Reiseberichte

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Re: Reiseberichte

von Orianne » 09.12.2014, 13:50

Die Idee stammte von mir, ich las vor einem Jahr ein Buch über diese Gegend, dann hatten wir ein freies langes Wochenende, und wir beschlossen Riga zu besuchen, schnell via Internet einen Flug gebucht, und dann ab in die Stadt. Ich kann die Stadt empfehlen, es kam mir fast ein wenig wie in Zürich, es ist heimelig und es gibt viel zu sehen, z.B. das Schwarzhäuterhaus, das im Krieg zerstört wurde, und dann später von den Kommunisten dem Erdboden gleich gemacht wurde, nun steht es seit 1999 wieder, auch die Altstadt ist prächtig, eigentlich sind 3 Tage viel zu wenig um die Stadt zu entdecken. Die Preise für Kleider und Parfums fand ich jetzt nicht so niedrig, aber in der Schweiz, der Hochpreisinsel von Europa sind die Sachen ja noch teurer.

@Lia: Talinn wollen wir nächstes Jahr besuchen, da Du ja schon einmal da warst könntest Du vielleicht ein paar Tipps geben, das wäre nett:)

Das Schwarzhäupterhaus, leider war es schon relativ dunkel:

Bild

Re: Reiseberichte

von Lia » 08.12.2014, 20:21

Ralph hat geschrieben:Wie ist Riga denn so? Das hatte ich jetzt als Reiseziel so noch nie auf dem Schirm.
Orianne wird sicherlich ganz aktuell noch dazu schreiben.
Ich kann Dir aus länger zurück liegender Erfahrung nur sagen: Riga lohnt auch zwei Reisen, Tallinn ebenfalls.

Re: Reiseberichte

von Balduin » 08.12.2014, 20:01

Wie ist Riga denn so? Das hatte ich jetzt als Reiseziel so noch nie auf dem Schirm.

Re: Reiseberichte

von Orianne » 08.12.2014, 10:06

Letzten Winter waren mein Mann und ich in Riga für ein verlängertes Wochenende, viel haben wir gesehen, wir besuchten auch das Latvian Museum of War, wir waren im Museum alleine, dabei hatte es wirklich spannende Ausstellungsstücke, unten ein paar Bilder aus dem WWI und WWII, der Eintritt ist übrigens frei, solltet Ihr einmal Lettland besuchen:

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Re: Reiseberichte

von ehemaliger Autor K. » 04.09.2014, 14:04

Israel II - Der Steinewerfer von Bethlehem

Israel hat für den Reisenden den Vorteil, dass es nur ein kleines Land ist. Man kann alle Orte relativ schnell erreichen.
In Jerusalem steige ich in einen Bus Richtung Bethlehem. Er gehört einem arabischen Unternehmen und in ihm sitzen auch ausschließlich Araber. Es gibt ebenfalls einen israelischen Bus, das erfahre ich später. Ist aber eigentlich auch egal.

Bethlehem ist nur 10 km von Jerusalem entfernt und in wenigen Minuten erreichbar. 1984 machte diese Fahrt keine Probleme, heute ist es sehr viel schwieriger. Das Palästinensergebiet ist autonom, es gibt nun eine Grenze mit umfangreichen und langwierigen Kontrollen, durchgeführt von Israelis und Arabern. Israel hat inzwischen eine 8 m hohe Mauer gebaut, die das jüdische Kernland von dem Westjordanland trennt und die schwer zu überwinden ist. Vor der Autonomie konnten die Palästinenser ohne Probleme nach Israel einreisen und dort arbeiten, es gab keine Kontrollen. Das ist nun anders. Israel ist jetzt für sie Ausland, dorthin können sie nun nur mit besonderer Genehmigung. Die Fahrt von Jerusalem nach Bethlehem und umgekehrt war für sie selbstverständlich. Jetzt ist auch Jerusalem für sie gesperrt worden.

Grund für diese drastischen Einschränkungen war vor allem die zweite Intifada. Ab dem Jahre 2000 fuhren zahlreiche palästinensische Selbstmordattentäter nach Israel und sprengten sich dort in die Luft, in Supermärkten, Cafés, Diskotheken, in Bussen. Über 1.000 Israelis verloren in dieser Zeit ihr Leben. Seitdem es die Mauer gibt, hat es aufgehört. Ein Abkommen zwischen Ramallah und Jerusalem beendete 2005 offiziell die zweite Intifada.

Aber 1984 hatte noch nicht einmal die erste Intifada begonnen. Ihre ersten Anfänge konnte ich aber miterleben.
Der Bus hielt direkt vor der Geburtskirche, eine massive Basilika aus römischer Zeit, noch von der Mutter von Konstantin dem Großen in Auftrag gegeben. Das Bauwerk liegt am Rande der Stadt. Der Eingang ist schmal und winzig, die Pforte nur 1,50 m hoch. Früher sollen hier die arabischen Heerführer auf ihren Pferden in die Kirche geritten sein. Um dies zu verhindern, hat man die Tür teilweise zugemauert und drastisch verkleinert. Ich muss mich bücken und zwänge mich durch den Eingang. Das Kirchenschiff sieht gewaltig aus und von der Decke hängen prachtvolle Leuchter. Eine kleine Treppe führt hinab in die Geburtsgrotte. Dort soll Jesus geboren worden sein. In der Grotte steht eine prachtvolle Krippe und in ihr drin liegt eine hässliche Plastikpuppe. Kitschig, einfach scheußlich. Wer denkt sich das wohl aus?

In der Kirche wieder viele Touristen aus den USA. Diese Leute sind wohl besonders fromm, es wird ständig gesungen und laut gebetet. Überhaupt wimmelt es in Israel von amerikanischen Touristen, teilweise sind es Juden, teilweise besonders gläubige Christen der verschiedensten Konfessionen.

Ich habe die Nase voll und beschließe mir, Bethlehem näher anzusehen. Der Ort hat über 100.000 arabische Einwohner, von denen damals über 60% Christen waren. Deren Anteil ist inzwischen auf 15% gesunken, viele von ihnen zogen fort, meistens in die USA. An ihrer Stelle rückten Moslems nach. Heute ist der Ort viel größer als zu Jesus Zeiten.

Viel zu bieten hat er nicht. Eine große, breite Straße führt einmal durch ihn hindurch, macht dann eine Kurve und führt zurück zur Geburtskirche. Die meist zweistöckigen Häuser mit Flachdach waren wohl ursprünglich einmal weiß gewesen, jetzt bröckelt überall die Farbe, das weiß dunkelt ab und erscheint manchmal wie grau. Ich bin der einzige Tourist und das war wohl ein Fehler. Die Leute in den wenigen Geschäften und Passanten, die einfach nur so vor den Hauseingängen stehen und anscheinend nichts zu tun haben, sehen mich alle finster an. Junge, Junge, wenn Blicke töten könnten! Der Hass ist geradezu spürbar, am liebsten würden sie mich wohl umbringen. Sie glauben vielleicht, ich bin ein Siedler oder Soldat in Zivil.

Langsam wird es mir unheimlich. In einer Seitenstraße sehe ich einen Jungen, vielleicht zwölf Jahre alt, der mich böse anguckt. Und dann sehe ich es, er hat in seiner Hand einen Stein! Will er damit nach mir werfen? Damit ist nicht zu spaßen. Im Osten der Türkei, in den kurdischen Gebieten und im Iran hatten auch schon einmal Kinder mit Steinen nach mir geworfen. Das ist eine ernste Sache, verdammt gefährlich. Bevor er werfen kann, winke ich ihm zu: „Hello! I’m a tourist! Germany!“

Hat er das verstanden? Keine Ahnung. Er rührt sich nicht. Glücklicherweise kommen nun einige Erwachsene und ziehen ihn beiseite. Gott sei Dank! Das ist ja noch einmal gut gegangen.

Jetzt habe ich aber die Schnauze restlos voll von dieser Stadt. Der Geburtsort von Jesus ist alles andere als eine Heilsstätte.

Die erste Intifada, die so richtig erst 1987 begann, war ein Krieg der Kinder, die mit Steinen warfen. Der kleine Junge in Bethlehem war ein Art Pionier gewesen.
Mit dem nächsten Bus fahre ich sofort zurück nach Jerusalem.

Re: Reiseberichte

von ehemaliger Autor K. » 28.08.2014, 15:37

Israel 1984

Ich unterbreche einmal meine Berichte über die Fahrt nach Australien, da ich im Moment meine alten Aufzeichnungen darüber nicht finden kann. Da inzwischen aber so viel über Israel hier im Forum geschrieben wird, viele aber das Land vielleicht gar nicht kennen, möchte ich über meine erste Reise 1984 in diese Region schreiben. Vorher hatte ich nur die umliegenden „Feindstaaten“ kennen gelernt, wie Ägypten, Syrien etc. und war auch 1978 in die Wirren des libanesischen Bürgerkrieges geraten (darüber habe ich hier im Forum mehrmals berichtet), aber Israel kannte ich noch nicht. 1984 hatte ich dort beruflich zu tun und ein mit mir befreundeter jüdischer Geschäftsfreund lud mich ein, in seinem Land Urlaub zu machen. Die Gelegenheit nahm ich gerne wahr. Er stellte mir eine luxuriöse Vier-Zimmer-Wohnung in Tel Aviv zur Verfügung. Der Glückspilz besaß in der Stadt mehrere solcher Objekte. In Israel haben allerdings viele Familien Wohneigentum. Mietwohnungen sind seltener und sehr teuer.

Die Unterkunft lag zentral und man konnte den Strand und die Hauptstraßen bequem zu Fuß erreichen, was sich als günstig herausstellte, denn der Nahverkehr in Tel Aviv bestand nur aus Bussen, die ständig hoffnungslos überfüllt waren und manchmal keine weiteren Fahrgäste aufnahmen. Außerdem streikten die Fahrer öfters und überhaupt schien damals der Arbeitskampf eine Lieblingsbeschäftigung der Israelis zu sein. Dafür sorgten die mächtigen Gewerkschaften. Das Land war nicht gerade preiswert und es wütete eine Inflation. Der Schekel befand sich im freien Fall gegenüber dem Dollar und in den Lebensmittelgeschäften und Lokalen korrigierten sie laufend die Preise nach oben, die vorsichtshalber in Kreide auf Tafeln angeschrieben und deshalb leicht zu korrigieren waren. Ich gab die Umrechnerei in DM bald auf und kaufte einfach drauflos.

Tel Aviv ist sehr modern und ein angenehmer Ort. In den Straßen wogte das Leben und die Cafés waren ständig überfüllt. Wir hatten Anfang März und es war ziemlich kalt, nur ungefähr 10 Grad, doch trotzdem hielten sich viele Menschen am Strand auf, nur in Badehosen oder in Bikinis bekleidet und spielten mit Bällen. Die Jeunesse dorée stellte ihre Körper zur Schau. Gewöhnungsbedürftig waren die vielen Soldatinnen und Soldaten in Uniform und häufig mit Maschinenpistolen bewaffnet. Ein Volk in Waffen, ein modernes Sparta. Sonst war Tel Aviv eine ganz moderne Großstadt, sie erinnerte mich ein wenig an Alexandria oder Beirut.

Doch wirklich interessant sind andere Städte, z.B. Jerusalem, mit dem Bus in ca. 1 Stunde zu erreichen. Als ich zum ersten Mal dort hinfuhr, geriet ich in ein heftiges Schneegestöber und stapfte durch dicke Schneewehen in der heiligen Stadt umher. Jerusalem liegt ca. 750 m über Meereshöhe und es ist deutlich kälter als an der Küste. Ich besuchte einen Herrn Mayer, den ich aus Hamburg kannte, ein älterer Herr, der die älteste Buchhandlung von Jerusalem besitzt, sie befindet sich kurz vor der arabischen Altstadt, nicht weit von dem ehemaligen Mandelbaumtor entfernt, welches bis 1967 das arabische Jerusalem von dem neuen jüdischen Jerusalem trennte und von dem jetzt nichts mehr zu sehen ist. Herr Mayer redete nicht gerne über die Vergangenheit, ich habe ihn auch nicht danach gefragt. Wir unterhielten uns eigentlich auch nur über die jüngere deutsche Literatur. Er selbst bezeichnete sich stolz als „Jecke“, ein Spitzname für Juden aus Deutschland, die in Israel auffielen durch ihr angepasstes Benehmen. Immer ordentlich gekleidet, pünktlich, korrekt, autoritätshörig, eben richtige Deutsche, nur jüdischen Ursprungs. Jeckes soll heißen „Juden, die schwer von Begriff sind“. Die Jeckes konnten sich nur schwer an orientalische Lebensweisen anpassen und kamen lange in Israel nicht richtig zurecht.

Jerusalem besteht aus der jüdischen, sehr moderne Neustadt und der arabischen Altstadt, die von einer Mauer aus osmanischer Zeit umgeben ist und in die mehrere Tore hineinführen. Dazwischen liegt noch das Viertel der orthodoxen Juden, Mea Shearim. Dies besuchte ich als erstes und hier glaubt man sich zurückversetzt in die Zeit der europäischen Ghettos früherer Zeiten. Männer tragen schwarze Anzüge mit weißen Hemden, einen schwarzen Hut als Kopfbedeckung. Sie haben die typischen Ringellocken. Frauen sind meist in schwarze, lange Röcke mit Blusen gekleidet, die verheirateten tragen ein Kopftuch oder Perücke aus glattem Haarersatz. Allgemeine Verkehrssprache ist hier weiterhin Jiddisch.
Besucher sind hier nicht gerne gesehen und ich wurde misstrauisch beäugt. Zum Glück war ein Sauwetter, es schneite wie verrückt und ich wurde deshalb nicht weiter beachtet. Die Kopfbedeckung, die hier verlangt wird, ersparte ich mir, in dem ich mir die Kapuze von meinem Mantel über den Kopf zog.

Die eigentliche Attraktion ist die Altstadt, die in ein christliches, muslimisches, armenisches und jüdisches Viertel unterteilt ist. Sie bestehen aus vielen überdachten, engen Gassen mit zahlreichen Geschäften. Hier verspürt man den wahren Orient und kann sich in frühere Zeiten zurückversetzt fühlen. Zwar hatte ich ähnliche Städte schon gesehen, wie etwa Marrakesch oder Aleppo, aber Jerusalem war doch etwas Besonderes. Das farbenfrohe Gewimmel der Menschen in den Straßen, die seltsamen Gerüche, das hatte schon etwas. Viele fühlen sich hier wie verzaubert und einige bekommen das berüchtigte „Jerusalem-Syndrom“, sie halten sich plötzlich für Heilige oder für Christus.

Und die Stadt hat auch eine spirituelle Kraft, das verspürte sogar ich als Atheist. Die drei Weltreligionen prallen hier unmittelbar zusammen und ihre Heiligtümer liegen nur wenige hundert Meter auseinander. Ich besuchte den Tempelberg mit der Klagemauer, vor denen die Gläubigen unaufhörlich die Köpfe vor- und zurück bewegten. Direkt darüber befindet sich der Felsendom mit seiner goldenen Kuppel. Innen drin besah ich mir den mächtigen Felsbrocken, auf dem einst angeblich Abraham seinen Sohn Isaak opfern wollte und von dem aus Mohammed auf seinem Pferd für eine Nacht in den Himmel aufgestiegen sein soll. Das steht zwar nicht im Koran, wird aber von den Moslems geglaubt. Heute ist das Innere des Felsendoms für Nicht-Moslems gesperrt, ebenso die gegenüberliegende al-Aqsa-Moschee. Damals war das alles kein Problem, die Bauwerke zu besuchen.

In der Altstadt liegt auch die Via Dolorosa, der einstige Leidensweg von Jesus, der hier sein Kreuz trug und man kann die markierten Stationen seines früheren Weges bewundern, die deutlich markiert sind. Diesen Kreuzweg gehen ständig Pilgertrupps, ausgestattet mit Holzkreuzen und lauten Gesängen entlang. Die meisten kamen aus den USA.

Am Ende befindet sich die Grabeskirche, ein byzantinischer Kuppelbau, der angeblich über Golgatha, der Hinrichtungsstätte von Jesus, errichtet wurde. Heute ist die Grabeskirche in der Hand von sechs christlichen Konfessionen: Die Hauptverwaltung der Kirche haben die Griechisch-Orthodoxe, die Römisch-Katholische Kirche, vertreten durch den Franziskaner-Orden, und die Armenische Apostolische Kirche inne. Im 19. Jahrhundert kamen die Syrisch-Orthodoxe Kirche von Antiochien, die Kopten und die Äthiopisch-Orthodoxe Tewahedo-Kirche hinzu. Die Konfessionen sind untereinander erbittert verfeindet und kämpfen um jeden Fußbreit Boden. Zwei moslemische Familien, Nusseibeh und Joudeh, müssen seit den Tagen von Saladin dafür sorgen, dass sie sich nicht ständig bekriegen.

Das Innere der Kirche ist prunkvoll ausgestattet mit zahlreichen Leuchtern und Altären. Und was mich begeisterte: ständig fanden irgendwelche Gottesdienste statt. Ich besuchte deshalb die Versammlungen der Armenier, der Syrer usw. und lernte die verschiedensten Gottesdienste kennen. Besonders beeindruckten mich die Sprechgesänge und Liturgien der orientalischen Kirchen.

Während der vierzehn Tage in Israel hielt ich mich fast jeden Tag wenigstens einmal kurz in Jerusalem auf und kannte die Altstadt bald wie meine Westentasche. Sie ist unglaublich beeindruckend und eine der interessantesten Städte der Welt.

Auch hier war die militärische Präsenz von Israel erdrückend. Es wimmelte von Soldaten und die jungen Frauen und Männer der Armee benahmen sich oft ziemlich arrogant gegenüber den arabischen Einwohnern und die Älteren von denen verhielten sich häufig beschämend unterwürfig gegenüber den Israelis. Es handelte sich halt um Besatzungstruppen in einem feindlichen Land, das wurde sehr deutlich.

Eines Abends traf ich mich in Tel Aviv mit einem Herrn Landsberger, den ich in Hamburg kennen gelernt hatte. Er konnte mit einer interessanten Lebensgeschichte aufwarten. Während der Nazizeit wurde er von deutschen Familien in Hamburg versteckt und lebte jahrelang in Kellern und Trockenböden. Nach dem Krieg zog er nach Israel, wohnte lange Zeit in einem Kibbuz und verbrachte jetzt seinen Lebensabend eigentlich in Haifa, wo ich ihn später auch noch einmal besuchte. Wie die meisten Kibbuz Bewohner war er politisch links eingestellt und unterstützte die Arbeiterpartei, war auch noch aktiv in der Peace now Bewegung, die in den achtziger Jahren hunderttausende von Menschen auf die Straßen brachte. Allerdings war er durchaus skeptisch:

„Ein großer Teil der Demonstranten sind Soldaten. Sie demonstrieren im Urlaub oder in der Freizeit. Danach treten sie wieder ihren Dienst an und dann ist es vorbei mit dem Frieden.“ Heute spielt diese Bewegung kaum noch eine Rolle.
Ich erwiderte ihm, dass man auf die Araber auch nicht sehr vertrauen sollte. Ein halbes Jahr zuvor hatte ich Ägypten besucht und mein Eindruck war, dass die meisten Bewohner dort mit dem Camp David Abkommen nicht zufrieden sind. Es gibt nur deshalb keinen neuen Krieg, weil die Generäle zu faul sind, um Krieg zu führen. Sie bekommen jährlich ihren Scheck aus den USA und verprassen das Geld dann. Ein Krieg würde ihrem fröhlichen Lotterleben zu einem jähes Ende bringen.

„Das ist wohl so“, erwiderte er. „Nach dem Abkommen wurden die Grenzen geöffnet und viele Israelis sind nach Ägypten gefahren. Damals wurden wir dort begeistert empfangen. Das ist aber schon lange her. Inzwischen ist der Reiseverkehr zum Stillstand gekommen. Die beiden Völker mögen sich nicht. Viele meiner Landsleute verhielten sich allerdings auch ziemlich arrogant in Ägypten. Sie schimpften auf das primitive Leben und den Schmutz, den es dort überall gibt. Das nahm man ihnen übel, diese Herrenmentalität.“

Herr Landsberger ist leider schon Ende der neunziger Jahre gestorben.

(Teil II folgt).

Re: Reiseberichte

von dieter » 28.07.2014, 11:40

Spartaner hat geschrieben:
dieter hat geschrieben: in Ffm. sicherlich. In dem Odenwaldort Unter Ostern sicherlich nicht. Jeder kennt jeden eine ruhige Revölkerung. :wink:
Hallo Dieter , das kann ich bestätigen .ich hatte mal lange Zeit die Umgebung von Reichelsheim, Lindenfels und Michelstadt mein zu Hause genannt. :wink:
Lieber Spartaner,
deswegen haben wir auch seit 1987 unser Häuschen dort. :wink:

Re: Reiseberichte

von Lia » 27.07.2014, 23:02

Ruhige Bevölkerung wären wir hier auch, und im Prinzip passiert auf den Dörfern auch nicht allzu viel.
Eher unten in den Küstenorten, wo sich die Touristen aufhalten.
Trotzdem gibt es so etwas wie fingierte Unfälle oder Pannen. Was mich mal davon abhielt, auf der B 76 anzuhalten, abends, im Dunkeln, als es nach Unfall aussah und jemand winkte, weiß ich nicht. Ich fuhr auf den nächsten Hof, man rief die Polizei- und ich war tatsächlich einer Falle entgangen.
War mal eine Zeit lang ( nicht nur hier) eine Masche...

Re: Reiseberichte

von Spartaner » 27.07.2014, 19:06

dieter hat geschrieben: in Ffm. sicherlich. In dem Odenwaldort Unter Ostern sicherlich nicht. Jeder kennt jeden eine ruhige Revölkerung. :wink:
Hallo Dieter , das kann ich bestätigen .ich hatte mal lange Zeit die Umgebung von Reichelsheim, Lindenfels und Michelstadt mein zu Hause genannt. :wink:

Re: Reiseberichte

von Lia » 27.07.2014, 18:50

Nichts gegen Nordhessen, war öfter mal dort Freunde, besuchen und uralte Wurzeln meiner Familie mütterlicherseits liegen dort.
Heile Welt ist dort nur leider auch nicht mehr, allenfalls ein bisschen heiler als in den Ballungsgebieten und inzwischen auch hier.

Re: Reiseberichte

von dieter » 27.07.2014, 10:03

Conzaliss hat geschrieben:Ich wundere mich immer noch darüber, wie vertrauensselig die Menschen in Nordhessen sind. Aber vielleicht habe ich zu lange im Rhein-Main-Gebiet gelebt. Dort wurden tagsüber reihenweise Wohnungen aufgebrochen...
Lieber Conzaliss,
ist uns in Frankfurt/M. auch schon passiert. Aber die Nordhessen sind bessere Menschen, da ist die Welt noch in Ordnung. :wink: :mrgreen: (Vorsicht, Ironie)

Re: Reiseberichte

von Lia » 27.07.2014, 00:08

Solche miesen Tricks wurden und werden auch in Deutschland gespielt- und nicht nur von Ausländern. Weiß ich ledider aus eigener Erfahrung.
In Südfrankreich ist allerdings gerade Hochsaison für Straßenräuber-Banden, hier für geschickte Ablenkungsmanöver am Strand und Taschendiebe.
Reisebericht:
Heute einmal mehr Travemünde- gab einige ganz reizvolle Kontraste zwischen Hanseschiff, der Passat,, modernem Kreuzfahrtschiff, auslaufenden Ro-Ro-Fähren und Jollenseglern. Ergibt immer ganz lustige Fotos, und Landratten stockt manchmal der Atem, wenn im engen Fahrwasser der Trave kein Platz mehr zu sein scheint.
Morgen geht es mit meinem jungen Gast auf See- leider mit zu wenig Wind, wie es scheint. Wird auch für mich eine neue Erfahrung,
denn diese Schüssel ist mir leicht suspekt. Von Eleganz keine Spur...
http://www.hanseschiff-luebeck.de/index.php/hanseschiff
An so ziemlich alles, was Segel hat, gewöhnt, wird das etwas ganz Neues. :mrgreen:
Vor allem, weil man Schläge segeln kann, die zu Zeiten, als wir von Travemünde aus Richtung Fehmarn oder Dänemark segelten, verboten und gefährlich waren.
" Sie nähern sich der Staatsgrenze der Deutschen Demokratischen Republik, bitte ändern Sie ihren Kurs!"

Re: Reiseberichte

von dieter » 26.07.2014, 14:38

Orianne hat geschrieben:
dieter hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Neuerdings sitzt ein Motorradfahrer neben der Strasse und mimt den Verletzten, wenn man hält und aussteigt, dann plündern seine Komplizen das Auto aus. Lieber der Polizei anrufen!
Danke, liebe Orianne für diese Auskunft. :) Habe sowas in Deutschland noch nicht erlebt. :roll:
Das kann überall passieren denk an den Schengen Raum von Polen bis nach Portugal freie Bahn!
Liebe Orianne,
in Ffm. sicherlich. In dem Odenwaldort Unter Ostern sicherlich nicht. Jeder kennt jeden eine ruhige Revölkerung. :wink:

Re: Reiseberichte

von Orianne » 26.07.2014, 10:34

dieter hat geschrieben:
Orianne hat geschrieben:Neuerdings sitzt ein Motorradfahrer neben der Strasse und mimt den Verletzten, wenn man hält und aussteigt, dann plündern seine Komplizen das Auto aus. Lieber der Polizei anrufen!
Danke, liebe Orianne für diese Auskunft. :) Habe sowas in Deutschland noch nicht erlebt. :roll:
Das kann überall passieren denk an den Schengen Raum von Polen bis nach Portugal freie Bahn!

Re: Reiseberichte

von dieter » 26.07.2014, 10:28

Orianne hat geschrieben:Neuerdings sitzt ein Motorradfahrer neben der Strasse und mimt den Verletzten, wenn man hält und aussteigt, dann plündern seine Komplizen das Auto aus. Lieber der Polizei anrufen!
Danke, liebe Orianne für diese Auskunft. :) Habe sowas in Deutschland noch nicht erlebt. :roll:

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