CDU-Parteitag: Sollte die deutsche Sprache ins Grundgesetz?

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Moderator: Barbarossa

Renegat
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Barbarossa hat geschrieben:Was mir bei der besagten Diskussionssendung allerdings etwas übel aufgestoßen ist:

Jemand nannte ein aus meiner Sicht offensichtlich englisches Wort (ich weiß nicht mehr welches, kannte es auch nicht und konnte es folglich auch nicht übersetzen) und meinte, es sei ein deutsches Wort - es sei "Neudeutsch".

Womit ich dabei nicht klar komme ist, daß zwar inzwischen sehr viele Anglizismen gebräuchlich sind, aber ich finde, solange sie nicht "eingedeutscht" sind, sind es keine deutschen Wörter.
Beispiel:

Das Wort "online" ist für mich nach wie vor ein englisches Wort, denn es wird nach dem englischen Alphabet ausgesprochen - nicht nach dem deutschen. Eingedeutscht müsste man es ja entweder:
a) "onlein" schreiben
oder
b) so aussprechen, wie man es schreibt (wobei diese Variante einen eher humoristischen Anstrich hätte :D )
oder
c) man nennt es nicht "deutsch".

Denn unser Alphabet lautet nun mal A, B(e), C(e) usw. und nicht A(ey), B(i), C(i) oder so. Es kann nicht zwei Alphabete geben. Darum widerstrebt es mir, die Anglizismen bzw. das sogenannte "Neudeutsch" überhaupt als eine Spielart des Deutschen zu akzeptieren.

Oder wie seht ihr das?
Sehe ich anders, wir befinden uns mitten in einer Phase der Lehnwortübernahme. Und genauer betrachtet, befinden sich Menschen immer in dieser Phase, es sei denn, sie leben auf einer einsamen Insel ohne Außenkontakt.
Zur Zeit wird viel aus dem englischen übernommen, besonders aus dem Bereich der Computer- und Internettechnologie, von deswegen ist "online" ein gutes Beispiel.
Es gab in der Vergangenheit andere Phasen, vor gar nicht langer Zeit wurde gern aus dem französischen entlehnt, meine Oma nannte den Bürgersteig bis zu ihrem Tod standhaft Trottoir, http://de.wiktionary.org/wiki/Trottoir
Da wurde nichts eingedeutscht und keine Rechtschreibung angepaßt. Warum die Generation nach meiner Oma zum Bürgersteig überging, wäre interessant. Spontan hätte ich das 3. Reich in Verdacht, zu dem würde eine solche Kampagne gut passen. Beim Portemonnaie ist es ihnen nicht gelungen, das verwenden wir weiter und schaffen es sogar, es richtig zu schreiben, Anstrengung der kleinen grauen Zellen hält sie fit.
Ich finde es im Gegenteil sehr praktisch, die Schreibweise/Aussprache des Herkunftslandes des Lehnwortes beizubehalten, dann erkennt man diese Worte wieder, wenn man sie dort hört.
Gerade bei den Internetwörtern wirkt es doch verbindend, weltweit die gleichen Vokabeln zu benutzen.
Nur solche Werbefuzzyentgleisungen wie Handy führen zu Verwirrungen, vielleicht sollten wir uns bemühen, zum guten, alten mobile phone oder Mobiltelefon zurückzukehren. Oder wir warten noch 10 Jahre, dann hat ohnehin jeder ein smartphone und das blöde Handy ist vergessen. :angel:
Vielleicht ist ein englisches Lehnwort bereits dann eingedeutscht, wenn sich der Schreiber nicht mehr sträubt, ein Wort wie Smartphone groß zu schreiben.
demark
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Barbarossa hat geschrieben:Was mir bei der besagten Diskussionssendung allerdings etwas übel aufgestoßen ist:

Jemand nannte ein aus meiner Sicht offensichtlich englisches Wort (ich weiß nicht mehr welches, kannte es auch nicht und konnte es folglich auch nicht übersetzen) und meinte, es sei ein deutsches Wort - es sei "Neudeutsch".

Womit ich dabei nicht klar komme ist, daß zwar inzwischen sehr viele Anglizismen gebräuchlich sind, aber ich finde, solange sie nicht "eingedeutscht" sind, sind es keine deutschen Wörter.
Beispiel:

Das Wort "online" ist für mich nach wie vor ein englisches Wort, denn es wird nach dem englischen Alphabet ausgesprochen - nicht nach dem deutschen. Eingedeutscht müsste man es ja entweder:
a) "onlein" schreiben
oder
b) so aussprechen, wie man es schreibt (wobei diese Variante einen eher humoristischen Anstrich hätte :D )

oder
c) man nennt es nicht "deutsch".

Denn unser Alphabet lautet nun mal A, B(e), C(e) usw. und nicht A(ey), B(i), C(i) oder so. Es kann nicht zwei Alphabete geben. Darum widerstrebt es mir, die Anglizismen bzw. das sogenannte "Neudeutsch" überhaupt als eine Spielart des Deutschen zu akzeptieren.

Oder wie seht ihr das?
Dem stimme ich voll und ganz zu und ich lebe sogar danach!
Ihr müsstet mal hören, wie es klingt, wenn ich "nach der Schrift" spreche: zum Beispiel Grapefruit, ganz buchstabengetreu. Meine Tochter schmeißt sich jedesmal weg dabei, und wenn sie mich verbessern will, dann antworte ich ihr, man soll es doch dann auch so schreiben! :lol:
Ein weiteres Kauderwelsch ist das SMS Deutsch der Jugend! Das mag eine technisch bedingte Ausdrucksweise sein, aber das ist kein Deutsch mehr, schon gar kein Gutes!
Vielleicht übersetzt mal einer die Bibel ins SMS Deutsch :P . Dann könnte vielleicht eine neue Sprache entstehen.
Die deutsche Sprache muss sich jedenfalls selbst im besten Zustand erhalten. Sie darf nicht so klingen: "Mein Mann Russe, ich Deutsch!"
Renegat
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demark hat geschrieben:Dem stimme ich voll und ganz zu und ich lebe sogar danach!
Ihr müsstet mal hören, wie es klingt, wenn ich "nach der Schrift" spreche: zum Beispiel Grapefruit, ganz buchstabengetreu. Meine Tochter schmeißt sich jedesmal weg dabei, und wenn sie mich verbessern will, dann antworte ich ihr, man soll es doch dann auch so schreiben! :lol:
Dann sag doch einfach Pampelmuse, das Wort wird zwar mir dir aussterben aber bis dahin kannst du es ja verwenden, solange es noch jemand versteht. Weiter oben hatte ich ja meine Oma als unermüdliche Trottoirnutzerin angeführt, ich verwende das Wort zwar nicht aktiv, kenne es aber immerhin noch, bei meinen Kindern müsste ich nachfragen, ob sie wissen, was ein Trottoir ist.
Ich verstehe jedoch, dass die Aussprache von Anglizismen für Menschen, die in der Schule nicht englisch gelernt haben, schwierig ist. Das ist überwiegend die ältere Generation, selbst in der ehemaligen DDR, vermute ich. Deshalb den Lauf der Sprachentwicklung aufhalten oder zurückdrehen zu wollen, geht mir aber zu weit. Es ist das natürliche Recht der jüngeren Generationen, neue Entwicklungen offener aufzunehmen, auch wenn die Alten konservativ beharren.

demark hat geschrieben:Ein weiteres Kauderwelsch ist das SMS Deutsch der Jugend! Das mag eine technisch bedingte Ausdrucksweise sein, aber das ist kein Deutsch mehr, schon gar kein Gutes!
Vielleicht übersetzt mal einer die Bibel ins SMS Deutsch :P . Dann könnte vielleicht eine neue Sprache entstehen.
Naja, SMS-Schreiben ist mühsam, vor allem, wenn man kein mitdenkendes Mobiltelefon hat oder wie ich, zu doof ist, es richtig zu benutzen. Meine Kinder können meine Telegramm-Stil-SMS inzwischen einordnen. Von ihnen bekomme ich dagegen hervorragend formulierte Kurzmitteilungen. Ob sie an ihre Freunde SMS-Kauderwelsch versenden, weiß ich natürlich nicht. Sie verwenden eben auch bei SMS oder Mails adressatenorientierte Sprache. Denn Sprache ist kein Selbstzweck, sondern dient der Verständigung. Wenn ich verstanden werden will, muß ich meinen Sprachstil dem Empfänger/Zuhörer anpassen.
demark hat geschrieben:Die deutsche Sprache muss sich jedenfalls selbst im besten Zustand erhalten. Sie darf nicht so klingen: "Mein Mann Russe, ich Deutsch!"
Ich denke, dass niemand absichtlich solche schlichten Formulierungen wählt, das liegt entweder an mangelnder Bildung oder daran, dass deutsch mühsam als Fremdsprache benutzt wird. Dürfen Menschen mit sprachlichem Unvermögen nicht sprechen, um den Zustand der deutschen Sprache nicht zu gefährden? Das wäre doch sehr unfair.
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dieter
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demark hat geschrieben:
Die deutsche Sprache muss sich jedenfalls selbst im besten Zustand erhalten. Sie darf nicht so klingen: "Mein Mann Russe, ich Deutsch!"
Lieber demark,
eine Reinheit der Sprache hat es nie gegeben und wird es nie geben. Die Sprache ändert sich im Laufe der Zeit, erst kam Latein dazu, dann überstzte Luther die Bibel ins Schriftsdeutsche, dann war es vornehm im Französischen zu parlieren, dann Englisch und zum Schluß kommt Chinesisch, weil dieses Land die meisten Einwohner hat und wirtschaftlich sehr Stark ist. Jeder Dritte ist ein Chinese. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
demark
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@ renegat,
Ich weiß natürlich, dass es Pampelmusen gibt, :wink: aber auf den Flaschen steht nun mal Grapefruit! Für mich mit Betonung auf den i ! :!:
Es mag schon sein, dass alteingesessene Ossis wie ich von englischen Eindeutschungen nicht viel halten.
Zu deiner Beruhigung sei erwähnt, dass ich im Studium die Fachbereiche "Technisches Englisch" und "Technisches Russisch" gelernt habe, was eine erhöhte Form des Schulenglisch ist. Und da fällt einem auf, wie umständlich sich die Engländer und noch mehr die Russen ausdrücken.
Das Wort Schleudergussverfahren beanspruchte im russischen Fachbuch übersetzt zwei Buchzeilen.

Dass es mit der Globalisierung eine übergreifende Internationalisierung der Sprache geben wird, ist mir klar.
Wer´s braucht.
Aber der Kamm schwillt mir bei solchen Abstürzen, wenn es z. B heißt, dass etwas "gehändelt" wurde. Man sollte so einen Schwachsinn nicht auch noch grammatisch eindeutschen.
Sonst wird der Philosoph Hegel noch zum Erfinder der Hegelnadel. :lolno: :lolno:
Renegat
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demark hat geschrieben:Dass es mit der Globalisierung eine übergreifende Internationalisierung der Sprache geben wird, ist mir klar.
Wer´s braucht.
Aber der Kamm schwillt mir bei solchen Abstürzen, wenn es z. B heißt, dass etwas "gehändelt" wurde. Man sollte so einen Schwachsinn nicht auch noch grammatisch eindeutschen.
Ist "händeln" ein Anglizismus? Kenne ich aus dem englischen gar nicht.
Klingt eher wie eine Weiterentwicklung von handeln.
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Triton
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Doch, Händel lebte lange Zeit in England :lol:
"Handle with care" kennt wohl jeder, der schon mal ein paar Pakete zugeschickt bekommen hat.

Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, viele Anglizismen werden so selbstverständlich werden wie Hobby. Oder sagt noch jemand "Steckenpferd"?

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
Renegat
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Triton hat geschrieben:Doch, Händel lebte lange Zeit in England :lol:
"Handle with care" kennt wohl jeder, der schon mal ein paar Pakete zugeschickt bekommen hat.
Klar, da hast du recht, bin ich nicht drauf gekommen.
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dieter
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Triton hat geschrieben:Doch, Händel lebte lange Zeit in England :lol:
"Handle with care" kennt wohl jeder, der schon mal ein paar Pakete zugeschickt bekommen hat.

Die Zeit lässt sich nicht zurückdrehen, viele Anglizismen werden so selbstverständlich werden wie Hobby. Oder sagt noch jemand "Steckenpferd"?

Beste Grüße
Joerg
Lieber Joerg,
die Anglizismen sind heute so häufig, wie früher die franz. Sprache hier bevorzugt wurde, jede Epoche hat eben seine bevorzugte Sprache, in der sich das Bürgertum pflegte auszudrücken. :wink:
Was Du nicht willst, dass man Dir tu, das füg auch keinem Andern zu.
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