Wie entsteht der Gewinn?

Unternehmen, Verbraucherschutz, Konjunktur

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Titus Feuerfuchs
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Karlheinz hat geschrieben:
An Titus Feuerfuchs:
Ich entschuldige mich dafür, dass ich den Namen falsch geschrieben habe.[...]
Kein Problem, sowas kann passieren.

Karlheinz hat geschrieben: Ansonsten bitte ich um Verständnis dafür, dass ich eine Diskussion nicht endlos fortsetzen möchte, wenn ich merke, das sie sich ständig im Kreise dreht und keine neuen Argumente kommen.
Das ist natürlich dein gutes Recht, so wie es mein gutes Recht ist, meine Schlüsse daraus zu ziehen. :)
MfG,
Titus Feuerfuchs
Babylon5
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Karlheinz hat geschrieben:
Babylon5
Kleine Frage- kennst du irgendjemanden, der sich auch nur annähernd so verhält? Ich nicht. (Homo ökonomicus).
Nein, kenne ich nicht. Aber soweit ich es verstanden habe, ist dies auch lediglich ein Idealtypus, eine theoretische Konstruktion, genauso wie der homo politicus, der homo sociologicus usw. Der reale Mensch weicht immer mehr oder weniger stark von diesem Idealtypus ab. Langfristig glaubt man aber, dass der Mensch sich rational entsprechend seinem Budget und seiner persönlichen Nutzenmaximierung verhält. Ein gänzlich irrationales Verhalten führt letztlich zur Selbstzerstörung des Individuums oder zu einer Reaktion der Gesellschaft, etwa bei einer völlig überschuldeten Person.
Allerdings glaube ich auch nicht, dass uns diese Theorie behilflich ist, wenn wir versuchen den Gewinn zu erklären. Ich tendiere da doch mehr zu der klassischen Arbeitswerttheorie.
Im Gegenteil. Arbeit erklärt den Gewinn eigentlich nicht.
Aber vielleicht sollten wir erst einmal klar definieren, über welche Art Gewinn wir reden. Reden wir über den gesamtwirtschaftlichen Gewinn? Den Gewinn eines einzelnen Unternehmens? Oder den Gewinn eines Individuums?
Denn nach der strengen Theorie ist Gewinn der Teil des Nutzens, der die Kosten um mehr als Null übersteigt.

Und ich glaube auch nicht, daß die Menschen sich wirklich rational verhalten... auch nicht langfristig...
ehemaliger Autor K.

Babylon5
Allgemein wird Gewinn definiert im Zusammenhang mit einer Unternehmung und ist

Gewinn = Erlöse – Kosten

Gewinn ist der in Geld (Preisen) ausgedrückte Überschuss des Verkaufspreises einer Ware entweder über ihren Einkaufspreis oder über die Summe der Löhne und der Preise der Waren, die als Produktionsvoraussetzungen für die Herstellung dieser Ware gekauft wurden.

Wird der Gewinn eingesetzt zum Zwecke neuer Gewinnerzielung spricht man von Investition. Auf gesamtgesellschaftlicher Ebene erscheint diese Art von Gewinnverwendung als Wachstum einer Volkswirtschaft oder Zunahme des BIP.

Bei einer Person, die nur konsumiert, sprechen wir hingegen nicht von Gewinn. Der Nutzen ist eine theoretische Konstruktion, die sich anders als Geld, nicht quantifizieren lässt. Gemäß der Theorie ist idealerweise bei rationalem Verhalten der maximale Gesamtnutzen gleich dem maximalen Budget. Bei dem Maximum gibt es aber keinen Überschuss. Gewinn ist nur vorhanden, wenn der Output quantitativ größer ist als der Input. Gemäß der Grenznutzentheorie kann bei dem Privatkonsumenten der Input aber nicht größer als der Output sein, sondern allenfalls gleichgroß. Üblicherweise spricht man bei Konsumenten auch nicht vom Gewinn, sondern tut dies nur im Zusammenhang mit Betrieben.

Auf den ersten Blick könnte man vielleicht glauben, der Gewinn entsteht einfach durch einen Aufpreis, dem man dem Preis, zu dem man eine Ware gekauft hat, vor dem Weiterverkauf hinzufügt. Insofern aber jeder Verkäufer auch Käufer ist, kann angenommen werden, dass dieser Aufschlag auch von dem Verkäufer gezahlt werden muss, der seine Preise in dieser Weise erhöht. Insofern hätten wir es lediglich mit Umverteilungen zu tun. Dann ist allerdings das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft unerklärlich, denn hier handelt es sich nicht um Rechenspielereien, sondern um reales Wachstum. Die Arbeitswertlehre und die Neoklassik bieten dann eben die zwei verschiedenen Erklärungsansätze an, um diesen scheinbaren Widerspruch zu lösen.
Babylon5
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Karlheinz hat geschrieben:
Allgemein wird Gewinn definiert im Zusammenhang mit einer Unternehmung und ist

Gewinn = Erlöse – Kosten

Gewinn ist der in Geld (Preisen) ausgedrückte Überschuss des Verkaufspreises einer Ware entweder über ihren Einkaufspreis oder über die Summe der Löhne und der Preise der Waren, die als Produktionsvoraussetzungen für die Herstellung dieser Ware gekauft wurden.
Ähem, Karlheinz, nur so nebenbei- ich komme aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Ist zwar schon ein paar jahre her, daß ich die Uni verlassen habe, aber an einiges erinnere ich mich noch. :)

Du meinst also den betriebswirtschaftlichen Gewinn, den du aber mit Volkswirtschaftlichen Erklräungsmodellen zu erklären versuchst. Das hat mich ein wenig verwirrt. Ich denke nämlich nicht, daß du diesen Widerspruch zwischen Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft so einfach auflösen kannst. Betriebs- und Volkswirtschaft verfolgen unerschiedliche Ziele, und das ist das große Dilemma auch der heutigen Zeit.
Eine Volkswirtschaft muss danach trachten, allen ihren Mitgliedern ein Leben zu einem angemessenen Standard zu ermöglichen und muss zusehen, daß sie Ungerechtigkeiten zwischen den Mitgliedern ausgleicht.
Betriebswirtschaftlich geht es um Gewinnmaximierung, wobei der einzelne Unternehmer u.U. bereit ist, diese Gewinnmaximierung auf Kosten der anderen Mitglieder des Wirtschaftskreislaufs voranzutreiben, was aber den Interessen einer Volkswirtschaft wieder zuwiderläuft.

Von daher bezweifle ich, daß volkswirtschaftliche Denkmodelle dazu taugen, einen betriebswirtschaftlichen Gewinn zu erklären...
Karlheinz hat geschrieben:Auf den ersten Blick könnte man vielleicht glauben, der Gewinn entsteht einfach durch einen Aufpreis, dem man dem Preis, zu dem man eine Ware gekauft hat, vor dem Weiterverkauf hinzufügt. Insofern aber jeder Verkäufer auch Käufer ist, kann angenommen werden, dass dieser Aufschlag auch von dem Verkäufer gezahlt werden muss, der seine Preise in dieser Weise erhöht. Insofern hätten wir es lediglich mit Umverteilungen zu tun. Dann ist allerdings das Wirtschaftswachstum einer Volkswirtschaft unerklärlich, denn hier handelt es sich nicht um Rechenspielereien, sondern um reales Wachstum. Die Arbeitswertlehre und die Neoklassik bieten dann eben die zwei verschiedenen Erklärungsansätze an, um diesen scheinbaren Widerspruch zu lösen.
Was hier in der Erklärung fehlt sind die ganzen Faktoren, die sich nicht in monetären Größen messen lassen. Es scheint so, als wäre der betriebswirtschaftliche Unternehmer im Stande, einen Teil dieser immateriellen Wirtschaftsgüter in monetäre Größen umzuwandeln. Damit wächst die Wirtschaft scheinbar, verursacht aber an anderer Stelle wieder kosten.

Ich will mal ein umstrittenes Beispiel bringen- Die Fraport (Frankurterflughafengeselleschaft) wächst und erzielt Gewinne. Die ganze region weist ein recht hohes Wirtschaftswachstum aus. Ein teil dieses Wachstums wird aber dadurch begründet, daß die Flughafenvergrößerung zu einer ungeheuren Lärmbelastung für die Anwohner geführt hat. Die sind jetzt gezwungen (und bekommen es auch teilweise bezahlt), in den Lärmschutz ihrer Häuser zu investieren. Sie bezahlen Bauarbeiter, materialien und dergleichen mehr- und die Wirtschaft wächst.
Ob der Wohlstand der Gesellschaft dadurch gewachsen ist, sei jetzt einfach mal dahingestellt...
ehemaliger Autor K.

Babylon5
Ähem, Karlheinz, nur so nebenbei- ich komme aus dem Fachbereich Wirtschaftswissenschaften. Ist zwar schon ein paar jahre her, daß ich die Uni verlassen habe, aber an einiges erinnere ich mich noch.

Du meinst also den betriebswirtschaftlichen Gewinn, den du aber mit Volkswirtschaftlichen Erklräungsmodellen zu erklären versuchst. Das hat mich ein wenig verwirrt. Ich denke nämlich nicht, daß du diesen Widerspruch zwischen Betriebswirtschaft und Volkswirtschaft so einfach auflösen kannst. Betriebs- und Volkswirtschaft verfolgen unerschiedliche Ziele, und das ist das große Dilemma auch der heutigen Zeit.
Eine Volkswirtschaft muss danach trachten, allen ihren Mitgliedern ein Leben zu einem angemessenen Standard zu ermöglichen und muss zusehen, daß sie Ungerechtigkeiten zwischen den Mitgliedern ausgleicht.
Betriebswirtschaftlich geht es um Gewinnmaximierung, wobei der einzelne Unternehmer u.U. bereit ist, diese Gewinnmaximierung auf Kosten der anderen Mitglieder des Wirtschaftskreislaufs voranzutreiben, was aber den Interessen einer Volkswirtschaft wieder zuwiderläuft.

Von daher bezweifle ich, daß volkswirtschaftliche Denkmodelle dazu taugen, einen betriebswirtschaftlichen Gewinn zu erklären...
Pardon, aber irgendwo habe ich das schon geahnt, da du dich sehr gut in dieser Materie auskennst. Tatsächlich gibt es ja diesen Widerspruch zwischen VWL und BWL. Das wird auch in der Ausbildung deutlich, weil BWL häufig als praxisorientierte Anwendungslehre begriffen wird und VWL mehr als Theorie. VWL soll zwar allen dienen, war in der Vergangenheit aber trotzdem meistens parteiisch. Schon die Merkantiklisten interessierten sich nur für die Schatzkammer des Königs, die Neoklassiker und Neoliberalen machen sich in erster Linie Sorgen um die Unternehmergewinne. Wie sagte der frühere amerikanische Präsident Nixon: Wenn es General Motors gut geht, dann geht es ganz Amerika gut. Ganz so einfach ist das aber nicht.
In der Mikroökonomie versucht man aus gesamtwirtschaftlichen Faktoren heraus den Unternehmergewinn zu erklären und unterscheidet sich dadurch von der BWL, die nur den einzelnen Betrieb im Auge hat. Ob die Mikroökonomie als Erklärungsansatz für den Gewinn ausreicht, das wage ich zu bezweifeln.
Was hier in der Erklärung fehlt sind die ganzen Faktoren, die sich nicht in monetären Größen messen lassen. Es scheint so, als wäre der betriebswirtschaftliche Unternehmer im Stande, einen Teil dieser immateriellen Wirtschaftsgüter in monetäre Größen umzuwandeln. Damit wächst die Wirtschaft scheinbar, verursacht aber an anderer Stelle wieder kosten. .

Das ist in der Tat ein sehr wichtiger Gesichtspunkt. Bei dieser Gelegenheit möchte ich kurz etwas von Robert Kennedy zitieren, Sätze, die er kurz vor seiner Ermordung 1968 an der Harvard University gesagt hat:

"[...] Wir können die Seele unserer Nation weder durch den Dow Jones Index, noch durch die nationale Leistung anhand des Bruttosozialproduktes messen. Denn das Bruttoinlandsprodukt umfasst die Verunreinigung der Luft und Krankenwagen, die das Blutbad auf unseren Autobahnen wegräumen. Es beinhaltet die Schlösser für unsere Türen und die Gefängnisse für jene Menschen, die diese aufbrechen. Das Bruttoinlandsprodukt umfasst die Zerstörung der Redwoods und den Tod des Lake Superior. Es wächst mit der Produktion von Napalm und nuklearen Sprengköpfen. [...] Es enthält die Ausstrahlung von Fernsehprogrammen, die Gewalt verherrlichen, um unseren Kindern Spielzeug zu verkaufen. Und während das Bruttosozialprodukt dies alles beinhaltet, gibt es doch viel, was es nicht umfasst. Es ist ungeeignet für die Gesundheit unserer Familien, die Qualität ihrer Ausbildung oder die Freude ihres Spielens. Es beinhaltet weder die Schönheit unserer Poesie, noch die Stärke unserer Ehen, noch die Intelligenz unserer öffentlichen Debatte oder die Integrität unserer Amtsträger [...] das Bruttosozialprodukt misst weder unseren Verstand noch unseren Mut, weder unsere Weisheit, noch unser Mitgefühl [...]. Es misst kurz gesagt alles, außer dem, was das Leben lebenswert macht."

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