Wie kam das Geld in die Welt?

Unternehmen, Verbraucherschutz, Konjunktur

Moderator: Barbarossa

ehemaliger Autor K.

Eine beliebte Scherzfrage lautet: Wer hat eigentlich das Geld erfunden, wieso hat er es so ungleich verteilt und warum gibt es so wenig davon? Wenn wir in die Geschichte zurückgehen, können wir diese Fragen beantworten.

Aber zunächst einmal vorweg: Damit Geld entsteht, müssen drei Bedingungen erfüllt sein: Arbeitsteilung, voneinander unabhängige Produzenten und Warenaustausch. Wir wollen das einmal verdeutlichen.

Der arme Robinson Crusoe brauchte auf seiner Insel kein Geld, weil er alles selbst produzierte. Keine Arbeitsteilung, keine Handelspartner, kein Warenaustausch. Auf Neuguinea sieht dies schon anders aus. Die Bewohner an der Küste leben vom Fischfang, die Bewohner im Landesinneren bestreiten ihren Lebensunterhalt mit Ackerbau. Einmal in der Woche tauschen sie ihre Überschüsse aus. Hier sind alle Voraussetzungen für die Geldwirtschaft im Prinzip erfüllt: Arbeitsteilung (Fischfang und Ackerbau), voneinander unabhängige Produzenten (Fischer und Bauern) und Warentausch( Fische gegen Agrarprodukte). Doch die Menschen brauchen kein Geld. Aufgrund jahrhunderterlanger Erfahrung wissen sie, wie viele Fische man gegen Feldfrüchte tauschen kann. Das ändert sich aber, wenn sich die Arbeitsteilung vertieft, es mehr Produzenten und mehr Waren gibt.


Versetzen wir uns in eine Kleinstadt im antiken Griechenland. Dort begegnen wir drei Händlern die ausrufen: „Tausche Leinen gegen Salz! Salz gegen Speerspitzen! Oliven gegen rote Perlen!“ Wenn nun aber die Besitzer des Salzes nicht Leinen , sondern rote Perlen wollen, wenn die Perlenbesitzer weder Leinen, noch Salz oder Oliven brauchen, kommen alle diese Tauschgeschäfte nicht zustande. Man braucht also ein Äquivalent, das selbst eine Ware ist und gegen alle anderen Waren austauschbar ist. Ein solches Zirkulationsmittel nennt man Geld. Dafür nahm man schon bald Edelmetalle, Gold oder Silber. Geld ist nicht nur Zirkulationsmittel, sondern im Geld können alle anderen Waren ihren Wert ausdrücken. Es ist also auch Maß der Werte. Auch wer gar nichts verkaufen will, kann seinen Besitz jetzt messen und in Geldeinheiten ausdrücken. Man kann Geld auch aufbewahren und zu einem späteren Zeitpunkt benutzen. Geld ist also Zirkulationsmittel, Maßstab der Werte und dient zur Schatzbildung. Schon im Altertum verbreitete sich diese praktische Neuerung, ohne die kein Handel möglich war.

Woher kam nun das Edelmetall? Gold und Silber existieren nicht überall. Man fand es in der Antike vor allem in Ägypten, Kleinasien, Spanien, Rumänien, südlich von Athen in den Silberminen von Laurion. Immer gehörten die Bergwerke mächtigen Herrscher, die die Bodenschätze mit Sklaven und Fronarbeit fördern ließen. Wollte man diese Metalle haben, musste man sie ihnen abkaufen. Deshalb wurden überall in der Antike im Mittelmeerraum Waren produziert und diesen Herrschen angeboten. Diese bezahlten die Produkte dann mit Edelmetall. So ergoss sich im Austausch ein ständiger Strom von Gold und Silber aus den Minen in die Warenzirkulation.

Man brauchte also Waren, um an Geld zu kommen. Die meisten Menschen lebten damals jedoch am Rande einer kläglichen Subsistenzwirtschaft und konnten nichts anbieten. Doch es gab schon früher Aristokraten, die über große Ländereien, Sklaven, abhängige Bauern und Handwerker verfügten. Diese konnte Produkte anbieten und wenn sie es nicht selber taten, beauftragten sie damit dritte Personen, Händler. Ungleicher Besitz führte somit zu unterschiedlichem Einkommen. Die Besitzunterschiede vertieften sich alsbald, da einige Händler oder Aristokraten kein Glück hatten, sie wurden überfallen, ausgeraubt oder ihre Produkte fanden keinen Gefallen. In Athen mussten zum Beispiel die Bauern ihre Abgaben in Geld entrichten und nicht mehr in Naturalien. Doch auf dem Markt schwankten ständig die Preise und manchmal reichte es nicht, um die Pacht zu bezahlen. Nun kam es zu dem Phänomen der Verschuldung. Sie liehen sich zu hohen Zinsen Geld. Konnten sie dies später nicht zurückbezahlen, verloren sie ihren Besitz. Die Geldverleiher wurden reich, die Bauern arm. Erst die Reformen von Solon konnten diesen verhängnisvollen Prozess stoppen.

Die Fundstätten für Edelmetall waren nicht unerschöpflich, die Förderung sehr schwierig, die Menge des verfügbaren Goldes und Silber blieb daher stets begrenzt. Es gab noch kein entwickeltes Kreditwesen und keinen Staat, der Papiergeld hätte in Umlauf bringen können, um die Geldmenge auszudehnen. Somit blieb die Warenzirkulation an die Metallmenge gebunden.

Da Gold zum Maßstab aller Werte wurde, entfaltete es scheinbar aus sich selbst heraus eine magische Wirkung. Wer einen Sack Birnen besitzt, hat nur Birnen und sonst nichts. Wer Gold hat, besitz theoretisch aber alle Waren, die man für Geld kriegen kann. Diese wird lediglich begrenzt durch die Geldsumme. Je größer sie ist, desto mehr kann man kaufen. Niemand käme auf die Idee, riesige Mengen Birnen anzuhäufen, bei Gold ist dies aber anders. Doch diese Eigenschaft entspringt nicht dem Gold selbst, sondern Gold entfaltet seine Wirkung nur dann, wenn es Arbeitsteilung, unabhängige Produzenten und Warenaustausch gibt. Ist dies nicht gegeben, ist es nur ein hübsch schimmerndes Metall.
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Triton
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Für mich ist Gold kein Geld, auch wenn es sprachlich sehr nahe ist. Geld war nur ein Anspruch, eine Forderung nach Gold. Ein Äquivalent für Edelmetall.
Die gesamte Menge Gold auf der Erde soll nicht mehr als ein Tennisfeld ausmachen, das 40 Meter in die Höhe ragt. Erst die Knappheit macht Gold so attraktiv. Geld dagegen ist heute nur noch Zahlen in Computern der Banken, erschaffen durch ein paar Anschläge auf einer Tastatur.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Für dich mag Gold kein Geld sein, für die Menschen im Altertum war es dies schon, davon zeugen die vielen Goldmünzen. Tja, und wenn man Geld mal so eben schnell auf einer Tastatur im Computer in einer Bank erzeugen könnte. Die Zusammenhänge sind schon noch ein wenig komplizierter.

Die Entstehung des Geldes, die verschiedenen Formen, die es annehmen kann und der Zusammenhang mit dem realwirtschaftlichen Bereich ist ein ziemlich komplexes Thema. Wir haben hier an der Universität hervorragende Dozenten über Geldtheorie. Ich hatte mich früher auch eingehender mit diesem Thema beschäftigt und die verschiedenen Theorien dazu eingehender studiert, ausgehend von den Merkantilisten bis hin zu den modernen Theoretikern und gelegentlich besuche ich auch noch Vorlesungen bei meinen Kollegen, wenn mich verschiedene Aspekte besonders interessieren. Es gibt auch hervorragende wissenschaftliche Literatur zu diesem Thema.
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Triton
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Gold ist ein Zahlungsmittel, weil es knapp und begehrt ist, es ist ein Wert an sich. Man kann daraus zum Beispiel wunderschönen Schmuck anfertigen. In Teilen Asiens ist es heute noch üblich, zum Kauf von Immobilien Goldbarren auf den Tisch zu legen. Echte Werte werden gegen echte Werte getauscht.

Geld dagegen ist, ohne das Vertrauen darin, wertlos. Es besitzt keinen inneren Wert. Erst das Vertrauen, gegen Geld reale Werte eintauschen zu können, macht es zu einem Zahlungsmittel.

Banken können im Giralgeldschöpfungsprozeß gegen die Überlassung einer Sicherheit Geld dadurch erschaffen, in dem sie den vereinbarten Kreditvertrag einfach dem Konto des Kreditnehmers gutschreiben. Ein einfacher Buchungsvorgang "Forderung an Verbindlichkeit". Dadurch wird Giralgeld geschöpft, was bis auf die umlaufende Geldmenge, unser gesamtes Geld ausmacht.

Beste Grüße
Joerg
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Triton hat geschrieben:Gold ist ein Zahlungsmittel, weil es knapp und begehrt ist, es ist ein Wert an sich. Man kann daraus zum Beispiel wunderschönen Schmuck anfertigen. In Teilen Asiens ist es heute noch üblich, zum Kauf von Immobilien Goldbarren auf den Tisch zu legen. Echte Werte werden gegen echte Werte getauscht.

Geld dagegen ist, ohne das Vertrauen darin, wertlos. Es besitzt keinen inneren Wert. Erst das Vertrauen, gegen Geld reale Werte eintauschen zu können, macht es zu einem Zahlungsmittel.

Banken können im Giralgeldschöpfungsprozeß gegen die Überlassung einer Sicherheit Geld dadurch erschaffen, in dem sie den vereinbarten Kreditvertrag einfach dem Konto des Kreditnehmers gutschreiben. Ein einfacher Buchungsvorgang "Forderung an Verbindlichkeit". Dadurch wird Giralgeld geschöpft, was bis auf die umlaufende Geldmenge, unser gesamtes Geld ausmacht.

Beste Grüße
Joerg
Na also, prima. Gold hatte einen Wert weil es
a.) Selten war
b.) Zu seiner Gewinnung ein hoher Aufwand betrieben wurde, den man vergütet bekommen wollte. (Wie schwierig die Gewinnung ist, weiß jeder Goldwäscher)
Gold hat zwei Wertformen:
a.) Einen Gebrauchswert (z.B. Schmuck)
b.) aber gleichzeitig auch einen Tauschwert (ist Zahlungsmittel, also Geld)
Die Inka benutzten Gold als Gebrauchswert (Schmuck). Die Spanier haben es ihnen geraubt, den ganzen Schmuck eingeschmolzen, daraus Goldbarren erstellt und später Münzen geprägt. Sie waren nur an dem Tauschwert des Goldes interessiert.
Im Prinzip konnte früher jedes Gut, das selten war und einen Gebrauchswert besaß, auch als Geld benutzt werden. Deshalb gab es auch die verschiedensten „Währungen“. Elfenbein in Teilen Afrikas, Kupfer teilweise im Mittelmeerraum, Salz in Teilen Asiens, Rinder (Rupien) in Indien.(Die waren zwar nicht so selten, galten aber als Tauschmittel)
Es stellen sich natürlich verschiedene Fragen für die historische Forschung. Wie bildete sich ein einheitlicher Goldpreis? Nicht überall war Gold gleich selten, in manchen Gegenden war es schwierig zu fördern, in anderen nicht. Um Gold quantitativ zu messen, ging man vom Gewicht aus. In Lydien prägte man im 7. Jahrhundert vor Christi zum ersten Mal Münzen aus Gold mit einer Silberbeimischung. Grundlage der Bemessung bildete das Gewicht des Goldes. Der Wert einer Münze sollte ihr Gewicht ausdrücken. In anderen Orten der Antike übernahm man dieses Prinzip. Jeder Kaufmann, der Gold oder Silber besaß, konnte es in seiner Stadt zu einer Münze prägen lassen. Aber überall benutzte man unterschiedliche Gewichtsmaße. Um nun eine Münze aus Athen mit einer Münze aus Lydien zu vergleichen, musste man sie wiegen, um den Gold-oder Silbergehalt exakt festzustellen. So bildete sich dann ein Wechselkurs heraus. Das viele Währungen auch später noch nach ehemaligen Gewichtseinteilungen benannt waren (z.B. Pfund) ist kein Zufall.
Manchmal wurden Münzen gefälscht, in dem man zum Beispiel Kupfer beimischte. Um so etwas zu verhindern, wurde beispielsweise im Römischen Reich unter Konstantin dem Großen eine einheitliche Goldmünze geprägt, der sogenannte Solidus. Der aufgeprägte Wert entsprach dem Goldgewicht. (Daher noch heute das Wort „solide“).
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Triton
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Die wohlbekannte "Mark" ist auch eine Gewichtseinheit.

Beste Grüße
Joerg
"Tatsachen schafft man nicht dadurch aus der Welt, in dem man sie ignoriert." (Aldous Huxley)
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Peppone
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Triton hat geschrieben:Die wohlbekannte "Mark" ist auch eine Gewichtseinheit.

Beste Grüße
Joerg
Das Pfund ja auch. Viele Währungsbezeichnungen gehen auf Gewichtseinheiten zurück, weil gan, ganz früher eben der Wert eines Tauschmittels abgewogen wurde - siehe das "Hacksilber" im frühmittelalterlichen Europa...

Beppe
sari
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Peppone hat geschrieben:
Triton hat geschrieben:Die wohlbekannte "Mark" ist auch eine Gewichtseinheit.

Beste Grüße
Joerg
Das Pfund ja auch. Viele Währungsbezeichnungen gehen auf Gewichtseinheiten zurück, weil gan, ganz früher eben der Wert eines Tauschmittels abgewogen wurde - siehe das "Hacksilber" im frühmittelalterlichen Europa...

Beppe
Das "Pfund" stammt übrigens vom karolingischen Pfund ab, die Karolinger hatten ihr eigenes Münzsystem zurückgehend auf Karl den großen,der festlegte, dass aus 1 Pfund Silber exakt 240 Pfennige zu prägen sind sowie dass 1 Schilling 12 Pfennige wert sein musste.
(Quellen: http://www.numispedia.de/Karolingisches_M%FCnzsystem
http://www.btn-muenzen.de/Muenzen-samme ... gen/Pfund/ )

Kann mir jemand eine Quelle oder einen Beleg für die Mark als Gewichtseinheit nennen?
wagenknechthein
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Registriert: 02.03.2018, 11:34

Ich beschaeftige mich jeden Tag um Geld und fuer mich war das hochinteressant, danke!
mariuszfliegner
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Registriert: 02.03.2018, 11:43

Also am Anfang war ja der Tauschhandel. Weil das aber etwas umständlich war und auch kompliziert (Bauer wollte einen Topf, musste aber dann erst mit 3-XXX Leuten Gegenstände eintauschen, bis er etwas hatte, was der Töpfer noch haben wollte) Deswegen kamen diese Gewichte zum Einsatz.
Paul
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Wohnort: Mittelhessen an der Loganaha

Eine Voraussetzung für die Geldwirtschaft war, das der Bauer den Topf nicht mehr selbst brennen wollte. Es mußte für ihn lohnender gewesen sein lieber etwas anderes zu machen z.B. eine neue Scheune zu bauen. Die Schmiede erzielten mit der Verarbeitung erst von Kupfer/ Bronze und dann Eisen mehr Ertrag, als alles andere selbst herzustellen. Sie konnten auch Eisenrohlinge und Armbänder als Geld in Umlauf bringen. Glaser brachten die beliebten Glasperlen als Kleingeld in Umlauf. Die Eisenrohlinge konnte man auch zu Kleingeld zerhacken. Salz war auch beliebtes Geld.
viele Grüße

Paul

aus dem mittelhessischen Tal der Loganaha
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