Ralph hat geschrieben:...Aber mich würde deine Meinung zu Demokratie und Glauben interessieren
Ok, ist aber ein kompliziertes Thema - deshalb ein etwas längerer Text:
Demokratie und Religion
Bei meinen Ansichten stütze ich mich auf die Grundrechte, die im Grundgesetz manifestiert sind. Zum Thema Religion findet man dort folgendes:
Artikel 3, Abs. 3 besagt: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."
Und in Artikel 4 heißt es:
"(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
..."
Das heißt also, wenn niemand wegen seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf, dann darf aber auch der Glaube bzw. die Religion oder die politischen Anschauung (also auch als Atheist) selbst nicht benachteiligt oder bevorzugt werden.
Gehen wir soweit konform?
Denkt man die Artikel des Grundgesetzes zu Ende, dann ergibt sich daraus folgendes:
Insofern kann es also auch keine Religion geben, die als Teil einer "Leitkultur" oder ähnliches gelobt wird. Alle Religionen müssen die gleichen Rechte erhalten. Insofern halte ich auch die durch das Finanzamt eingezogene Kirchensteuer für grundgesetzwidrig und müßte entweder für alle Religionen gelten oder abgeschafft werden. Da jedoch die Trennung von Kirche und Staat gilt, ist die Abschaffung der Kirchensteuer zu favorisieren. Die Kirchen und alle anderen Glaubnsgemeinschaften können sich genauso gut über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanzieren.
Natürlich gebe ich dir Recht, wenn du sagst, für eine lange Zeit hat vor allem das Christentum unsere Geschichte geprägt. Und: "Geschichte prägt Gegenwart..." So gibt es zweifellos zahlreiche Einflüsse des Christentums in unseren Gesetzen, Traditionen, Kultur usw.
Was aber, wenn eine Religion für das Leben der Menschen immer unwichtiger wird, weil immer mehr Menschen "vom Glauben abfallen"?
Dann beginnt eine neue Epoche und diese neue Epoche hat mit der Trennung von Kirche und Staat eigentlich längst begonnen.
Ich als Atheist sehe das folgendermaßen:
Ich gehe davon aus, daß es jedem seine Privatsache ist, woran er glaubt oder eben nicht glaubt. Da das Grundgesetz für alle Bürger unseres Landes gleichermaßen gilt, sind auch die religiösen Verhaltensnormen der jeweiligen Religion Privatsache und damit zweirangig. Diese Zweitrangigkeit gilt sowohl für die christlichen Konfessionen, als auch für alle übrigen Religionen und sonstigen Weltanschauungen gleichermaßen. Diese Verhaltensnormen dürfen damit auch nicht im Widerspruch zum Grundgesetz stehen. Auch das öffentliche Zeigen des religiösen Bekenntnisses z. B. das Tragen eines Kruzifixes oder eines Kopftuches u. a. sind Privatsache.
Beispiel: Verbietet man das Tragen eines Kopftuches in einer Schule, dann muß das Verbot auch für das Kruzifix gleichermaßen gelten - und das ist meines Wissens auch so.
Auch ein Kruzifix an der Wand einer staatlichen Schule verstößt gegen das Gleichheitsgebot im Grundgesetz. Lediglich in einer kirchlichen Schule wäre das vertretbar.
Somit ist im Grunde auch die Diskussion zweirangangig, ob nun z. B. der Islam zu Deutschland gehört oder nicht. In Deutschland sind seit den 60er Jahren Menschen aus verschiedenen Nationen zunächst als Gastarbeiter eingewandert und haben sich dann jedoch auf Dauer hier angesiedelt. Diese Menschen haben z. T. andere politische und religöse Weltanschauungen, als die einheimische Bevölkerung, die im Zuge der Migration natürlich ebenfalls in unserer Gesellschaft integriert wurden.
In der Politik sind in einer pluralistischen Gesellschaft die Standpunkte natürlich sehr verschieden. Zwar gilt auch hier die Trennung von Kirche und Staat, dennoch lassen sich in die Ansichten der Politiker auch religiöse Einflüsse nicht vermeiden. Am deutlichsten wird das bei den Unionsparteien, die sich klar am christlichen Weltbild orientieren.
Dennoch gilt auch hier:
Niemand hat die Wahrheit für sich gepachtet und niemand ist unfehlbar.
Und dies gilt für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.
[quote="Ralph"]...Aber mich würde deine Meinung zu Demokratie und Glauben interessieren[/quote]
Ok, ist aber ein kompliziertes Thema - deshalb ein etwas längerer Text:
[u]Demokratie und Religion[/u]
Bei meinen Ansichten stütze ich mich auf die Grundrechte, die im Grundgesetz manifestiert sind. Zum Thema Religion findet man dort folgendes:
Artikel 3, Abs. 3 besagt: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."
Und in Artikel 4 heißt es:
"(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.
(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.
..."
Das heißt also, wenn niemand wegen seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf, dann darf aber auch der Glaube bzw. die Religion oder die politischen Anschauung (also auch als Atheist) selbst nicht benachteiligt oder bevorzugt werden.
Gehen wir soweit konform?
Denkt man die Artikel des Grundgesetzes zu Ende, dann ergibt sich daraus folgendes:
Insofern kann es also auch keine Religion geben, die als Teil einer "Leitkultur" oder ähnliches gelobt wird. Alle Religionen müssen die gleichen Rechte erhalten. Insofern halte ich auch die durch das Finanzamt eingezogene Kirchensteuer für grundgesetzwidrig und müßte entweder für alle Religionen gelten oder abgeschafft werden. Da jedoch die Trennung von Kirche und Staat gilt, ist die Abschaffung der Kirchensteuer zu favorisieren. Die Kirchen und alle anderen Glaubnsgemeinschaften können sich genauso gut über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanzieren.
Natürlich gebe ich dir Recht, wenn du sagst, für eine lange Zeit hat vor allem das Christentum unsere Geschichte geprägt. Und: "Geschichte prägt Gegenwart..." So gibt es zweifellos zahlreiche Einflüsse des Christentums in unseren Gesetzen, Traditionen, Kultur usw.
Was aber, wenn eine Religion für das Leben der Menschen immer unwichtiger wird, weil immer mehr Menschen "vom Glauben abfallen"?
Dann beginnt eine neue Epoche und diese neue Epoche hat mit der Trennung von Kirche und Staat eigentlich längst begonnen.
Ich als Atheist sehe das folgendermaßen:
Ich gehe davon aus, daß es jedem seine Privatsache ist, woran er glaubt oder eben nicht glaubt. Da das Grundgesetz für alle Bürger unseres Landes gleichermaßen gilt, sind auch die religiösen Verhaltensnormen der jeweiligen Religion Privatsache und damit zweirangig. Diese Zweitrangigkeit gilt sowohl für die christlichen Konfessionen, als auch für alle übrigen Religionen und sonstigen Weltanschauungen gleichermaßen. Diese Verhaltensnormen dürfen damit auch nicht im Widerspruch zum Grundgesetz stehen. Auch das öffentliche Zeigen des religiösen Bekenntnisses z. B. das Tragen eines Kruzifixes oder eines Kopftuches u. a. sind Privatsache.
Beispiel: Verbietet man das Tragen eines Kopftuches in einer Schule, dann muß das Verbot auch für das Kruzifix gleichermaßen gelten - und das ist meines Wissens auch so.
Auch ein Kruzifix an der Wand einer staatlichen Schule verstößt gegen das Gleichheitsgebot im Grundgesetz. Lediglich in einer kirchlichen Schule wäre das vertretbar.
Somit ist im Grunde auch die Diskussion zweirangangig, ob nun z. B. der Islam zu Deutschland gehört oder nicht. In Deutschland sind seit den 60er Jahren Menschen aus verschiedenen Nationen zunächst als Gastarbeiter eingewandert und haben sich dann jedoch auf Dauer hier angesiedelt. Diese Menschen haben z. T. andere politische und religöse Weltanschauungen, als die einheimische Bevölkerung, die im Zuge der Migration natürlich ebenfalls in unserer Gesellschaft integriert wurden.
In der Politik sind in einer pluralistischen Gesellschaft die Standpunkte natürlich sehr verschieden. Zwar gilt auch hier die Trennung von Kirche und Staat, dennoch lassen sich in die Ansichten der Politiker auch religiöse Einflüsse nicht vermeiden. Am deutlichsten wird das bei den Unionsparteien, die sich klar am christlichen Weltbild orientieren.
Dennoch gilt auch hier: [b]Niemand hat die Wahrheit für sich gepachtet und niemand ist unfehlbar.[/b]
Und dies gilt für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.