egyptÄgypten ist vielleicht die älteste Kultur der Menschheit. Als im Zuge der Klimaänderung nach dem Ende der letzten Eiszeit die Sahara austrocknete, konzentrierten sich die Menschen in der gigantischen Flussoase des Nil. Der sorgte zwar durch die jährlichen Überschwemmungen dafür, dass die Äcker an seinen Ufern regelmäßig gedüngt wurden und ihre Fruchtbarkeit behielten, aber nachdem der Fluss wieder in sein Bett zurückgekehrt war, musste der Boden wieder neu an die Bauern verteilt werden. Das machte eine zentrale Macht und die Erfindung der Mathematik notwendig – die Grundlagen für Entstehung der ägyptischen Hochkultur. Nach dem Ende des ersten Zentralstaats, des Alten Reichs, zerfiel Ägypten in rivalisierende Fürstentümer, die durch Pharao Amenemhet I. wieder vereinigt wurden. Doch dieser Staat, von den Historikern das Mittlere Reich genannt, fiel nach 400 Jahren in ein tiefes Loch: Eindringlinge aus Asien, die Hyksos, eroberten das Niltal und errichteten eine Herrschaft, die 200 Jahre andauern sollte.

Für die Ägypter, die ihr Land als Zentrum der Welt sahen, war dies eine ungeheure Demütigung. Die Invasoren passten sich zwar der überlegenen Kultur Ägyptens an, aber politische Freiheit gab es nicht. Den eisernen Waffen und schnellen Kampfwagen der Hyksos hatten die Ägypter nichts entgegenzusetzen. Ihre stolze Vergangenheit vor Augen probten einzelne Fürsten immer wieder den Aufstand, aber immer behielten die verhassten Eindringlinge die Oberhand. Ihr König residierte in Avaris im östlichen Nildelta, die Gaufürsten Ägyptens waren untereinander zerstritten und die armen Bauern waren froh, wenn die Abgaben, die sie zu zahlen hatten, ihnen genug zum Leben ließen.

Schließlich, nach über 100 Jahren der Unterdrückung, entstand Ägypten in Ahmose, einem Gaufürsten aus Theben in Oberägypten, ein Erretter. Bei seinem Kampf gegen Apophis, den König der Hyksos, drang Ahmose 1560 v.Chr. immer weiter nilaufwärts vor, bis er schließlich die Hauptstadt der Hyksos selbst belagerte. Ein Pfeilschauer nach dem anderen deckte die Feinde ein, bis schließlich die beiden Heere im Kampf Mann gegen Mann aufeinanderprallten. Die Ägypter hatten von ihren Besatzern einiges gelernt: Nunmehr verfügten auch sie über Streitwagen, die sie als mobile Kampfplattformen nutzten, und über bronzene Waffen. Am Ende der Schlacht flohen die Hyksos nach Osten in die Wüsten Palästinas und Syriens. Drei Jahre später wurde dort ihre letzte Bastion bezwungen. Das uralte Volk der Ägypter, dessen Kultur zu diesem Zeitpunkt schon 2000 Jahre alt war, war aus seiner gedemütigten Unterwerfung aufgestanden wie Phönix aus der Asche und machte sich nun seinerseits auf, die benachbarten Völker zu beherrschen. Nie wieder sollte es geschehen, dass überraschend ein Feind auftauchte, der die ägyptischen Heere vor sich her treiben konnte. In den folgenden 500 Jahren erreichte das Neue Reich der Ägypter einen machtvollen Höhepunkt. Es beherrschte alle Länder von Nubien im Süden bis Syrien im Norden, von der libyschen Wüste im Westen bis zur Arabischen Wüste im Osten. Königin Hatschepsut schickt Schiffe aus, die die alten Handelswege nach Schwarzafrika, in das Land Punt, wieder öffnen sollen, und tatsächlich bringen diese Schiffe märchenhafte Reichtümer zurück. Ihr Stiefsohn Thutmosis III. wird der Napoleon des alten Ägypten und stellt seine Grenzposten an den Ufern des Euphrat auf. Ramses II. Schließt mit dem Reich der Hethiter den ersten Friedensvertrag der Geschichte, und Ramses III. besiegt die rätselhaften Seevölker, die zuvor das Machtgefüge des ganzen Mittelmeerraumes auf den Kopf gestellt haben. Und nie wieder fällt Ägypten in ein solches Dunkel zurück wie zu Zeiten der Besetzung durch die Hyksos.

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