Buch Abituraufsätze im Dritten Reich CoverDr. Bernhard Sauer, Lehrer und Historiker hat Abituraufsätze des Berliner Steglitz Gymnasiums, die während der nationalsozialistischen Diktatur verfasst wurden, gesammelt und in einem Buch zusammengefasst. Das Ergebnis erlaubt einen tiefen Einblick in die Bildungspolitik der damaligen Zeit und zeigt auf, wie allumfassend die NS-Ideologie in der Gesellschaft verankert wurde.

Der Autor kommentiert in Fußnoten bestimmte Passagen der Aufsätze, um dem Leser das nötige Hintergrundwissen zu verschaffen und um Fakten zu nennen. Dadurch wird der Leser auch durch die Ideologie nicht überfordert, sondern kann jede Aussage klar einordnen. Eine ausführliche Stellungnahme erfolgt am Ende eines Aufsatzes – hier arbeitet der Autor mit zahlreichen Zitaten, die zu einer Anschaulichkeit der Texte führen.

„Unsere heutige Zeit stellt an den einzelnen sehr viele Anforderungen, er kann nicht mehr, wie im Zeitalter des Liberalismus leben, wie er will. Er muss innerhalb der Volksgemeinschaft seine Pflicht erfüllen, die ihm vorgeschriebene. Überall muß er sich zum Wohle des ganzen unterordnen.“ (S. 76). Die NS-Erziehungspolitik hatte den Sinn, die Jugend für den Krieg vorzubereiten und ihr die Rassen- und Blut-und-Boden-Ideologie einzuverleiben. Das kommt in den Aufsätzen als historische Quellen dieser Zeit besonders gut zur Geltung und wird durch die Anmerkungen und Kommentierungen des Autors unterstrichen. Erschreckend ist – immer aufs neue – wie schnell diese Indoktrination vollzogen wurde – die frühesten Abituraufsätze in diesem Band sind aus dem Jahr 1934 und reichen bis ins Jahr 1942.

Inhaltsangabe

Abituraufsätze aus der Zeit des Dritten Reiches sind in starkem Maße politisiert. Alle wesentlichen Themen im Nationalsozialismus werden in ihnen angesprochen . Sie geben somit nicht nur Einblicke in den Schulalltag, sondern auch Auskunft über die allgemeinen Ziele des Nationalsozialismus und die Art und Weise, wie diese vermittelt wurden. 1928 hatte Hitler erklärt: „An sich hat die nationalsozialistische Bewegung das deutsche Volk dahin zu erziehen, dass es für die Gestaltung seines Lebens den Bluteinsatz nicht scheut.“ Zentrales Thema aller Aufsätze ist dementsprechend der Krieg. Immer wieder ist in ihnen vom Sterben die Rede. In einem Aufsatz heißt es: „Auch auf unser Leben dürfen wir keinerlei Rücksicht nehmen; so lange Menschen denken, war es höchstens Glück eines jeden, für sein Vaterland freudig zu sterben.“ Die „Erziehung zum Sterben“, die Bereitschaft, das eigene Leben zu opfern, war grundlegendes Erziehungsziel und Teil der Kriegsvorbereitung. Bereits in „Mein Kampf“ hatte Hitler gefordert: Schon der Jugend müsste „ein eiserner Grundsatz in die noch bildungsfähigen Köpfe hineingehämmert werden: Wer sein Volk liebt, beweist es einzig durch die Opfer, die er für dieses zu erbringen bereit ist“. Die Abituraufsätze sind bedeutende Zeugnisse dieser Erziehungsarbeit

Zum Autor

Bernhard Sauer, geb. 1949 in Berlin, Studium Geschichte, Politikwissenschaft und Sport; Lehrtätigkeit; Promotion zum Dr. phil. beim Zentrum für Antisemitismusforschung über die Schwarze Reichswehr. Veröffentlichungen zur Geschichte des deutschen Freikorps, der Frühgeschichte der NSDAP und der SA.

Lektüreempfehlung

Das Buch ist ein interessanter Quellenbeitrag zum Nationalsozialismus – dabei ist das Werk nicht auf Studenten und Schüler allein fokussiert; jedem Leser mit historischen Interesse kann ich das Buch empfehlen – insbesondere die Anmerkungen und Kommentare machen es leicht, die jeweiligen Aufsätze einzuordnen.

Das Buch ist zum Preis von 29,90 € erhältlich. Wenn Sie es über diesen Link bei Amazon bestellen, unterstützen Sie damit die Arbeit von Geschichte-Wissen:  »Nie wird das deutsche Volk seinen Führer im Stiche lassen«: Abituraufsätze im Dritten Reich

ISBN: 978 – 3 – 428 – 13942 – 2

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