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In den Tagen von Ende Juni bis Anfang Juli 1934 zementierte Adolf Hitler seine Macht als Reichskanzler. Mit einer langvorbereiteten „Aufräumaktion“ gegen seine politischen Gegner konnte er das Fundament für den Umbau Deutschlands in den Führerstaat legen. Das im Volksmund „Nacht der langen Messer“ genannte Vorgehen richtete sich vor allem gegen die erstarkende Sturmabteilung (SA) unter Ernst Röhm. Dieser sah die SA als eigentliche Trägerin der nationalsozialistischen Bewegung und wollte mit der 4 Millionen Mitglieder umfassenden Miliz die Reichswehr ablösen. Dieser Machtanspruch wurde jedoch von Hitler nicht geteilt – bereits Anfang des Jahres 1934 wurden erste Maßnahmen unternommen, die Mitte des Jahres zum Röhmputsch führten.

Der Röhmputsch wird vorbereitet

  • Die Vorbereitungen begannen bereits im Januar des Jahres 1934. Der Chef der preußischen geheimen Staatspolizei erhielt den Auftrag, Material über die SA zu sammeln. 
  • Am 1. Februar kam es zum Streit zwischen Reichswehrminister Werner von Blomberg und SA-Chef Röhm. Dieser wollte die Reichswehr zum reinen Ausbildungsheer umbilden. Unterstützung erhielt Blomberg von Reichskanzler Hitler, der sich am 28. Februar deutlich gegen die SA aussprach: Er wolle keine Miliz, sondern die Reichswehr mit einer allgemeinen Wehrpflicht. Die Sturmabteilung leiste politische Erziehungsarbeit für die NSDAP. Zugleich warnte er die SA davor, weitere Schwierigkeiten zu bereiten.
  • Im Folgenden trat kurzzeitig Ruhe ein, wobei Röhm weiterhin in persönlichen Gesprächen die Entwicklungen kritisierte. Er unterzeichnete jedoch noch im Februar ein Abkommen mit dem Reichswehrminister Blomberg, dass die Reichswehr für alle Fragen der Kriegsvorbereitung und -führung zuständig sei.
  • Die SS begann Gerüchte über einen Putsch der SA und Röhms homosexuelle Neigungen (damals ein Straftatbestand – die Homosexualität Röhms war jedoch ein offenes Geheimnis und Hilter bekannt) zu streuen.
  • Im April begann die Reichswehrkampagne, die die Armee als alleinige Waffenträgerin der Nation propagierte.
  • Eine Weisung erging im Mai an die Dienststellen der Reichswehr, über alle Verstöße der SA gegen das im Februar unterzeichnete Abkommen zu berichten.
  • Röhm nahm Kontakt zu alten Gegnern des Regimes (u.a. Kurt von Schleicher) auf.
  • Am 11. Mai startete Goebbels eine Kampagne gegen Miesmacher und Nörgler.
  • Eine fünfstündige Aussprache zwischen Hitler und Röhm fand am 4. Juni statt.

Der Vizekanzler Franz von Papen wollte Hitler als Reichskanzler einrahmen – dass die Konservativen, die Hitler erst an die Macht brachten, diesen jedoch unterschätzten, zeigte sich in den ersten Monaten der Kanzlerschaft.

  • In seiner „Marburger Rede“ am 17. Juni kritisierte Franz von Papen die Nationalsozialisten scharf. Er sprach sich gegen den Terror der Braunen, das Verschwinden der freien Presse und gegen den umfassenden Machtanspruch der NSDAP aus. Die Veröffentlichung der Rede wurde von Propagandaminister Goebbels verboten.

Nach der Marburger Rede wurden SS, SD und Reichswehr über angebliche Putschpläne informiert und die technischen Vorbereitungen begannen.

  • Am 21. Juni traf Hitler Reichspräsident Hindenburg (der bereits schwerkrank war). Dieser bestärkte ihn, etwas gegen die Unruhestifter zu unternehmen.
  • Die SS wurde daraufhin bereits einen Tag später in stille Alarmbereitschaft versetzt.
  • Am 23. Juni wurden die Offiziere der Reichswehr über angebliche Putschpläne der SA informiert. Hitler teilte Minister Blomberg mit, er werde eingreifen – daraufhin wurde die Reichswehr in Alarmbereitschaft gesetzt.
  • In den folgenden Tagen kam es zur Vorbereitung der Öffentlichkeit auf die bald folgenden Ereignisse: Heß kritisierte öffentlichkeitswirksam die „Provokateure“ und am 29. Juni erschien ein Aufsatz Blombergs im Völkischen Beobachter, in dem er Hitler die Treue der Reichswehr zusicherte.
  • In der Nacht vom 29. auf den 30. Juni randalierten tausende SA-Männer auf den Straßen, die von den Putschvorwürfen erfahren hatten. Die Partei konnte die Männer jedoch beruhigen.
  • Hitler kam um ca. 06.30 Uhr in Bad Wiessee an, wo sich Ernst Röhm aufhielt. Dieser wurde festgenommen und am 01. Juli in Haft erschossen.
  • Nach der Verhaftung Röhms wurden in Folge der Aktion Kolibri, die in der „Reichsliste“ aufgeführten, Staatsfeinde verhaftet. In den Tagen zwischen dem 30. Juni und dem 2. Juli wurden (so heutige Annahmen) zwischen 150 und 200 Menschen getötet. Unter den Opfern befanden sich nicht nur Angehörige der SA, sondern auch Mitglieder der Kirchen und von anderen Parteien. 

Der Röhmputsch bedeutete für Hitler den Sieg über die Konservativen. Franz von Papen, der aufgrund seiner hohen Popularität nicht durch die Nationalsozialisten getötet wurde, wurde nach Österreich „abgeschoben“.

Bild von Bundesarchiv, Bild 102-14886 / CC-BY-SA [CC-BY-SA-3.0-de (http://creativecommons.org/licenses/by-sa/3.0/de/deed.en)], via Wikimedia Commons

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