Christliche Kultur / christliche Werte - heute noch zeitgemäß?

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Re: Islamistische Terroranschläge in Frankreich - Ausnahmezustand

von Barbarossa » 23.04.2017, 19:07

Ruaidhri hat geschrieben:Stolz im Übermaß tut selten gut, mal gar nicht, wenn andere Menschen dadurch herabgesetzt werden. Preußische Bescheidenheit gilt doch als Tugend.Stolz ist mir zumeist fremd, wenn es nicht eigene Leistungen sind. Übermut: Kann ich mich nicht von freisprechen, Eitelkeit in Maßen, ich achte schon auf mein Äußeres, akzeptiere aber Falten und weißes Haar wieder als hart erarbeitete Makel.
Geiz und Habgier halte ich im Gegensatz zur Sparsamkeit zwar nicht für eine Todsünde, aber für eine Crux in der heutigen Welt, in der sich zuviel ums Haben dreht.
Da stimme ich dir grundsätzlich zu, aber durch den Profit entsteht in der freien Wirtschaft auch Innovationsfähigkeit.
,,Übermut tut selten gut'', lautet schon ein Sprichwort. Bescheidenheit ist eine preußische Tugend. Ich bin eigentlich auch bescheiden. Insofern passt das schon.
Auf sein Äußeres zu achten, aber dabei nicht zu übertreiben (wie mit Lifting oder Botox etc.), ist eigentlich normal und würde ich nicht der Eitelkeit zuordnen. Erst die genannten Übertreibungen machen aus meiner Sicht die Eitelkeit aus.
Ruaidhri hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Nur wer reich ist, kann sich auch ein ausschweifendes Leben leisten.
Nö, dasgeht auch ohne viel Geld.
Meinst du? Ich weiß nicht...
Ein ausschweifendes Leben ist doch vor allem ein Leben in großem Luxus. Und dafür braucht man viel Geld. Oder kennst du andere Beispiele?
Ruaidhri hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Und ich kann auch missgünstig sein, nämlich dann wenn jemand ein schönes Leben in Wohlstand führt, während er anderen Menschen ganz offensichtlich schlechtes getan hat. Demjenigen gönne ich auch sein persönliches Glück nicht. Da kann ich sogar sehr missgünstig sein.
Das hängt dann oft genug wieder mit der Habgier zusammen, die sicherlich dann schlecht ist, wenn andere dadurch leiden- und so ist das wohl auch gemeint.
Nicht nur. Das trifft für mich z. B. genauso auf notorische Denunzianten zu. Das hat dann nicht unbedingt immer etwas mit Habgier zu tun.
Ruaidhri hat geschrieben: Neid und Missgunst grundsätzlicher Art sehe ich in unserer Gesellschaft inzwischen zutiefst eingeprägt, ganz gleich, wie der andere zu einem angeblich beseren Leben gelangt ist, und sei es durch harte Arbeit. Neid und Missgunst sind beliebte Einsätze im politischen Spiel, und ein Grund, warum ich Deutschland oft nicht mag, ist das ewige "nicht gönnen können".
Da hast du recht. Diese Neiddiskussionen haben wir sehr oft hier in Deutschland. Und die kommen oft selbst dann auf, wenn die anderen gar keinen Vorteil davon hätten, wenn diejenigen dann weniger hätten, auf die man gerade neidisch ist.
Ruaidhri hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Jähzorn (Wut, Rachsucht):
Wütend zu sein ist Sünde? Wer mir etwas schlechtes tut, auf den bin ich meines erachtens zu recht wütend. Und wer bei mir den Bogen überspannt, den verzeihe ich mein ganzes Leben lang nicht. Will ich dann auch nicht mehr verzeihen. Ich halte das auch gerechtfertigt und ich verstehe jeden, der das genauso sieht.
Gefährlich, weil so oft subjektiv und mit weitreichenden Folgen, wenn das ganze Gruppen betrifft.
Ja, aber eigentlich geschieht das längst und wird allgemein als legitim angesehen. So z. B. bei den Nazis/Neonazis: Darf man denen jemals verzeihen, was sie getan haben? Offensichtlich ja nicht. Und selbst Neonazis, die sich abgewendet haben, haben es noch schwer bei der Resozialisierung.
Und bei den SED-Stasischergen sehe ich persönlich das genauso. (mein Paradebeispiel)
Ruaidhri hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben:Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens)
Da ist die egoistische Faulheit, Trägheit gemeint, die anderen die Lasten auferlegt.
...
Ok, da gehe ich voll und ganz mit. Das würde man ja heute mit Schmarotzertum übersetzen.
Das schließt aber die Feigheit nicht mit ein. Da verweise ich dann auf meinen Einwand - s. o.

Re: Islamistische Terroranschläge in Frankreich - Ausnahmezustand

von Ruaidhri » 23.04.2017, 16:46

Stolz im Übermaß tut selten gut, mal gar nicht, wenn andere Menschen dadurch herabgesetzt werden. Preußische Bescheidenheit gilt doch als Tugend.Stolz ist mir zumeist fremd, wenn es nicht eigene Leistungen sind. Übermut: Kann ich mich nicht von freisprechen, Eitelkeit in Maßen, ich achte schon auf mein Äußeres, akzeptiere aber Falten und weißes Haar wieder als hart erarbeitete Makel.
Geiz und Habgier halte ich im Gegensatz zur Sparsamkeit zwar nicht für eine Todsünde, aber für eine Crux in der heutigen Welt, in der sich zuviel ums Haben dreht.
Barbarossa hat geschrieben:Nur wer reich ist, kann sich auch ein ausschweifendes Leben leisten.
Nö, dasgeht auch ohne viel Geld.
Barbarossa hat geschrieben:Neid (Eifersucht, Missgunst):
Da wird es interessant. Eifersucht (zwischen Lebenspartnern z. B.) halte ich dann für legitim, wenn sie gerechtfertigt ist - wenn also ein Partner tatsächlich fremd geht. Dann ist das eine natürliche Reaktion.
Einverstanden, wennn es denn berechtigt ist.
Barbarossa hat geschrieben:Und ich kann auch missgünstig sein, nämlich dann wenn jemand ein schönes Leben in Wohlstand führt, während er anderen Menschen ganz offensichtlich schlechtes getan hat. Demjenigen gönne ich auch sein persönliches Glück nicht. Da kann ich sogar sehr missgünstig sein.
Das hängt dann oft genug wieder mit der Habgier zusammen, die sicherlich dann schlecht ist, wenn andere dadurch leiden- und so ist das wohl auch gemeint. Neid und Missgunst grundsätzlicher Art sehe ich in unserer Gesellschaft inzwischen zutiefst eingeprägt, ganz gleich, wie der andere zu einem angeblich beseren Leben gelangt ist, und sei es durch harte Arbeit. Neid und Missgunst sind beliebte Einsätze im politischen Spiel, und ein Grund, warum ich Deutschland oft nicht mag, ist das ewige "nicht gönnen können".
Barbarossa hat geschrieben:Jähzorn (Wut, Rachsucht):
Wütend zu sein ist Sünde? Wer mir etwas schlechtes tut, auf den bin ich meines erachtens zu recht wütend. Und wer bei mir den Bogen überspannt, den verzeihe ich mein ganzes Leben lang nicht. Will ich dann auch nicht mehr verzeihen. Ich halte das auch gerechtfertigt und ich verstehe jeden, der das genauso sieht.
Gefährlich, weil so oft subjektiv und mit weitreichenden Folgen, wenn das ganze Gruppen betrifft.
Barbarossa hat geschrieben: Ich halte das auch gerechtfertigt und ich verstehe jeden, der das genauso sieht.
Mag sein,obwohl ich da sehr anders ticke und äußerst selten lebenslänglich verteile. Rachsucht allerdings kenne ich zwar,  rächen tue ich mich seltenst.
Barbarossa hat geschrieben:Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens)
Da ist die egoistische Faulheit, Trägheit gemeint, die anderen die Lasten auferlegt.
 Ob es denn strafbare Todsünden sind, bezweifle ich auch, dass dahinter jedoch eine deutliche  und immer wieder mal notwendigeMahnung steht, nicht nur dem Ego zu folgen und andere dabei zu schädigen, ist im Grunde klar und auch richtig. Ähnliche Mahnungen, Verhaltensregeln gibt ebenso aus nicht- biblischen, nicht kirchlichen Ursprüngen. Nur weil etwas daher stammt, muss es nicht schon im Grundsatz falsch sein.

Re: Islamistische Terroranschläge in Frankreich - Ausnahmezustand

von Barbarossa » 23.04.2017, 16:00

Ruaidhri hat geschrieben:
Barbarossa hat geschrieben: was in der christlichen Lehre als die ,,sieben Todsünden'' angesehen wird, kann man heute nur noch lachen. Das passt einfach nicht in unsere Zeit.
Wieso eigentlich nicht? Ein bisschen weniger sündigen könnte der Gesellschaft nicht schaden, mal ganz nüchtern betrachtet. :angel: Ohne die Angstmacherei und Erpressbarkeit, die die Kirche damit verbindet. Aus eigenem Entschluss dahin zu kommen, dass Hochmut, Geiz und Habgier, Wollust, Jähzorn, Völlerei, Neid und Eifersucht sowie Faulheit nicht so die beste Basis fürs gedeihliche Zusammenleben sind, kann man allerdings auch ohne Kirche kommen- und letztlich stehen dahinter auch durchaus weltliche Erkenntnisse und- ab bestimmten Grenzen- Gesetze.
...
Ok, dann gehe ich diese sogenannten Todsünden einmal durch:

- Hochmut (Stolz, Eitelkeit, Übermut):
Zählt da auch der Nationalstolz dazu? Ich bin jemand, dem Begriffe wie Patriotismus und Nationalstolz durchaus etwas bedeuten. Das lasse ich mir auch nicht schlechtreden. Und ja, ich bin auch gern auf etwas stolz, was ich persönlich geschafft und gut gemacht habe. Das soll ,,Sünde'' sein? 
Eitelkeit und Übermut gehören hingegen nicht zu meinen Charaktereigenschaften.

- Geiz (Habgier):
Wenn das ,,Sünde'' ist, dass sind eigentlich alle Superreichen dieser Welt geradezu davon zerfressen. 
Und ab wann ist Sparsamkeit schon Geiz? Sparsam versuche ich auch zu sein und ich spende auch nicht, weil ich nichts zu verschenken habe. 
(Oh, ich schlimmer Sünder...)

- Wollust (Ausschweifung, Genusssucht, Begehren):
Nur wer reich ist, kann sich auch ein ausschweifendes Leben leisten. Ich unterstelle sogar, dass die meisten von denen das tun.

- Jähzorn (Wut, Rachsucht):
Wütend zu sein ist Sünde? Wer mir etwas schlechtes tut, auf den bin ich meines erachtens zu recht wütend. Und wer bei mir den Bogen überspannt, den verzeihe ich mein ganzes Leben lang nicht. Will ich dann auch nicht mehr verzeihen. Ich halte das auch gerechtfertigt und ich verstehe jeden, der das genauso sieht.

- Völlerei (Gefräßigkeit, Maßlosigkeit, Selbstsucht):
Davon halte ich auch nichts. Aber so ein bisschen spielt das auch in die Wollust hinein, oder? Ich glaube, ich könnte da jetzt nicht so genau trennen.

- Neid (Eifersucht, Missgunst): 
Da wird es interessant. Eifersucht (zwischen Lebenspartnern z. B.) halte ich dann für legitim, wenn sie gerechtfertigt ist - wenn also ein Partner tatsächlich fremd geht. Dann ist das eine natürliche Reaktion. 
Und ich kann auch missgünstig sein, nämlich dann wenn jemand ein schönes Leben in Wohlstand führt, während er anderen Menschen ganz offensichtlich schlechtes getan hat. Demjenigen gönne ich auch sein persönliches Glück nicht. Da kann ich sogar sehr missgünstig sein.

- Faulheit (Feigheit, Ignoranz, Trägheit des Herzens)
Das sind sicher keine guten Charaktereigenschaften. Aber Feigheit und auch Ignoranz entstehen oft durch Angst. In totalitären Staaten sind sie wahrscheinlich sogar bei der großen Mehrheit der Bevölkerung anzutreffen. Kann man denen das dann übel nehmen? 

Islamistische Terroranschläge in Frankreich - Ausnahmezustand

von Ruaidhri » 22.04.2017, 15:54

Weiterführung der Diskussion von einem anderen Thema:
Islamistische Terroranschläge in Frankreich - Ausnahmezustand

[Mod.]
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Barbarossa hat geschrieben: was in der christlichen Lehre als die ,,sieben Todsünden'' angesehen wird, kann man heute nur noch lachen. Das passt einfach nicht in unsere Zeit.
Wieso eigentlich nicht? Ein bisschen weniger sündigen könnte der Gesellschaft nicht schaden, mal ganz nüchtern betrachtet. :angel: Ohne die Angstmacherei und Erpressbarkeit, die die Kirche damit verbindet. Aus eigenem Entschluss dahin zu kommen, dass Hochmut, Geiz und Habgier, Wollust, Jähzorn, Völlerei, Neid und Eifersucht sowie Faulheit nicht so die beste Basis fürs gedeihliche Zusammenleben sind, kann man allerdings auch ohne Kirche kommen- und letztlich stehen dahinter auch durchaus weltliche Erkenntnisse und- ab bestimmten Grenzen- Gesetze.
Und wieder nicht ein Neu-Zuwanderer, sondern ein Franzose. Gewiss nehme ich keine Islamisten in Schutz, dazu habe zu viele vor mir, die von der Mörderbande gequält wurden.
Wer Frankreich etwas besser kennt, weiß, dass das das Problem nicht zuletzt ebenso hausgemacht ist wie so manches andere im Land. Gestern auf 3sat gab es sehr gute Analysen zum Nachbarn im Westen.
inwieweit das Einfluss auf die Wahlen haben wird, bleibt spannend. Spannender denn je als bei einer Wahl in Frankreich, und wenn, was zu hoffen ist, le Pen spätetens die Stichwahl verliert, heißt das dennoch, dass sowohl innerfranzösische Reformen als auch ein Umdenken in der EU unabdingbar sind.q

Re: Christliche Kultur

von Angelrose » 14.04.2012, 11:23

Ich denke es ist normal mal gibts ne zeit da ist der glaube wichtig mal nicht. Ich denke Grundwissen warum feiertage ect sollte schon noch vorhanden sein sonst ist es mir an sich wurst, soll jeder das glauben oder eben nicht glauben

Re: Christliche Kultur

von Lady Boleyn » 13.04.2012, 23:23

Ehrlich gesagt, finde ich nicht, dass Religionsunterricht im Allgemeinen nicht auf öffentlichen Schulen gehört. Als Heranführung an verschiedenen Glaubensrichtungen wäre es fabelhaft, aber sonst bin ich der Ansicht, dass Religion privat ist und damit nicht an öffentlichen Schulen zu suchen hat.

Re: Christliche Kultur

von Barbarossa » 13.04.2012, 09:09

Übrigens:
Ich erlebe jetzt gerade etwas, wodurch ich zumindest deine Sorge um unsere Kultur vom Ansatz her nachvollziehen kann.
Es geht um meinen Sohn, der jetzt im Mai 15 Jahre alt wird und eigentlich auch Jugendweihe hätte. Jugendweihe ist die atheistische Entsprechung zur Konfirmation der Evangelischen Kirche bzw. der Firmierung der Katholischen Kirche.
Doch, völlig unverhofft, als ich ihn darauf ansprach, meinte er, er wolle gar keine Jugendweihe, weil er damit nichts anfangen könne. Ich, völlig perplex, erklärte ihm erst mal, was es so auf sich hat mit der Jugendweihe usw. usf. - doch ich konnte ihn nicht umstimmen und zwingen bringt ja nichts. Nun wird die Feier also ausfallen.
Ich muß zugeben, daß es irgendwie so gar nicht in mein Weltbild passt, daß ein (atheistischer) Jugendlicher keine Jugendweihe will. Immerhin ist mit diesem Ritual auch eine hübsche Summe Geld verbunden, die man von den Gästen der Feier erhält. Ich habe damals immerhin fast 500 O-Mark bekommen. Und die Lehrer fragten uns direkt danach, ob wir nun mit "Sie" angeredet werden wollen. Es blieben zwar alle beim "Du", aber die Option hätten wir gehabt, denn man wird ja durch die Jugendweihe "in den Kreis der Erwachsenen aufgenommen" - so heist es. Es handelt sich dabei um eine Tradition, die es nun auch bereits seit 160 Jahren gibt. Infos zur Jugendweihe: http://de.wikipedia.org/wiki/Jugendweihe

So hat mich der "Wandel der Zeit" nun auch "kalt erwischt". Das Traurige ist, wenn diese Tradition nun verschwindet, dann verschwindet sie ersatzlos.

Re: Christliche Kultur

von Barbarossa » 05.12.2011, 08:52

Ralph hat geschrieben:...Aber mich würde deine Meinung zu Demokratie und Glauben interessieren
Ok, ist aber ein kompliziertes Thema - deshalb ein etwas längerer Text:

Demokratie und Religion

Bei meinen Ansichten stütze ich mich auf die Grundrechte, die im Grundgesetz manifestiert sind. Zum Thema Religion findet man dort folgendes:

Artikel 3, Abs. 3 besagt: "Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden."

Und in Artikel 4 heißt es:

"(1) Die Freiheit des Glaubens, des Gewissens und die Freiheit des religiösen und weltanschaulichen Bekenntnisses sind unverletzlich.

(2) Die ungestörte Religionsausübung wird gewährleistet.

..."

Das heißt also, wenn niemand wegen seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden darf, dann darf aber auch der Glaube bzw. die Religion oder die politischen Anschauung (also auch als Atheist) selbst nicht benachteiligt oder bevorzugt werden.
Gehen wir soweit konform?

Denkt man die Artikel des Grundgesetzes zu Ende, dann ergibt sich daraus folgendes:
Insofern kann es also auch keine Religion geben, die als Teil einer "Leitkultur" oder ähnliches gelobt wird. Alle Religionen müssen die gleichen Rechte erhalten. Insofern halte ich auch die durch das Finanzamt eingezogene Kirchensteuer für grundgesetzwidrig und müßte entweder für alle Religionen gelten oder abgeschafft werden. Da jedoch die Trennung von Kirche und Staat gilt, ist die Abschaffung der Kirchensteuer zu favorisieren. Die Kirchen und alle anderen Glaubnsgemeinschaften können sich genauso gut über Mitgliedsbeiträge und Spenden finanzieren.

Natürlich gebe ich dir Recht, wenn du sagst, für eine lange Zeit hat vor allem das Christentum unsere Geschichte geprägt. Und: "Geschichte prägt Gegenwart..." So gibt es zweifellos zahlreiche Einflüsse des Christentums in unseren Gesetzen, Traditionen, Kultur usw.
Was aber, wenn eine Religion für das Leben der Menschen immer unwichtiger wird, weil immer mehr Menschen "vom Glauben abfallen"?

Dann beginnt eine neue Epoche und diese neue Epoche hat mit der Trennung von Kirche und Staat eigentlich längst begonnen.
Ich als Atheist sehe das folgendermaßen:

Ich gehe davon aus, daß es jedem seine Privatsache ist, woran er glaubt oder eben nicht glaubt. Da das Grundgesetz für alle Bürger unseres Landes gleichermaßen gilt, sind auch die religiösen Verhaltensnormen der jeweiligen Religion Privatsache und damit zweirangig. Diese Zweitrangigkeit gilt sowohl für die christlichen Konfessionen, als auch für alle übrigen Religionen und sonstigen Weltanschauungen gleichermaßen. Diese Verhaltensnormen dürfen damit auch nicht im Widerspruch zum Grundgesetz stehen. Auch das öffentliche Zeigen des religiösen Bekenntnisses z. B. das Tragen eines Kruzifixes oder eines Kopftuches u. a. sind Privatsache.
Beispiel: Verbietet man das Tragen eines Kopftuches in einer Schule, dann muß das Verbot auch für das Kruzifix gleichermaßen gelten - und das ist meines Wissens auch so.
Auch ein Kruzifix an der Wand einer staatlichen Schule verstößt gegen das Gleichheitsgebot im Grundgesetz. Lediglich in einer kirchlichen Schule wäre das vertretbar.
Somit ist im Grunde auch die Diskussion zweirangangig, ob nun z. B. der Islam zu Deutschland gehört oder nicht. In Deutschland sind seit den 60er Jahren Menschen aus verschiedenen Nationen zunächst als Gastarbeiter eingewandert und haben sich dann jedoch auf Dauer hier angesiedelt. Diese Menschen haben z. T. andere politische und religöse Weltanschauungen, als die einheimische Bevölkerung, die im Zuge der Migration natürlich ebenfalls in unserer Gesellschaft integriert wurden.

In der Politik sind in einer pluralistischen Gesellschaft die Standpunkte natürlich sehr verschieden. Zwar gilt auch hier die Trennung von Kirche und Staat, dennoch lassen sich in die Ansichten der Politiker auch religiöse Einflüsse nicht vermeiden. Am deutlichsten wird das bei den Unionsparteien, die sich klar am christlichen Weltbild orientieren.
Dennoch gilt auch hier: Niemand hat die Wahrheit für sich gepachtet und niemand ist unfehlbar.
Und dies gilt für alle Bereiche des gesellschaftlichen Lebens.

Re: Christliche Kultur

von Balduin » 04.12.2011, 22:02

Weil sich Ansichten und Einstellungen ändern. Man kann das ja nicht einfach übertragen. Aber mich würde deine Meinung zu Demokratie und Glauben interessieren

Re: Christliche Kultur

von Barbarossa » 04.12.2011, 20:05

Ralph hat geschrieben:Der Kirche kann man ja kaum vorwerfen, wie sie im Mittelalter/beginnende Neuzeit mit ihrer Macht umging...
Warum nicht?
Kirchliche Würdenträger (einschießlich dem Papst) haben gegen ihre eigenen höchsten Gebote verstoßen und haben selbst in Saus und Braus gelebt und haben Menschen auf den Scheiterhaufen gebracht. Das muß man als Barbarei verurteilen. Daß die Kirchen sich heute anders positionieren, liegt sicher auch am politischen Machtverlust und am Verlust an Gläubigen.
Es zieht heute nicht mehr, wenn jemand sagt:
Glaube an Gott und lebe nach den Geboten oder du kommst ins Fegefeuer oder gar in die Hölle.
Beides gibt es laut der Bibel nicht einmal.

Re: Christliche Kultur

von Balduin » 04.12.2011, 17:32

Der Kirche kann man ja kaum vorwerfen, wie sie im Mittelalter/beginnende Neuzeit mit ihrer Macht umging. Der christliche Glaube wirkte in Deutschland demokratiefördernd: Die NSDAP konnte in katholischen Landesteilen keine großen Stimmenerfolg erzielen (im Vgl. zum restl. Reich).
Die Mitglieder der Weißen Rose leisteten wegen ihrem Glauben Widerstand gegen die Nazis.

Kommunisten und Nazis bekämpften den Glauben der Menschen.

Re: Christliche Kultur

von Barbarossa » 03.12.2011, 19:13

Als die Kirche die meiste Macht besaß, bewies sie, wie Macht korrumpiert.
In der DDR war vor allem die Evangelische Kirche dagegen auf der Seite der Andersdenkenden. Nur unter dem Dach dieser Kirche konnten sich die ersten oppositionellen Gruppen bilden und wenn diese Gruppen nicht "zu laut" gegen den Staat protestierten und alles mit der Religionsfreiheit erklärbar war, dann hatte der Staat nur wenig Handhabe gegen ihre Aktionen. Aus diesem kirchlichen Rahmen heraus konnten sich dann auch die Oppositionsgruppen einschließlich der SDP gründen. Dies ist sehr beachtenswert und das muß man der Evangelischen Kirche zugute halten. Das weiß ich nun, seit ich mich mit dem Thema näher beschäftigt habe.
:wink:

Re: Christliche Kultur

von Guest » 03.12.2011, 00:32

Als Fortschritt mit seelsorgerischer Wirkung bis hin zu revolutionierender Energie hatte die christliche Religion großen gesellschaftlichen Bedarf unter den Zeitgenossen des Urchristentums. Diese waren in der großen Überzahl Sklaven und Gefangene des Römischen Reiches. Für diese ärmsten Geschöpfe der damaligen Zeit war der Tod eine Erlösung und der Eintritt ins Paradis. Dieses Trostpflaster war der "Strohhalm", der die tägliche Pein und Nichtswürdigkeit im Innersten erträglicher machte.
Dann kamen die Päpste. Päpste sind selbsternannte "Stellvertreter Gottes auf Erden".
Sie berufen sich auf eine im Stelle im Neuen Testament, wo Jesus dem Petrus sagt: "Du bist der Stein, auf dem ich meine Kirche bauen werde!"
In der Realität aber hat nicht Jesus, sondern Petrus und seine Nachfolger die Kirche aufgezogen.
Und diese Nachfolger haben die Religion zu einem Wirtschaftsunternehmen ausgebaut, wo sich Jesus im Heiligen Grab noch umdrehen würde.
Diese Religion verlor ihre revolutionäre Rolle sehr bald und für lange Zeit, weil sie den naturwissenschaftlichen Erkenntnissen hinterherhinkte, und namhafte Vertreter des Fortschritts ächtete und vernichtete.
Die christliche Lehre behielt im Mittelalter bis heute ihre neue Berechtigung als Disziplinierungsmittel und Ausbeutungsinstrument mit der Androhung der Hölle und deren Qualen. Diese Qualen wurden auf öffentlichen Hexenverbrennungen der Bevölkerung vor Augen geführt.
Es kam zu Geldsammlungen größeren Stiles (Tetzel), der Martin Luther u. a zum Protest gegen den Antichrist veranlasste. Mit der Folge, dass sich als Fortschritt die Vereinheitlichung der deutschen Sprache (Bibelübersetzung) herausbildete, das Bildungswesen (Katechismus) entstand, aber auch eine Glaubensspaltung entstand.
Das führte unter Jan Hus und Martin Luther zur Glaubensspaltung.

Die christliche Kirche ist auch in der Gegenwart nicht auf der Höhe der Zeit, der Ratzinger mit seinem teuflichen Blick ist gegen die Verhütung, gegen Abtreibung und will sich auch nicht ans Kreuz nageln lassen. :?:
Sein Urahne, der Petrus, war schlicht und arm mit einem Rock gekleidet. Und er wollte kopfunter ans Kreuz genagelt werden. ...
In welchem Faschingskostüm läuft denn der Ratzinger rum. Und ans Kreuz genagelt zu werden ist auch nicht sein Wunsch. Eher das Leben in Saus und Braus!
Seine Missionsreisen erinnern eher an Wahlkampfrummel aber nicht an Bekehrung.
Aber selbst kann erl sich sein Brot wohl nicht verdienen.

Re: Christliche Kultur

von Barbarossa » 02.12.2011, 01:28

Ein interessantes Thema, das du da aufgemacht hast. Ich habe gestern tatsächlich auch darüber nachgedacht, ob das ein eigenes Thema wert wäre. Ich hatte allerdings entschieden, daß der Bezug zu Gebetsräumen in Schulen auch passt. Aber nun gut, gehen wir jetzt allgemeiner auf die Rolle von Religionen in Deutschland ein.

Ich verstehe übrigens deine "Sorge" nicht ganz, daß der Glaube in Deutschland an Bedeutung verlieren könnte, weil immer mehr Menschen gar nicht an einen Gott glauben.

Ich sehe das mit dem Glauben so:
Religion bzw. der Glaube ist etwas, was sich in unserem Gehirn abspielt. Der Mensch ist von Natur aus neugierig. Das beginnt schon in frühester Kindheit und endet eigentlich nie. Nur so lernt er die Welt begreifen. Was ist aber mit Dingen, die er nicht versteht? Gerade in der Frühzeit des Menschen gab es besonders viele Dinge, die er nicht begreifen konnte - insbesondere Naturereignisse: Blitz und Donner, Ebbe und Flut, Tag und Nacht, Sonne und Mond usw. usf.
Solche Naturerscheinungen können wir erst seit relativ kurzer Zeit wissenschaftlich erklären.
Da man sie sich aber schon früher irgendwie erklären wollte - vielleicht um weniger Angst davor zu haben - blieb eben nur, "übernatürliche Kräfte" dafür verantwortlich zu machen: Götter.
Zunächst gab es in vielen Kulturen eine Vielzahl von Göttern. Jeder dieser Götter stellte meist eine Personifizierung von Naturereignissen dar.
Ähnlich ist es mit der Schaffung eines einzigen Gottes. Auch er ist eine Vorstellung von Menschen, die an Gott glauben, um Unerklärliches zu erklären, um Halt zu finden und auch um eine Norm von Verhaltensweisen der Glaubengemeinschaft zu schaffen. Ich habe auch kein Problem damit, wenn Menschen heute sagen, ihnen tut der Glaube gut - er bringt ihnen etwas. Das ist in Ordnung. Es ist jedem seine (Privat-)Sache, woran er glaubt.
Insgesamt halte ich es aber mit dem Satz "Glauben heißt nicht Wissen". Da wir uns aber zu einer Informations- und Wissensgesellschaft entwickeln, halte ich Religionen langfristig für ein Auslaufmodell. Die staatliche Verfassung hat längst neue Verhaltens- und Rechtsnormen geschaffen, an die sich nun jeder halten muß. Moralisches Handeln ist auch ohne den Glauben und ohne Kirche als moralische Instanz realisierbar. Ich halte die atheistische Gesellschaft für die Gesellschaft der Zukunft.
Da es heute jedoch eine Vielzahl von Glaubensrichtungen auch bei den Christen, aber auch viele weitere, noch unterschiedlichere Religionen sowie, vor allem in den östlichen Bundesländern, auch viele Atheisten gibt, ist eine strikte Trennung von Staat und Religionsgemeinschaften besonders wichtig. Niemand sollte seinen Glauben oder seinen Atheismus für das einzig richtige halten und andere für unwichtiger, sosehr er davon auch überzeugt ist. Toleranz und Respekt zwischen den Gruppen ist dabei für das Funktionieren der ganzen Gesellschaft unerläßlich.

Christliche Kultur / christliche Werte - heute noch zeitgemäß?

von Balduin » 01.12.2011, 22:23

In der Diskussion um islamische Gebete an deutschen Schulen wurde mir ein Umstand wieder bewusst, der mich in Sorge ob der Zukunft Deutschlands versetzt: Deutschland wird immer atheistischer.

Die Kultur Deutschlands geht maßgeblich auf das Christentum zurück - es hat unsere Geschichte wie keine andere Religion geprägt.

Wie wichtig empfindet ihr unser christliches Erbe für die weitere Entwicklung Deutschlands? Sollten christliche Werte in der Politik weiterhin bzw. wieder stärker verkörpert werden? Steht die CDU/CSU für dieses christliche Profil?
Warum wenden sich die Deutschen immer mehr vom Glauben ab?

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