CDU ehrt Helmut Kohl

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Moderator: Barbarossa

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Barbarossa
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Mittwoch, 26. September 2012
Auftakt der großen Kohl-Festwoche
Eine Partei windet sich
Von Johannes Graf

Wenn in diesen Tagen Helmut Kohls Kanzler-Jubiläum gefeiert wird, soll die Botschaft sein: Es ist egal, was der Altkanzler seiner Partei mit der Spendenaffäre angetan hat. Im Vordergrund stehen die Verdienste des greisen Politikers. Doch der Spagat ist schwierig. Das zeigt auch ein zweiter Blick auf Kohls Auftritt in der Unionsfraktion...
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dieter
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Ihr Lieben,
als Kanzler der Einheit hat er durchaus seine Verdienste. Mit der Spendenaffäre und seinem "Ehrenwort" hat er sicherlich den Bogen überspannt. Mit seiner Schlitzohrigkeit erinnert er mich an den athener Politiker Themistokles, der die Perser und die Falle von Salamis gelockt hatte und später persischer Satrap in Kleinasien wurde. :roll:
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Vergobret
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"Ich finde, dass beide dies nicht verdient haben: Helmut Schmidt ohne Wählervotum gestürzt zu werden, und Sie, Helmut Kohl ohne Wählervotum zur Kanzlerschaft gelangen. Zweifellos sind die beiden sich bedingenden Vorgänge verfassungskonform. Aber sie haben nach meinem Empfinden doch das Odium des verletzten demokratischen Anstands."
Hildegard Hamm-Brücher (FDP)
„In all den Jahren habe ich so viele junge Männer gesehen,
die der Meinung waren, auf andere junge Männer zuzulaufen.
Aber das stimmt nicht.
Sie liefen alle zu mir.“
so sprach der Tod

Aus „Die Bücherdiebin“
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Barbarossa
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Na ja - dieses Wählervotum hat er dann ja ein Vierteljahr später in der vorgezogenen Neuwahl am 6. März 1983 nachgeholt (siehe: http://de.wikipedia.org/wiki/Helmut_Koh ... undestages). Aber das kann eben passieren, wenn eine Regierung zerbricht. Und die Alternativen sind in einem Parlament mit 3 Fraktionen nicht sehr groß...
Die Grünen waren 1983 zwar auch erstmals mit drin, aber noch zu unerfahren und sicher auch zu radikal.
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dieter
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Vergobret hat geschrieben:"Ich finde, dass beide dies nicht verdient haben: Helmut Schmidt ohne Wählervotum gestürzt zu werden, und Sie, Helmut Kohl ohne Wählervotum zur Kanzlerschaft gelangen. Zweifellos sind die beiden sich bedingenden Vorgänge verfassungskonform. Aber sie haben nach meinem Empfinden doch das Odium des verletzten demokratischen Anstands."
Hildegard Hamm-Brücher (FDP)
Lieber Vergobret,
das Grundgesetz sieht das Konstruktive Mißtrauen vor, um keine Weimarer Verhältnisse einreisen zu lassen, wo eine Regierung gestürzt wurde, ohne eine Mehrheit für eine andere Regierung zu haben. :wink:
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Peppone
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"Partei windet sich" - guter Titel.
Mir kommts die Kehle hoch, wenn ich die Lobhudelei um Kohl sehe. Erst verteufeln sie ihn wegen seines Spenden-Ehrenworts, jetzt ist er plötzlich wieder der "große Politiker", der Weltgeschichte gemacht hat. Für mich eine einzige Heuchelei!
Stimmt, er hat die deutsche Wiedervereinigung geschafft, und zwar hauptsächlich er. Größeres Verdienst um Deutschland konnte er sich nicht erwerben, trotz aller (bewussten oder unbewussten) Fehleinschätzungen bezüglich Kosten, Dauer und Ausmaß des Aufbaus Ost.
Jetzt aber so zu tun, als sei die Spendenaffäre nie passiert, als habe er auch v.a. nach 1990 keinen Reformstau sondergleichen verursacht, das ist Politik der negativen, nämlich der heuchlerischen Art.
Mindestens erwähnen müsste man die Spendenaffäre und die Art seines Abgangs von der politischen Bühne, und zwar nicht verschwurbelt und lediglich in Nebensätzen!

Beppe
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Barbarossa
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Peppone hat geschrieben:...Stimmt, er hat die deutsche Wiedervereinigung geschafft, und zwar hauptsächlich er...
Na erst mal haben wir Ostdeutsche die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß das überhaupt möglich wurde (in der Friedlichen Revolution die SED entmachtet). Kohl würde ich hier vor allem als Manager sehen, der den Weg zur Deutschen Einheit aufgezeigt hat. Und das ist natürlich ein großer Verdienst.
Es ist natürlich die Frage, wie man jemanden ehrt. Die CDU hat sich ja lange schwer getan mit Kohl. Ich denke, vor allem Merkel hat sich für ihn stark gemacht, da sie ihm auch einiges zu verdanken hat.
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dieter
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Peppone hat geschrieben:"Partei windet sich" - guter Titel.
Mir kommts die Kehle hoch, wenn ich die Lobhudelei um Kohl sehe. Erst verteufeln sie ihn wegen seines Spenden-Ehrenworts, jetzt ist er plötzlich wieder der "große Politiker", der Weltgeschichte gemacht hat. Für mich eine einzige Heuchelei!
Stimmt, er hat die deutsche Wiedervereinigung geschafft, und zwar hauptsächlich er. Größeres Verdienst um Deutschland konnte er sich nicht erwerben, trotz aller (bewussten oder unbewussten) Fehleinschätzungen bezüglich Kosten, Dauer und Ausmaß des Aufbaus Ost.
Jetzt aber so zu tun, als sei die Spendenaffäre nie passiert, als habe er auch v.a. nach 1990 keinen Reformstau sondergleichen verursacht, das ist Politik der negativen, nämlich der heuchlerischen Art.
Mindestens erwähnen müsste man die Spendenaffäre und die Art seines Abgangs von der politischen Bühne, und zwar nicht verschwurbelt und lediglich in Nebensätzen!
Beppe
Lieber Beppe,
so ist eben unsere Gesellschaft, Hossiana und kreuzigt ihn. Kleine Begebenheit aus meiner dienstlichen Tätigkeit. Meine Stenotypistin stand unter der Anklage Beihilfe zum Mord an der Ehefrau des Mannes mit dem sie ein Verhältnis hatte. Solange der Prozeß noch nicht beendet war sagten meine lieben Müdarbeiter, "die gehören hinter dicke Mauern". Nachdem sie und ihr Gespusi freigesprochen worden sind, hieß es,"wir haben immer gewußt, dass ihr es nicht wahrt."
Fazit: So sind die Menschen, ein Haufen Dreck. es wird immer so hingestellt, wie man es für nötig befindet. :oops:
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dieter
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Barbarossa hat geschrieben:
Peppone hat geschrieben:...Stimmt, er hat die deutsche Wiedervereinigung geschafft, und zwar hauptsächlich er...
Na erst mal haben wir Ostdeutsche die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß das überhaupt möglich wurde (in der Friedlichen Revolution die SED entmachtet). Kohl würde ich hier vor allem als Manager sehen, der den Weg zur Deutschen Einheit aufgezeigt hat. Und das ist natürlich ein großer Verdienst.
Es ist natürlich die Frage, wie man jemanden ehrt. Die CDU hat sich ja lange schwer getan mit Kohl. Ich denke, vor allem Merkel hat sich für ihn stark gemacht, da sie ihm auch einiges zu verdanken hat.
Lieber Barbarossa,
die Ostdeutschen haben durch ihre friedliche Revolution die Voraussetzungen dafür geschaffen. :) Angie holt Kohl hervor, weil sie meint ihm im Wahlkampf nächstes Jahr gebrauchen zu können. :wink:
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Balduin
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Ich frage mich schon, warum eine objektive Würdigung des Helmut Kohl nicht möglich ist. Natürlich trübt der Spendenskandal sein Erbe, doch ist seine politische Leistung unbestritten. Eine solche Differenzierung sollte auch in der Partei möglich sein. Ich denke, das liegt aber auch an der jetzigen ersten Garde, die eben mit Kohl gebrochen haben. Der JU fällt das weniger schwer.
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dieter
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Lieber Ralph,
die Vereinigung hat zum Ersten die Bevölkerung der DDR bewirkt, Dann ein Herr Schabowski, der sich in seinen Unterlagen nicht auskannte und sich somit versprochen hat und dann Herr Kohl. Du mußt Kohl aber als Ganzes sehen, für die Vereinigung war seine Schlitzohrigkeit gut, hatte ihn schonmal mit dem Athener Temistokles verglichen, aber er ändert doch wegen der Vereinigung nicht seinen Charakter. Verstehe zwar, dass er die Geldspender nicht nennen will, wenn es die überhaupt gab, aber das gleich mit einem "Ehrenwort" zu garnieren, ist schon ein bißchen dicke. Er ist wie er ist, siehe seine verstorbene Frau und seine Söhne. :roll:
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Peppone
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Barbarossa hat geschrieben:Na erst mal haben wir Ostdeutsche die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß das überhaupt möglich wurde (in der Friedlichen Revolution die SED entmachtet). Kohl würde ich hier vor allem als Manager sehen, der den Weg zur Deutschen Einheit aufgezeigt hat. Und das ist natürlich ein großer Verdienst.
Bestreite ich alles nicht. Dass aber die negativen Seiten der Ära Kohl (die es auch gab, und nicht zu knapp!) so einfach unter den Tisch gekehrt werden, das stört mich massiv!

Beppe
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Barbarossa
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Vielleicht war aber gerade er der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt.
Es wurde ja auch sein Regierungsstiel als "quasi-diktatorisch" scharf angegriffen. Aber - nur mal so ein Gedanke von mir - was wäre passiert, wenn eine schwächere Figur Bundeskanzler gewesen wäre? Hätte da nicht auch die Gefahr bestanden, daß die deutsche Einheit und vor allem der Weg dahin zerredet worden wäre und sich alles in die Länge gezogen hätte? Es mußte wahnsinnig schnell gehandelt werden, denn jeden Monat sind Tausende DDR-Bürger in den Westen gegangen. Da war nicht viel Zeit zum Debattieren.
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Peppone hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Na erst mal haben wir Ostdeutsche die Voraussetzungen dafür geschaffen, daß das überhaupt möglich wurde (in der Friedlichen Revolution die SED entmachtet). Kohl würde ich hier vor allem als Manager sehen, der den Weg zur Deutschen Einheit aufgezeigt hat. Und das ist natürlich ein großer Verdienst.
Bestreite ich alles nicht. Dass aber die negativen Seiten der Ära Kohl (die es auch gab, und nicht zu knapp!) so einfach unter den Tisch gekehrt werden, das stört mich massiv!

Beppe
Lieber Beppe,
so isses. :wink:
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Barbarossa hat geschrieben:Vielleicht war aber gerade er der richtige Mann zum richtigen Zeitpunkt.
Es wurde ja auch sein Regierungsstiel als "quasi-diktatorisch" scharf angegriffen. Aber - nur mal so ein Gedanke von mir - was wäre passiert, wenn eine schwächere Figur Bundeskanzler gewesen wäre? Hätte da nicht auch die Gefahr bestanden, daß die deutsche Einheit und vor allem der Weg dahin zerredet worden wäre und sich alles in die Länge gezogen hätte? Es mußte wahnsinnig schnell gehandelt werden, denn jeden Monat sind Tausende DDR-Bürger in den Westen gegangen. Da war nicht viel Zeit zum Debattieren.
Lieber Barbarossa,
auch Dir muß ich recht geben. Wenn SPD-Vogel Kanzler, der damals SPD-Vorsitzender war, gewesen wäre, dann hätte er jedes Land auf der Welt zweimal gefragt, ob sie nichts gegen die Vereinigung hätte und hätte nur eins widersprochen, dann hätte er es gelassen. :wink: :mrgreen: (Vorsicht; Ironie) Seine Skrupelosigkeit war damals angebracht, das ändert aber nichts an seinem Charakter, dass er nichts von den Depressionen seiner Frau mitbekommen hatte und sich mit seinen Söhnen überworfen hat. :roll:
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