Gestern Abend war in "log in" auf ZDF info eine interessante Diskussion über ein Thema, das allerdings nicht mehr so ganz neu ist. Es ging um die Frage: "Muss die deutsche Sprache geschützt werden?"
Natürlich ging es um die zahlreichen Anglizismen und auch um die Frage, ob die deutsche Sprache ins Grundgesetz aufgenommen werden sollte.
Es gab auch eine Abstimmung dazu, die 45 % : 55 % gegen eine Aufnahme ausging, siehe:
http://blog.zdf.de/zdflogin/2013/01/16/ ... dich-mehr/
Zu diesem Thema schrieb ich irgendwo bereits:
Ich halte Wortentlehnungen aus anderen Sprachen nicht unbedingt für problematisch, denn es hat sie schon immer gegeben.
So kam ja z. B. auch der Begriff für Kaiser (caesar) aus dem Lateinischen.
Auch Begriffe für Bauten aus Stein wurden aus dem Lateinischen entlehnt, wie z. B.:
- lat. têgula > ahd. ziagal > nhd. Ziegel
- lat. calx, calcem > ahd. kalk > nhd. Kalk
- lat. mûrus > ahd. mûra > nhd. Mauer
- lat. fenestera > ahd. fenster > nhd. Fenster
Von den Römern lernten die Germanen auch den Obst- und Gemüseanbau. Nicht wenige Namen kommen deswegen auch hier aus dem Lateinischen:
- lat. prûnum > ahd. pfrûma > nhd. Pflaume
- (vulgär-) lat. persica > mhd. pfersich > nhd. Pfirsich
- lat. caulis > ahd. kôl > nhd. Kohl
- lat. râdîx, râdîcis > ahd. râtîh > nhd. Rettig
- lat. cucurbita > ahd. kurbiz > nhd. Kürbis
Weitere Entlehnungen gibt es beim Handel, in der Kochkunst oder auch beim Verwaltungs- und Rechtswesen.
Keine Entlehnung ist z. B. ein alter Begriff für Kupfer.
Im Lateinischen hieß es aes,
im althochdeutschen êr - erhalten im späteren Begriff "ehern"
Hier ist anzunehmen, daß der Begriff für Kupfer noch vor der Aufspaltung der indoeuropäischen Spache in Germanisch, Lateinisch, Keltisch, Slawisch usw. entstand und damit noch eine ältere Wortschöpfung ist.
Beim Eisen gibt es diesen gemeinsamen Begriff nicht mehr.
In späterer Zeit wurden auch Begriffe aus dem Französischen entlehnt.
Ich halte es grundsätzlich auch nicht für ein Problem, Begriffe aus einer anderen Sprache zu entlehnen und macht vereinzelt sogar Sinn, wenn es z. B. für eine Sache in der eigenen Sprache keinen Begriff gibt. Eine "Reinhaltung" einer Sprache macht dagegen aufgrund der oben aufgeführten Beispiele eher keinen Sinn.
Zu einem Problem wird es jedoch, wenn es so viele Entlehnungen aus anderen Sprachen gibt, daß die Sprache für ganze Teile der Bevölkerung unverständlich wird. Das ist das, was meines Erachtens z. Z. mit den vielen Anglizismen geschieht: Es werden derart viele Wörter, z. T. sogar ganze Satzteile/Sätze aus dem Englischen übernommen, daß ich es auch nicht mehr verstehe (wie z. B. bei der Werbung im Fernsehen). Und ich gebe zu, daß ich es dann aus Trotz auch gar nicht mehr verstehen will.
Bei dieser ganzen Entlehnungsgeschichte ist zu beobachten, daß stets aus der Sprache entlehnt wird, mit der es die meisten kulturellen oder wirtschaftlichen Kontakte gibt.
Das heißt also: Sollte im Laufe der nächsten Jahrzehnte China zu führenden Wirtschaftmacht werden, könnten auch zahlreiche Begriffe aus dem Chinesischen entlehnt werden.
[persönliche Anmerkung: Davor möge uns "Der Große Duden" bewahren...]
Was meint ihr dazu?
Hat es die deutsche Sprache nötig, derart geschützt zu werden, dass sie ins Grundgesetz sollte?