Fachbereich Geschichte
Kurs: Die Weimarer Republik
Dozent: —-
Referentin: Ch. St.                       

Der Mord an Walther Rathenau

1. Wer war Walther Rathenau?

  • Am 29. September 1867 geboren als Sohn des AEG – Gründers Emil Rathenau. Studium der Philosophie, Physik und Chemie, darauf einjährige Militärdienstzeit.
  • Ab1899 Sitz im Direktorium der AEG, ab 1912 Vorsitzender des Aufsichtsrat. Insgesamt in 130 in- und ausländischen Firmen Leitungsfunktionen inne. „Aufsichtsrathenau“
  • Während des Ersten Weltkrieges Leiter der Kriegsrohstoffabteilung. Damit Ermöglichung einer längeren Kriegsführung -> „Kriegsverlängerer“
  • 1897: Veröffentlichung des Aufsatzes „Höre Israel“: Aufforderung zur Assimilation. 1917: „Von kommenden Dingen“: Bedeutendstes Werk.
  • 1920: Vertreter Deutschlands auf der Reparationskonferenz von Spa. Er versucht durch die bestmögliche Erfüllung der Forderungen der Alliierten eine Abschwächung des Versailler Vertrages zu erreichen -> ,,Erfüllungspolitik“.
  • Mai 1921: Rathenau wird Wiederaufbauminister in der Regierung Wirth.
  • 1922: Konferenz von Cannes Rathenau erreicht die Herabsetzung der laufenden deutschen Reparationszahlungen.
  • 1. Februar 1922: Rathenau wird im zweiten Kabinett Wirth Außenminister.
  • Rapallo-Vertrag mit der Sowjetunion als Beginn einer nach Russland orientierten deutschen Außenpolitik.

-> Rathenau war eine sehr umstrittene und widersprüchliche Person.                                           
-> Komplexer, erstaunlicher und vielseitiger Mann: Industrieller, Politiker und Publizist.

1.1. Rathenau in der öffentlichen Meinung

  • Kritik der rechten Presse („Erfüllungspolitik“).
  • Ernennung Rathenaus zum Minister wird als Beweis für die Herrschaft des internationalen Judentums über die Deutschen angesehen.
  • Kritik von rechts nimmt immer weiter zu.
  • Der Vertrag von Rapallo veränderte seine Bewertungen kurzzeitig.-> Interpretation Rathenaus als Anhänger eines „schleichenden Bolschewismus“.
  • Rathenau ist sich der Gefahr bewusst, sträubt sich aber gegen Bewachungsmaßnahmen.

2. Das Attentat auf Walther Rathenau

Am Samstag, dem 24. Juni 1922 wurde Walther Rathenau auf dem Weg ins auswärtige Amt in seinem Auto erschossen. Er wurde von fünf Schüssen aus nächster Nähe getroffen worden, schon der erste Schuss war tödlich gewesen.

2.1. Reaktionen der Öffentlichkeit

  • Beschluss der Arbeiterorganisationen für den 27. Juni (Tag der Trauerfeier) einen landesweiten Proteststreik für die Republik zu führen. -> In allen großen deutschen Städten fanden Demonstration für die Republik statt.

2.2 Reaktionen der Regierung

  • Die Regierung verstand den Mord Rathenaus nicht als Einzeltat, sondern als Höhepunkt einer Reihe von Anschlägen aus rechtsradikalen Kreisen.
  • 26. Juni 1922: Erlass der „Verordnung zum Schutze der Republik“, gestützt auf Artikel 48 der Verfassung. Am 21. Juli 1922 folgte das „Gesetz zum Schutze der Republik“.
  • Rede von Reichskanzler Wirth: „Da steht der Feind, der sein Gift in die Wunden eines Volkes träufelt. – Da steht der Feind – und darüber ist kein Zweifel: dieser Feind steht rechts!“

2.3. Die Motive der Täter

  • Die Täter waren Mitglieder der „Organisation Consul“ gewesen.
  • Im Urteil wurde die Tat auf den „blindwütigen Judenhass“ zurückgeführt.
  • Erwin Kern: „Durch Rathenaus Beseitigung solle die Linke zum Losschlagen gereizt werden, damit die nationalen Partein ans Ruder kämen; außerdem sei der Minister ein Anhänger des Bolschewismus, der […] die Ziele des internationalen Judentums verfolge…“
  • Zwei der Angeklagten wehrten sich gegen die Zuschreibung antisemitischer Motive: „Der Stoß wurde gegen das System geführt, das in ihm seine Verkörperung fand.“
  • Techow: „Der Stoß gegen Rathenau musste das System ins Herz treffen.“ -> Die Tat richtete sich nicht gegen Rathenau persönlich.

3. Die Geheimorganisation „Consul“ (O.C.)

3.1. Entstehung

  • Aufgelöste Brigarde Ehrhardt lebte in der in Bayern gegründeten „Organisation Consul“ fort. Bestand zunächst nur aus ehem. Freikorpssoldaten und Offizieren des Kaiserlichen Heeres.
  • 10. Dezember 1920: Gründung der Bayrische „Holzverwertungsgesellschaft mbH“ in München als Tarnorganisation.

3.2. Absichten der „Organisation Consul“

  • zwei Funktionen: Unterstützung der Regierung nach außen eingesetzt werden und Herbeiführung eines Sturz im Inneren.
  • Plan der Organisation: Durch gezielte Aktionen einen Putsch von links zu provozieren, und diesen dann unter Zustimmung großer Teile des Bürgertums und zusammen mit der Reichswehr niederzuschlagen und die Macht in Deutschland zu übernehmen. Durch Morde an politischen Gegnern und durch Terrorakte sollte das politische Klima aufgeheizt werden. (Provokationsstrategie)

Fazit

  • Die Rechte wurde in die Defensive gedrängt und musste ihren Plan als gescheitert ansehen.
  • Nach Aussagen der Mittäter wurde der Mord zum Zweck einer Umstürzung der Regierung ausgeführt. Er war die Verkörperung der jungen Republik.
  • Mit Rathenau wollten die Urheber des Mordes die Republik insgesamt treffen; die Tat sollte ein Schlag gegen das System, gegen die Weimarer Republik sein.

Literatur:

Sabrow, Martin: Die verdrängte Verschwörung. Der Rathenau-Mord und die deutsche Gegenrevolution. Frankfurt am Main 1999, S. 42-65.                                                
Sabrow, Martin: Der Rathenaumord: Rekonstruktion einer Verschwörung gegen die Republik von Weimar: Schriftenreihe der Vierteljahrshefte für Zeitgeschichte, Bd. 69, München 1994. 

Videomaterial:

Voß, Oliver: Walther Rathenau – Außenminister und Industriekapitän. München: Bayerisches Fernsehen, 2002. Corleis, Jürgen: Wer war Walter Walther Rathenau? Die frühen Jahre der Weimarer Demokratie. Frankfurt am Main: HR, 1984.

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