt.
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LG Ruaidhri
Katarina Ke
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Barbarossa: Das Grundgesetz unterscheidet zwischen Grundrechten und Menschenrechten. Der Begriff Bürgerrechte ist ungenau und gehört zur Umgangssprache.

Theoretisch hätte die FDP eine Chance. Da die Union das wirtschaftsliberale Feld beinahe geräumt hat, könnte sie sich als die bürgerliche Kraft positionieren. Das wäre dann ein Comeback der bürgerlichen Honoratiorenpartei der fünfziger und frühen sechziger Jahre, allerdings mit dem Unterschied, dass dieses Bürgertum noch Manieren und Anstand besaß.

Man kannte den Unterschied zwischen "Du" und "Sie", machte am Tage Geschäfte, die in der Nacht nicht den Schlaf raubten (so ähnlich schrieb einmal Thomas Mann über seine Vorfahren), verdiente redlich und lebte einigermaßen anständig.

Diese FDP ist für mich der schale Aufguss der Pseudo-Schönlinge aus den achtziger Jahren - der Name für diese Typen fällt mir jetzt nicht ein.

Das letzte Wort aber hat der Wähler.
Geschichte sollte so geschrieben werden, wie man eine Geschichte erzählt - lebendig und an den Fakten orientiert. Meine Homepage: http://www.katharinakellmann-historikerin.de/
Ruaidhri
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Diese FDP ist für mich der schale Aufguss der Pseudo-Schönlinge aus den achtziger Jahren - der Name für diese Typen fällt mir jetzt nicht ein.
War es nicht die "Spaßpartei"?
Wobei auf den landes- kommunlapolitischen Ebenen die wirklich gut und solide arbeitenden Leute unter der Bundespartei litten, ihre Klagen aber im Höhenrausch in Berlin nicht gehört wurden.
Das letzte Wort aber hat der Wähler.
So ist es, und solange er fähig ist zu differenzieren und gute Arbeit am Ort anerkennt, mögen die Liberalen eine Chance in den Ländern und Kommunen haben. Dort sind es übrigens oft noch diese Vertreter:
Katarina Ke hat geschrieben:Das wäre dann ein Comeback der bürgerlichen Honoratiorenpartei der fünfziger und frühen sechziger Jahre, allerdings mit dem Unterschied, dass dieses Bürgertum noch Manieren und Anstand besaß.
Man kannte den Unterschied zwischen "Du" und "Sie", machte am Tage Geschäfte, die in der Nacht nicht den Schlaf raubten (so ähnlich schrieb einmal Thomas Mann über seine Vorfahren), verdiente redlich und lebte einigermaßen anständig.
Gehört jetzt nicht zum Thema FDP, doch das geht in allen Parteien ähnlich, bräuchte man nicht ab und mal Stimmen für den Bundesrat, wäre den Regierenden in Berlin noch gleichgültiger, was an der Basis und beim Wahlbürger in Ländern und Kommunen ankommt. Viele MdB, gleich welcher Couleur, bemühen sich sehr engagiert und mit Sachkenntnis zu vermitteln, wo die Wahlmüdigkeit ihre Wurzeln hat. Doch in der Berliner Parallelwelt kommt vieles nicht an.
Auf Landesebene, wenn es um das ganz Pragmatische geht, ist das auch oft nicht anders, da geht Parteilinie und grün- rotes oder anders gefärbtes Geklüngel vor durchaus berechtigten Beschwerden und sachlicher Kritik betroffener Bürger.
Parteien-Demokratie? Langsam wird es zur Parteien ( Plural) Diktatur.
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Katarina Ke
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Die Spaßpartei gehört in die Ära Westerwelle.

Ob die Erneuerung der Bundespolitik aus den Reihen des Bundesrates möglich ist, möchte ich bezweifeln. Auch in der Landespolitik muss man sich durchkämpfen. Da gibt es Seilschaften und Karrierebündnisse. Dass die Landespolitik pragmatischer sei, möchte ich bezweifeln - man denke nur an das Bildungswesen.

Überhaupt der Pragmatismus: Ich hätte nichts gegen mehr Ideologie und Programmatik. Einen Einheitsbrei haben wir ja schon. Und in Regierungsverantwortung werden die meisten Politiker und Politikerinnen schon realistischer.

Wenn die FDP ihr programmatisches Profil als bürgerliche Partei schärft - warum nicht. Dann sollte die FDP auch dazu stehen und nicht so tun, als sei sie eine Partei für "jedermann".
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