Proseminar: Medien und Kommunikation in der Frühen Neuzeit
Referentin: Ch. St.                       

Zeitungen und Zeitschriften als Medien der Öffentlichkeit im 18. Jahrhundert

These: Im Zuge der Aufklärung entwickelte sich im 18. Jahrhundert in Ansätzen eine bürgerliche Öffentlichkeit. Wichtigstes Medium dieser Zeit waren die frühen Zeitungen und Zeitschriften.

1.) Forschungsproblematik:

  • Fortdauernder Streit um den Begriff der Zeitung
  • Die einen gehen aus von dem, was man heute unter einer Zeitung versteht, d.h. von der Tageszeitung. Andere lassen als Zeitungen auch die gedruckten Einzelzeitungen und die geschriebenen Zeitungen gelten.

 

2.) Zeitung

 

2.1.) Begriffsbestimmung:

  • Wort „Zeitung“ bedeutete Antwort, Bericht, Nachricht von einem Ereignis; erste =„Relation“ oder „Avisio“
  • Merkmale: Publizität, Aktualität, Universalität und Periodizität
  • Erscheinungsweise: zunächst wöchentlich, da sie vom Verkehrsplan der Reit- und Fahrposten abhängig war, die das Nachrichtenmaterial beförderten

 

2.1.) Geschichte:

  • Bereits zu Beginn des 17. Jahrhunderts konnten typische Merkmale aufweisen werden
  • Die Ältesten Schriften sind die Wochenblätter Relation (Straßburg, 1605) und die Avisio (Wolfenbüttel, 1609).
  • Zahl der Zeitungen nahm rasch zu, da erhöhtes Informationsbedürfnis infolge bzw. während des 30-jährigen Krieges
  • Die Zahl ist besonders im letzten Drittel stark angestiegen: Siebenjähriger Krieg, der Amerikanischer Unabhängigkeitskrieg und die Französische Revolution
  • Die erste Tageszeitung „ Einkommende Zeitung“, entstand 1660 in Leipzig (Hg.Timotheus Ritzsch)

 

2.2.) Inhalt:

  • Politische Ereignisse, militärische Aktionen vor allem im europäischen Ausland, innerstaatliche Verhältnisse und Veränderungen, Kriminalnachrichten usw.
  • Lokale Berichterstattung fehlte völlig; Nachrichten aus dem kulturellen Bereich finden erst Mitte des 18. Jahrhunderts Eingang in die Zeitungen.

 

2.3.)Erscheinungsbild:

  • Quartformat, zunehmend Ortsangaben, meistens 4 Seiten., Aneinanderreihung
  • Ende des 17. Jahrhundert stieg die Erscheinungsintervalle auf drei bis viermal die Woche

 

2.4.) Reichweite:

3 Mio. Leser von 25 Mio. Menschen in deutschem Raum (10 Leser pro Exemplar)

2.5.) Leserschaft:

Massenmedium, welches auch die unteren Bevölkerungsschichten erreichte
-> Laut Werner Faulstich lassen sich drei Typen feststellen: politische Zeitung, Intelligenzblatt, Wochenzeitung

3.) Das Intelligenzblatt und die Entstehung einer politischen Öffentlichkeit:

 

  • Staatliche Anzeigenblätter, in der erste Hälfte des 18. Jahrhunderts nach britischem und französischem Vorbild (lat. „intellegere“ = Einsicht nehmen)
  • Sprachen eine breitere Leserschaft an wie die politischen Zeitungen und waren schichtenübergreifend.
  • Es wurden schätzungsweise 1Mio. Leser erreicht.
  • 1722 erstes deutsche Intelligenzblatt; Titel „Wöchentliche Frag- und Anzeigungsnachrichten“.

Entwicklung und Wandlung des Intelligenzblattes:

1.) Reine Anzeigenblätter:

  • Inhalt: amtlichen Bekanntmachungen, Nachrichten und Berichten für Handel usw.
  • Das Intelligenzblatt hatte folgende Funktionen:
  • a.)Gewinnquelle, d.h. es war ein Mittel zur Ankurbelung von Warenverkehr und Arbeitsmarkt.
  • b.)Die Behörden nutzten diese Zeitung auch, um amtliche Nachrichten bekannt zu machen.
  • c.)Das Publikum sollte von den Nachrichtenzeitungen abgelenkt werden

2.) Das Intelligenzblatt als Organ der gemeinnützigen-ökonomischen Aufklärung:

  • Gelehrte und Professoren wurden verpflichtet, wissenschaftliche Artikel zu verfassen, Rubrik „Gelehrter Artikel“  (Alltagspraktisches, Bekanntmachung neuer Entdeckung und Erfahrung)
  • Neue Themen wurden aufgegriffen, wie z. B. ökologische Probleme, Anregungen der Leser, Stellungnahmen und Leserbriefe.

3.) Entwicklung zum Organ der Aufklärung:

  • In mehreren Intelligenzblättern Radikalisierung der Gesellschaftskritik gegen 1760
  • Später rücken gesellschaftliche Strukturfragen ins Zentrum der Diskussionen.
  • Viele Intelligenzblätter waren eine Art Forum. Übernahme der Aufgaben einer politischen Zeitung
  • Die Debatten des 18. Jahrhunderts gelangten auch noch in den kleinsten Ort


->  Zusammenfassen lässt sich sagen, dass die Intelligenzblätter sich im deutschen Sprachraum zu einem Netzwerk der Kommunikation verbanden. Mit ihm konnte sich eine Öffentlichkeit herausbilden, in der auch Grundfragen der feudalen Gesellschaft diskutiert wurden.

4.) Zeitschriften

 

4.1.) Begriffsbestimmung:

  • Eins der Merkmale Aktualität und Universalität ist nur abgeschwächt oder gar nicht vorhanden.
  • Entstehung einer großen Anzahl von Zeitschriften mit unterschiedlichen Schwerpunkten

-> Das 18. Jahrhundert wird oft als Jahrhundert der Zeitschrift bezeichnet.

5.) Moralische Wochenschriften:

  • Die Moralischen Wochenschriften spielt eine Schlüsselrolle beim Strukturwandel des Öffentlichen
  • Blütezeit dieses Zeitschriftentyps lag in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts
  • „Der Patriot“ mit zeitweise knapp 6000 Exemplaren einer der bekanntesten
  • Die Moralischen Wochenschriften wollten ein möglichst breites Publikum ansprechen.
  • Was war neu an den Moralischen Wochenschriften?
    • sie standen für ein neues Denken, das mit alten Vorurteilen aufräumt. Sie wollten die Gleichheit aller Menschen vermitteln.
    • Sie appellierten an Vernunft, Moral und Tugend. Der Aberglaube wurde zur Zielscheibe des Spotts.
  • Inhalt:
    • Keine politischen und wissenschaftliche Texte, sondern fiktive Briefe, Lieder, Gedichte, Erzählungen.
    • Veröffentlichung von anonymen Autoren
    • Gesellschaftskritik, Adelskritik, Kritik an den Mängeln des Erziehungs- und Bildungswesen und die notwendige Verbesserung der Stellung der Frau nehmen einen breiten Raum ein
  • Ziel: Belehrung durch Unterhaltung.

 

6.) Fazit:

Im 18. Jahrhundert veränderte sich die Medienlandschaft in Deutschland fundamental. Die Lesegewohnheiten der Menschen änderten sich dahingehend, dass sie sich auf laufende Neuerscheinungen, wie Zeitungen und Zeitschriften einstellen konnten. Sie verbreiteten die Ideen der Aufklärung und trugen so seit ihrer Entstehung entscheidend zur geistigen, kulturellen und sozialen Entwicklung bei. Die Zeitungen und Zeitschriften machten eine verstärkte Meinungsbildung im Volk möglich.

Literatur:

Böning, Holger: Das Intelligenzblatt. Dokumentation zu einer literarisch-publizistischen Gattung der deutschen Aufklärung, Bremen 1991
Koszyk, Kurt: Wörterbuch zur Publizistik, München 1969
Habernas, Jürgen: Strukturwandel der Öffentlichkeit, Darmstadt 1990
Fischer, Ernst: Von Almanach bis Zeitung. Ein Handbuch der Medien in Deutschland 1700-1800,              München 1999
Faulstich, Werner: Die bürgerliche Mediengesellschaft (1700-1830), Tübingen 2002

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