Nabupolassar, der Vater Nebukadnezars II., war ein Chaldäer, Angehöriger eines in Mesopotamien ansässig gewordenen Stammes der Aramäer, die eine Führungsrolle in Babylonien errungen hatten und sich mittlerweile als Babylonier fühlten. Da in den Jahren assyrischer Fremdherrschaft die babylonische Kultur fast verloren gegangen war, musste er sich Anleihen bei Hammurabi und den akkadischen Königen suchen. Er begann umfangreiche Bauarbeiten an den verfallenen Tempeln in Babylon und an den Kanälen, doch konnte er sie aufgrund seines relativ frühen Todes nicht fertig stellen. Das blieb seinem Sohn überlassen, dem biblischen Nebukadnezar II. (eigentlich Nabuchodonosor oder Nabukudurriussr, je nach Übersetzung ins lateinische Alphabet).

605 v.Chr. führte er – noch unter der Herrschaft seines Vaters – Krieg gegen die Ägypter, und schlug sie in der Schlacht von Karkemisch. Die ägyptische Armee wäre vernichtet worden, wäre Nebukadnezar nicht von der Nachricht vom Tod seines Vaters zurückgerufen worden. Da Babylon aber alle assyrischen Gebiete südlich des Mederreiches für sich beanspruchte, kehrte er fast jedes Jahr nach Syrien zurück, um die Ägypter zurückzuwerfen; eine Invasion Ägyptens im Jahr 601 blieb allerdings ebenso erfolglos wie ein weiterer Angriff 567. Doch einer dieser Kriegszüge führte 598 zur Eroberung Judas, Zerstörung Jerusalems und Verschleppung eines Teils der Bevölkerung, was als Babylonische Gefangenschaft der Juden weltgeschichtliche Bedeutung erlangt hat.

Unter seiner Ägide wurde das verarmte Babylonien zu einem der reichsten Länder der damaligen Welt und Babylon zur größten Stadt. Nebukadnezar ließ Kanäle bauen und erneuern und steigerte so die landwirtschaftlichen Erträge, aber auch den Handel, denn er ließ auch Hafen- und Kaianlagen bauen sowie Lagerhäuser im Hafen anlegen. Ein Auffangbecken sollte die Frühjahrshochwässer entschärfen. Handel und Gewerbe blühten, es gab sogar schon richtige Bankhäuser.

Seine Baumaßnahmen waren gigantisch, wobei die Bevölkerung sicherlich eine z.T. recht harte Fron auferlegt bekam. Ein Großteil seiner Energie floss dabei nach Babylon, aber auch in Ur und Borsippa ließ er bauen bzw. plante er gewaltige Bauten. Nebukadnezar sah Auseinandersetzungen mit den Medern und Persern voraus und machte aus Babylon die stärkste Festung seiner Zeit: Die alte Doppelmauer um die Stadt wurde verstärkt, eine dreifache äußere Mauer hinzu gefügt. Etwa 60km nördlich von Babylon errichtete er zusätzlich eine nach griechischen Berichten bis zu 30m hohe Mauer, die vom Euphrat zum Tigris verlief. Sie hieß die “Medische Mauer” (!). Innerhalb der Stadt ließ Nebukdanezar im Nordwesten zwei gewaltige Paläste errichten, in der sog. Südburg befanden sich die als “Hängende Gärten” berühmt gewordenen Terrassengärten, die als eines der Sieben Weltwunder galten. Wie seine assyrischen und ägyptischen “Kollegen” dürfte auch Nebukadnezar II. eine zoologische Sammlung besessen haben.

Literatur:

Stephanie Dalley: Niniveh, Babylon and the Hanging Gardens: Cuneiform and Classical Sources Reconciled. In: Iraq. (Journal of the British School of Archeology in Iraq, London). Nr.56, S.45-58. 1994.

Er vollendete auch den riesenhaften Marduktempel. Dieser war schon seit Jahrhunderten geplant und begonnen, aber bis dahin als Stumpf dagestanden (das hatte u.a. zur Sage vom “Turm von Babel” geführt!). Das 70m hohe Bauwerk mit seinen fünf Terrassenstufen wurde an Höhe nur noch von den ägyptischen Pyramiden übertroffen, zu ihm hin führte eine Prozessionsstraße, die durch das Ishtartor führte. Von diesem Tor sind noch heute 12m hohe Reste vorhanden, ein Nachbau befindet sich im Vorderasiatischen Museum in Berlin. Doch nur durch die imponierenden Ausmaße sind diese Bauwerke besonders, künstlerisch stellen sie nichts als mehr oder weniger gut gelungene Nachahmungen dar.

Babylon besaß damals die größte Siedlungsfläche aller Städte Mesopotamiens; die Straßen waren rasterförmig angelegt.

Nebukadnezars Sohn wurde bald nach der Übernahme der Herrschaft von den Mardukpriestern beseitigt, danach konnte nur noch der Aramäer Nabonid das Reich zu einer gewissen Größe führen, doch seine und seines Sohns, des biblischen Belsazar, Maßnahmen, um einem persischen Angriff die Stirn bieten zu können, kamen zu spät. Kyros II. eroberte Babylon fast kampflos. Die Festung Nebukadnezars war gegen den Widerwillen der Mardukpriester und der Bevölkerung gegen die Herrschaft Nabonids machtlos.

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