Salzburg St Peter Gemaelde Taufe 1Die Agilolfinger hingegen sind fast sicher eine quasi „internationale“ Adelsfamilie gewesen. Der Leitname „Agilolf“ bzw. dessen Varianten „Agiulf“, „Ailulf“, „Agilf“ oder „Agio“ ist von den Westgoten (457 unterliegt ein Statthalter des westgotischen Königs im Suebenreich namens Agiulf nach einem Aufstand den Truppen des Königs) über die Franken bis hin zu den Langobarden nachgewiesen. Ein 602 gestorbener Bischof von Metz (wo auch einer der Stammväter der Karolinger mit Namen Arnulf Bischof war!) hieß Agilulf. Es gibt sogar einen langobardischen König mit Namen „Agilulf“, der jedoch in den Quellen als „aus der Familie der Anawas“ stammend bezeichnet wird. Spätestens seit Theudelinde hingegen sind die langobardischen Könige mit den Agilolfingern verwandt. Die Nachkommen ihres Bruders Gundoald waren 652-712 langobardische Könige. Theudelinde war auch der Grund dafür, dass der Katholizismus bei den Langobarden neben dem Arianismus die zweite bedeutende christliche Konfession wurde, was zu einigen Thronfolgestreitigkeiten zwischen katholischen und arianischen Prätendenten führte.

Fredegar berichtet auch von einem Herzog Taso von Friaul, der zusammen mit Theudelindes Tochter Gundperga eine (katholische) Verschwörung geplant habe. Taso ist nun kein häufiger Name, umso auffälliger muss es sein, dass die Verkleinerungsform von Taso „Tassilo“ lautet, und unter diesem Namen sind gleich drei Herzöge von Bayern bekannt. Hier muss es also eine Verbindung geben, noch dazu, wo Paulus Diaconus berichtet, eine Schwester Tasos von Friaul habe einen bairischen Herrscher geheiratet. Garibald II., der Sohn Tassilos I., muss dieser Herrscher gewesen sein. Die Historia Langobardorum verweist zudem auf eine damals offenbar allgemein bekannte verwandtschaftliche Verbindung zwischen den Herzögen von Alemannien, Bayern und Benevent. Tatsächlich lassen sich bei den alamannischen Alaholfingern viele Leitnamen wie Lantperht, Uta, Swanahilt, Wicpert, Hildebrant feststellen, die auch bei den bayerischen Agilolfingern üblich waren, hier muss es also eine verwandtschaftliche Verbindung gegeben haben. Dieses Annahme wird bestärkt durch die Tatsache, dass in der laut „Lex Baiovariorum“ zu den fünf mächtigsten Familien in Bayern („genealogiae“) zählenden Familie der Huosier, die im Bereich links und rechts des Lech Besitzhäufungen hatten, der Name „Eigilolf“ (= Agilolf) recht häufig war. Die Huosi könnten also eine Verbindung zwischen den Herzogsfamilien Alamanniens und Bayerns herstellen.

Die Herzöge von Benevent hingegen waren ursprünglich Herzöge von Friaul…

Ein fränkischer Adliger namens Chrodoald, der gegen den Teilkönig Dagobert einen missglückten Aufstand probte, floh Dagoberts Vater König Chlothar und wurde trotz des Versprechens, ihn zu schonen, später von Dagobert getötet. Dieser Chrodoald war laut Fredegar ein Agilolfinger. Sein Sohn Fara ist in Thüringen nachweisbar, eine der „fünf genealogiae“ der Bajuwaren hatte den Namen „Feringa“ (im Ortsnamen Unterföhring, einst „Feringen“, erhalten), was darauf hindeutet, dass nicht nur die Huosi, sondern auch die Feringa im Prinzip nur Seitenzweige der Agilolfinger waren. Ob die „Hahalinga“ (im Ortsnamen Unterhaching erhalten; Unterhaching ist wie Unter-/Oberföhring heute ein Vorort von München), die Druozzi und die Fagana, die die „fünf genealogiae“ komplettieren, mit den Agilolfingern verwandt waren, lässt sich kaum feststellen, ich persönlich würde mich aber nicht wundern, wenn solches einmal zu Tage käme. Wenn das so wäre, dann hätten sich die Agilolfinger samt ihren Seitenzweigen vom fränkischen König, der die „Lex Baiovariorum“ abgesegnet hatte, quasi die Alleinherrschaft über Bayern zusichern lassen, wobei der Hauptstamm der Familie die Herzogswürde zugesprochen bekommen haben würde.

Auch wenn die genealogischen Informationen zu den frühen Herzögen von Bayern also zu einem Großteil auf Indizien oder Spekulationen beruhen, lässt sich dennoch feststellen, dass es etwa seit Mitte des 6.Jhs. ein Herzogtum Bayern gegeben haben muss und dass die aus fränkischem Hochadel stammenden Agilolfinger von Anfang an in diesem Herzogtum eine gewichtige Rolle gespielt haben. Damit ist die Verbindung zwischen Agilolfingern und Bayern sowie die Entstehungszeit eines Herzogtums Bayern um die Mitte des 6.Jhs. relativ gesichert, aber wie das „Volk der Bayern“ nun wirklich entstanden ist, ist nach wie vor unklar, denn die „Friedenhain-Prestovice-Theorie“ gilt ja mittlerweile als überholt.

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